Refluxkrankheit

Die Refluxkrankheit geht mit unangenehmen Symptomen einher: Sodbrennen, saures Aufstossen und Brennen hinter dem Brustbein, die laut Definition mindestens einmal pro Woche auftreten und der Patientin oder dem Patienten so unangenehm sind, dass sie die Lebensqualität einschränken. Durch eine Anpassung des Lebensstils und gezielte Verhaltensmassnahmen können die Beschwerden häufig gebessert werden. Sollte dies nicht ausreichen, schliesst sich eine medikamentöse Therapie und in speziellen Fällen eine Operation an.

Was ist eine Refluxkrankheit?

Bei der Refluxkrankheit fliesst saurer und nicht-saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück – und zwar nicht nur gelegentlich, sondern der Rückfluss ist krankhaft gesteigert. Typische Symptome sind: Sodbrennen, saures Aufstossen sowie Brennen und Schmerzen hinter dem Brustbein. Besonders ausgeprägt sind die Beschwerden nach üppigen Mahlzeiten. Medizinisch heisst die Erkrankung auch gastroösophageale Refluxkrankheit oder im Englischen: gastroesophageal reflux disease, abgekürzt GERD. Das Wort „gastroösophageal“ bedeutet, dass sowohl der Magen als auch die Speiseröhre betroffen sind.

Sodbrennen oder Refluxkrankheit

Gelegentliches Sodbrennen kennen viele Menschen. Es ist zwar lästig und schmerzhaft, gilt jedoch als normal und harmlos, weil der Mageninhalt nur kurz mit der Schleimhaut der Speiseröhre in Berührung kommt. Bei einer Refluxkrankheit fliesst allerdings öfters saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück und ruft unangenehme Beschwerden hervor. Die aggressiven Verdauungssäfte kommen wiederholt mit der Schleimhaut der Speiseröhre in Kontakt und reizen sie. Wirkt der saure Magensaft länger auf diese ein, kann sie sich entzünden und Schaden nehmen. Mögliche Folgen neben den unangenehmen Beschwerden: Entzündungen, Geschwüre, chronischer Schleimhautumbau, Verengungen oder im schlimmsten, zum Glück seltenen Fall, Speiseröhrenkrebs.

Refluxkrankheit – Häufigkeit und Alter

Sodbrennen ist ein sehr häufiges Problem. In der westlichen Bevölkerung leiden zwischen 10 und 20 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal pro Woche an saurem Aufstossen. Männer und Frauen sind gleichermassen davon betroffen. Besonders Schwangere haben gehäuft mit Sodbrennen zu tun. Unter krankhaftem Reflux leiden ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung. Die Refluxkrankheit kann prinzipiell in jedem Alter auftreten. Sogar schon Babys können betroffen sein, wenn der Schliessmuskel der Speiseröhre bei der Geburt noch nicht ausgereift ist. Auch Kleinkinder, Kinder und Jugendliche leiden manchmal unter Reflux.

Refluxkrankheit: Ursachen und Risikofaktoren

Die Refluxkrankheit entsteht meist, wenn der Druck im oder auf den Magen hoch ist und der untere Schliessmuskel zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr ausreichend schliesst oder verändert ist, oder der Magen überfüllt wird. Dieser Muskel verhindert normalerweise, dass Magensäure in die Speiseröhre zurückgelangt. Beim Schlucken erschlafft er und sorgt dafür, dass der Nahrungsbrei nur in eine Richtung „rutscht“ – nämlich in den Magen. Der Schliessmuskel funktioniert also wie eine Art Ventil. Folgende Ursachen und Risikofaktoren kommen für den gastroösophagealen Reflux in Frage:

