Maximilian Halbe begleitete den bisher weltweit längsten ECMO-Patiententransport, den ein Team der Rega und des USZ letzte Woche durchführte. Der Leiter der USZ-Kardiotechnik erzählt von dem höchst anspruchsvollen Einsatz – wenige Stunden nach seiner Rückkehr.
Herr Halbe; Sie kommen gerade vom längsten Transport eines Patienten an einem ECMO zurück, der bisher durchgeführt wurde. Können Sie kurz erklären, was ein ECMO ist?
ECMO ist die Abkürzung für extracorporeal membrane-oxygenation, eine Herz-Lungen-Maschine, die die lebenswichtigen Aufgaben dieser Organe übernimmt, also den Blutfluss und die Gasversorgung sicherstellt sowie die Körpertemperatur reguliert. Auf Transporten kommt eine mobile Variante dieser Geräte zum Einsatz.
Die Patientin wurde also nur dank der ECMO am Leben gehalten?
Ja, ohne diese externe Herz-Lungen-Maschine wäre der Transport nicht möglich gewesen.
Warum kam ein Team der Rega und des USZ zum Einsatz?
Seit fünf Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit der Rega mit den spezialisierten Kardiotechnikern und Ärzten des USZ für ECMO-Transporte. Die meisten Einsätze fliegen wir, um Patientinnen und Patienten aus Spitälern in der Peripherie abzuholen und in ein Zentrumsspital zu verlegen, in dem eine weitere Behandlung möglich ist, wenn sämtliche Möglichkeiten in den kleineren Spitälern ausgeschöpft sind. Wir sind eines der ganz wenigen Teams weltweit, die über die nötige Erfahrung für so einen Einsatz verfügen.
Wofür waren Sie auf diesem Patiententransport genau zuständig?
Bei ECMO-Transporten muss neben einem Arzt zwingend ein Kardiotechniker dabei sein, der den Patienten und das Gerät überwacht und Anpassungen vornehmen kann.
Was war speziell an dem Einsatz im Vergleich zu anderen?
Sicher die Dauer. Wir haben die Patientin erst in London übernommen und sie dann mit einer Zwischenlandung in Pakistan nach Taiwan gebracht. Allein die Flugzeit betrug 14,5 Stunden; dazu kommen die Übernahme und Übergabe der Patientin und die Transporte zum und vom Flughafen ins Spital. Die meisten ECMO-Transporte dauern ca. 30 Minuten und werden mit dem Helikopter durchgeführt. Hier kam der Jet zum Einsatz. Der Vorteil ist, dass im Jet mehr Platz ist als im Heli, und die Versorgung z.B. mit Strom ist sicherer.
Haben Sie sich speziell vorbereitet? War überhaupt Zeit dazu?
Viel Zeit war nicht. Von der Anfrage bis zum Reisebeginn waren es knapp zwei Tage. Die habe ich vor allem damit verbracht, mir medizinische Informationen über die Patientin zu verschaffen und meine Stellvertretung im USZ zu organisieren.
Welche Risiken gab es?
ECMO-Patienten sind immer schwerstkranke Patienten. Ohne das Gerät würden sie innerhalb weniger Minuten sterben. Während des Fluges ist man immer völlig auf sich allein gestellt, wenn Krisen eintreten.
Gab es denn brenzlige Situationen unterwegs?
Wir mussten bei der Übernahme der Patientin das System wechseln, das war ein heikler Moment. Auch das mehrfache Ein- und Ausladen war eine Herausforderung. Und die einstündige Fahrt mit der Ambulanz mitten durch die Londoner Innenstadt zum Flughafen war nicht einfach. Es wäre auch überraschend, wenn es bei einem solchen Transport nicht immer wieder kritische Situationen gäbe.
Können Sie Erfahrungen aus dem Einsatz übernehmen?
Reisen bildet, das gilt auch in diesem Fall. Wir hatten intensiven Austausch mit dem Behandlungsteam in London. Ich habe einige Anregungen von dort mitgenommen, die ich bei uns einbringen werde, sie haben andere von uns übernommen. Auch vom ganzen Handling im Jet habe ich einige Inputs mitgenommen.
Was war das für ein Gefühl, als Sie die Patientin wohlbehalten übergeben hatten?
Unglaubliche, riesige Erleichterung! Das ganze Team war sehr froh. Am Zielflughafen wartete eine Menge von Ärzten und Pflegenden auf uns, um die Ankunft dieses doch aussergewöhnlichen Transports mitzuerleben. Nach der Übergabe konnten wir uns allerdings nur wenige Stunden im Hotel ausruhen; dann ging es schon wieder zurück.