Ärzte des UniversitätsSpitals Zürich haben diese Woche einen unter Prostatakrebs leidenden Mann mit einer neuen, schonenden Therapie behandelt. Dabei werden Krebszellen mit hochintensivem fokussiertem Ultraschall punktgenau erhitzt und zerstört. Der Eingriff verlief erfolgreich. Die minimal-invasive Methode reduziert die Nebenwirkungen radikaler Therapien wie Impotenz oder Urininkontinenz deutlich.
Die erstmals durchgeführte neue Therapie des hochfokussierten Ultraschalls (HIFU) ist eine zusätzliche Option für Männer mit Prostatakrebs, die bei der Wahl der passenden Behandlung in ein Dilemma geraten: Sollen sie sich radikal mit einer Operation oder einer Bestrahlung behandeln lassen oder zuwarten? Eine radikale Therapie bekämpft den Tumor meist sehr effektiv und verspricht ein geringes Rückfallrisiko. Als Folge der Behandlung leidet danach aber nahezu jeder Zweite unter einer Impotenz und einige unter einer Urin-Inkontinenz. Die abwartende Strategie hingegen, welche regelmässige Untersuchungen notwendig macht, kann psychisch belastend sein und es besteht die Gefahr, dass der Krebs trotz allem weiter wächst.
HIFU: bald Tumortherapie der Zukunft?
Einem Grossteil der Patienten kann Prof. Tullio Sulser, Direktor der Klinik für Urologie des UniversitätsSpitals Zürich, mit dem HIFU-Verfahren nun eine nebenwirkungsarme Alternative anbieten. Die bisher vorliegenden Studien aus England sind sehr vielversprechend: Nachteilige Nebenwirkungen traten sehr selten auf und nur wenige der Patienten mussten später einer erneuten Tumortherapie zugeführt werden. Am Universitätsspital wird jetzt in einer klinischen Studie getestet, ob der Krebs innert drei Jahren wieder kommt und wie häufig die Behandelten an Nebenwirkungen leiden. «Fallen die Resultate positiv aus, wird HIFU die Lücke zwischen radikaler und abwartender Therapie schliessen und damit zur Prostatatherapie der Zukunft», sagt Prof. Tullio Sulser.
Hitze zerstört Krebszellen punktgenau
Bei der Behandlung mit HIFU liegt der Mann auf der Seite, und der Arzt führt eine Ultraschallsonde in seinen Enddarm ein. Dazu ist keine Vollnarkose nötig; eine Spinalanästhesie reicht aus. Das Gerät bündelt die Schallwellen durch eine Art Hohlspiegel –wie Sonnenstrahlen in einem Brennglas. Durch die Bündelung entstehen Temperaturen bis zu 90 Grad Celsius, wodurch die kranken Zellen punktgenau zerstört werden. Ein spezielles Kühlsystem vermeidet die Überhitzung des angrenzenden Gewebes, insbesondere des Darmes, und verhindert so dessen Schädigung. Die Herausforderung besteht in der Lokalisierung des Tumors. Hierzu werden zwei High Tech-Technologien kombiniert: Die Magnet-Resonanz-Tomographie und das HIFU-Gerät. Auf den Bildern der Magnet-Resonanz-Tomographie kann der Radiologe Lage und Grösse des Prostatakrebses erkennen und damit vorgeben, welcher Teil der Prostata behandelt werden soll. Das HIFU-Gerät wiederum erstellt unmittelbar vor der Behandlung ein aktuelles, hoch auflösendes Ultraschallbild der Prostata. Diese beiden Bilder werden in der Folge überlagert, die zu behandelnde Zone festgelegt und die Behandlung unter laufender Ultraschall-Kontrolle durchgeführt. Am Ende des Eingriffes wird das Resultat der Behandlung durch ein kontrastmittelverstärktes Ultraschallbild beurteilt und falls nötig in der gleichen Sitzung vervollständigt.
Ansprüche an Krebstherapien haben sich verändert
«Das fokale Verfahren mit HIFU eignet sich besonders für Patienten im frühen Krankheitsstadium und für solche, welche nicht operiert werden können oder wollen und für Patienten, welche früher eine Bestrahlungsbehandlung erhalten haben und der Prostatakrebs sich wieder zurückgemeldet hat», sagt PD Dr. Daniel Eberli, Leitender Arzt an der Klinik für Urologie. Die Ansprüche an eine Prostatakrebsbehandlung hätten sich heute geändert. Sei früher die erfolgreiche Krebsbekämpfung oft das wichtigste Kriterium gewesen, spiele heute für viele Patienten der Erhalt der Lebensqualität eine grössere Rolle. In diesem Fall sei eine Behandlung mit HIFU sinnvoll. PD Dr. Daniel Eberli: «Teilbehandlungen der Prostata mit HIFU bringen die Krebskontrolle und die Minimierung der Nebenwirkungen in eine gute Balance».
Ansprechpartner für Fragen:
Prof. Tullio Sulser, Direktor, Klinik für Urologie, UniversitätsSpital Zürich
Tel.: +41 44 255 54 01; _x000D_
tullio.sulser@usz.ch
PD Dr. Dr. Daniel Eberli, Leitender Arzt, Klinik für Urologie, UniversitätsSpital Zürich; Tel.: +41 44 255 96 19; _x000D_
daniel.eberli@usz.ch