  • Zwerchfellbruch: Die Speiseröhre reicht durch eine schmale Lücke im Zwerchfell in den Magen. Bei einem Zwerchfellbruch rutscht der Magen aufgrund des Bruchs ein Stück nach oben in den Brustraum. Das Zwerchfell ist dann nicht mehr in der Lage, den Verschluss des Schliessmuskels zu unterstützen. Viele Menschen mit Refluxkrankheit haben einen Zwerchfellbruch, aber der Umkehrschluss trifft nicht zu: Die wenigsten Menschen mit Zwerchfellbruch leiden unter einer Refluxkrankheit.
  • Störungen der Speiseröhrenmotilität: Die Bewegung (Motilität) der Speiseröhre ist eingeschränkt. Sie ist nicht in der Lage, den zurückgeflossenen Mageninhalt schnell wieder nach unten zu befördern. Auch eine empfindliche Speiseröhre oder ein Mangel an neutralisierendem Speichel kommt als Ursache in Frage – hier reagiert sie besonders stark auf den Kontakt mit geringen Mengen an Verdauungssäften (der Reflux muss dabei nicht unbedingt gesteigert sein, Beispiel Sklerodermie).
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas): Je höher das Körpergewicht, desto höher ist auch das Risiko für die Refluxkrankheit. Der Grund ist der erhöhte Druck im oder auf den Magen, der den Speiseröhrenmuskel strapaziert.
  • Schwangerschaft: Auch hier ist der Druck im Bauchraum erhöht, was die Refluxkrankheit begünstigt. Dazu kommen hormonelle Faktoren, welche die Beweglichkeit der Speiseröhre vermindern.
  • Krankheiten, die mit einer gesteigerten Produktion von Magensäure verbunden sind (sehr selten) oder die den Magenabfluss behindern (Gastroparese).
  • Frühere Operationen an der Speiseröhre oder am Magen.
  • Frühgeborene: Der Schliessmuskel zwischen Speiseröhre und Magen ist noch nicht richtig ausgebildet.
  • Bestimmte Lebensmittel: Schokolade, fettreiche Speisen, scharfe Gewürze, Kaffee, Alkohol, Pfefferminze, Peperoni.
  • Rauchen erhöht das Risiko für Sodbrennen und die Refluxkrankheit.
  • Stress, Hektik, Ärger.
  • Viele Medikamente, zum Beispiel Blutdrucksenker, Benzodiazepine, Kalziumkanalblocker, Nitrate oder hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille.

Je mehr Nahrung aufgenommen wird, umso mehr Reflux kann zurückfliessen. Daneben scheinen körperliche Anstrengungen und bestimmte Köperhaltungen die Refluxkrankheit zu begünstigen. Im Liegen oder beim Vorbeugen verstärkt sich das Sodbrennen oft, weshalb Patientinnen und Patienten mit starkem Reflux von einer frühen und eher kleinen Abendmahlzeit (ca. 18:00 Uhr) profitieren, nach der sich der Magen vor dem Abliegen weitgehend entleeren kann.

Symptome: Refluxkrankheit ruft üblicherweise Schmerzen und Brennen hervor

Die Refluxkrankheit ruft typische Beschwerden hervor, die sehr unangenehm sein können. Dazu gehören:

  • Sodbrennen, wenn saurer Magensaft mit der Schleimhaut in der Speiseröhre in Berührung kommt
  • Schmerzen oder Brennen hinter dem Brustbein – viele beschreiben ein Gefühl, als brenne ein „Feuer“ in der Speiseröhre (im Englischen nennt man die Beschwerden auch „heartburn“)
  • Saures Aufstossen aus dem Magen
  • Brennendes Gefühl im Rachen

Mann hält seine Hände an die Brust und an den Bauch

Atypische Symptome sind:

  • Schlechter Geschmack im Mund
  • Heiserkeit
  • Oberbauchschmerzen
  • Chronischer Husten und Lungenerkrankungen
  • Säurebedingte Zahnschäden oder Heiserkeit

Ärztinnen und Ärzte teilen die Refluxkrankheit in verschiedene Formen ein – je nach Symptomen und abhängig von den erfolgten Untersuchungen:

  • Stiller Reflux: Die typischen Symptome fehlen zwar, aber es können gesundheitliche Folgen auftreten.
  • Refluxösophagitis: Eine gastroösophageale Refluxkrankheit mit Speiseröhren-entzündung (engl.: Erosive Reflux Disease, ERD).
  • Refluxkrankheit ohne Speiseröhrenentzündung: Nicht-erosive Refluxkrankheit oder englisch „Non-Erosive Reflux Disease (NERD). Sie beeinträchtigt Betroffene dennoch erheblich durch das Sodbrennen und saures oder nicht-saures Aufstossen.
  • Hypersensitiver (empfindlicher) Ösophagus: Die Betroffenen haben Symptome einer Refluxkrankheit, die in der Untersuchung mit Refluxepisoden einhergehen, aber innerhalb der Norm liegen. Die Speiseröhre ist also empfindlich und spürt auch seltener auftretende, an sich harmlose, Refluxepisoden.
  • Barrett-Ösophagus: Chronische Speiseröhrenentzündung mit einer dauerhaft veränderten Speiseröhrenschleimhaut – der Barrett-Ösophagus gilt als Vorstufe für Speiseröhrenkrebs.
  • Refluxkrankheit mit Auswirkungen ausserhalb der Speiseröhre (extraösophageale Manifestationen), zum Beispiel auf die Atemwege.

Suchen Sie eine Ärztin oder einen Arzt auf, wenn Sie unter Beschwerden wie Sodbrennen oder saurem Aufstossen leiden. Primär kann dies die Hausärztin oder der Hausarzt sein, die oder der gegebenenfalls Spezialistinnen und Spezialisten aus der Gastroenterologie hinzuzieht, die dann Untersuchungen durchführen können. So kann herausgefunden werden, was hinter den Symptomen steckt.

Refluxkrankheit: Diagnose bei uns

Zunächst befragen wir Sie in einem Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese). Wichtig für die Diagnose der Refluxkrankheit sind:

  • Ihre Symptome – besonders Sodbrennen oder saures Aufstossen
  • Wie häufig treten die Beschwerden auf?
  • Wann verspüren Sie die Symptome, zum Beispiel nach dem Essen oder bei nüchternem Magen?
  • Verstärken sich die Beschwerden im Liegen oder beim Vorbeugen?
  • Sind andere Krankheiten bei Ihnen bekannt?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja: Welche und seit wann?
  • Rauchen Sie? Falls ja: Wie viel und seit wann?
  • Wieviel Alkohol trinken Sie und wann?
  • Wie ernähren Sie sich?
  • Haben Sie viel Stress und Sorgen?

Beantworten Sie alle Fragen möglichst ehrlich und genau. Eine Refluxkrankheit können wir meist schon anhand der beschriebenen Symptome diagnostizieren. Besonders aussagekräftig ist häufiges Sodbrennen. Meist schlagen wir eine versuchsweise Probebehandlung vor: Sie nehmen etwa zwei Wochen ein Medikament ein, das die Produktion der Magensäure bremst (Protonenpumpenhemmer). Haben Sie anschliessend weniger oder keine Beschwerden mehr, steckt sehr wahrscheinlich eine Refluxkrankheit dahinter. Dann nehmen Sie die Medikamente weiter ein.

Schlägt die Behandlung nicht an oder kommen weitere Beschwerden wie Schluckstörungen oder ein unerklärlicher Gewichtverlust hinzu, folgen weitere Untersuchungen in der Gastroenterologie. Das Gleiche gilt, wenn die Symptome sehr unspezifisch sind oder die Refluxkrankheit schon längere Zeit besteht. Folgende Untersuchungen kommen zum Einsatz:

  • Spiegelung von Speiseröhre und Magen: Diese endoskopische Methode kann das Innere der Speiseröhre sowie den Zustand des Magens sichtbar machen. So lassen sich Entzündungen, Verengungen oder ein Barrett-Ösophagus feststellen. Zum Einsatz kommt ein Endoskop – ein dünner, biegsamer Schlauch mit einer Lichtquelle und Kamera. Die Bilder sind anschliessend auf einem Monitor sichtbar. Wir schieben das Endoskop über den Mund oder die Nase in die Speiseröhre bis zum Magen vor. Wir können auch Gewebeproben (Biopsie) aus verdächtigen Bereichen entnehmen.
  • Impedanz-pH-Metrie: Mit dieser Methode messen spezialisierte Gastroenterologinnen und Gastroenterologen (Funktionsdiagnostiker) mindestens 24 Stunden lang den Säuregehalt (den pH-Wert) in der Speiseröhre. Die pH-Metrie funktioniert über eine dünne Sonde, die über die Nase bis in den Magen führt. Sie ist mit einem kleinen Messgerät verbunden. So lässt sich feststellen, ob und wie viel saurer und nicht-saurer Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt. Ganz wichtig: Durch die Eingabe von Symptomen kann beurteilt werden, ob die berichteten Beschwerden tatsächlich durch Refluxepisoden, die das Gerät misst, verursacht werden. Somit ist diese Untersuchung die Genaueste, der sogenannte „Gold-Standard“. Alternativ kann in spezialisierten Zentren wie dem unserem bei sedierten Betroffenen während einer Magenspiegelung ein kleiner Funksensor in der Speiseröhre fixiert werden, der sauren Reflux messen kann. Diese Untersuchung hat den Vorteil, dass keine Sonde über die Nase nach aussen geleitet werden muss. Der Sensor fällt nach wenigen Tagen von selber ab und wird meist unbemerkt mit dem Stuhlgang ausgeschieden.

Refluxkrankheit: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Bekannt sind einige Risikofaktoren für die Refluxkrankheit, die im Lebensstil begründet sind. Und an diesem können Sie selbst ansetzen. Eine Vorbeugung ist also möglich, aber nur bis zu einem gewissen Mass. Auch wenn Sie schon an der Refluxkrankheit leiden, können Sie durch Ihre Lebensweise die Beschwerden lindern und gesundheitliche Folgen vermeiden. Folgende Tipps helfen:

  • Achten Sie auf Ihren Alkoholkonsum: Trinken Sie nicht zu viel Alkohol und legen Sie häufiger Alkoholpausen ein.
  • Wenn Sie Raucher sind: Versuchen Sie einen Rauchstopp. Manchmal müssen Sie auch mehrere Anläufe nehmen.
  • Normales Körpergewicht erreichen und halten: Wenn Sie übergewichtig sind, versuchen Sie, einige Kilos abzunehmen. Schon einige Pfunde weniger helfen oft viel. Das beste Rezept fürs Abnehmen sind eine gesunde, ausgewogene Ernährung und viel Bewegung.
  • Essen Sie nicht zu üppig, bevor Sie zu Bett gehen – nachts verstärken sich die Beschwerden oft. Verzehren Sie vor dem Schlafengehen lieber kleine, leicht verdauliche Speisen.
  • Ein erhöhtes Kopfteil, idealerweise Abschrägung des gesamten Betts, reduziert ebenfalls den gastroösophagealen Reflux.

Verlauf und Prognose bei Refluxkrankheit

Neben der gesunden Lebensweise sollten Sie die Refluxkrankheit ausreichend behandeln. Auch regelmässige Kontrollen bei uns sind wichtig, um Komplikationen möglichst zu vermeiden. Dann sind der Verlauf und die Prognose in den meisten Fällen gut. Weil die medikamentöse Therapie aber nicht die Ursache der Refluxkrankheit beheben kann – nämlich die Schwächung des Schliessmuskels – kann sie immer wieder aufflammen.

Langfristig kann die Refluxkrankheit einige Komplikationen mit sich bringen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Geschwüre in der Speiseröhre aufgrund der Entzündungen
  • Vernarbungen in der Speisröhre
  • Verengungen der Speiseröhre – die Nahrungsaufnahme ist erschwert oder eingeschränkt
  • Blutungen, manchmal Erbrechen von Blut
  • Barrett-Ösophagus: Nur selten verläuft die Refluxkrankheit schwerer und es bildet sich ein Barrett-Ösophagus, eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs. Lassen Sie Ihren Reflux daher in regelmässigen Abständen von einer Ärztin oder einem Arzt kontrollieren. So können sie die Erkrankung rechtzeitig diagnostizieren und behandeln.
  • Atemwegserkrankungen: Reizhusten, Asthmaanfälle oder Kehlkopfentzündungen
  • Zahnschäden

Refluxkrankheit: Behandlung lindert die Beschwerden

Die Refluxkrankheit lässt sich insgesamt gut behandeln. Die wichtigsten Strategien sind Medikamente und eine Umstellung des Lebensstils. Aber auch eine Operation kann manchen Menschen helfen.