Aneurysma

Ein Aneurysma ist anfangs klein, wächst langsam und bleibt deshalb lange unbemerkt. Oft entsteht die Gefässerweiterung an einer Schlagader im Bauch, in der Brust und im Gehirn. Lebensgefährlich wird es allerdings, wenn das Aneurysma platzt. Alles über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Aneurysmen.

Überblick: Was ist ein Aneurysma?

Ein Aneurysma ist eine Erweiterung oder Aussackung der Gefässwand. Diese büsst ihre Elastizität ein, weitet sich und kann schliesslich einreissen. Aufgrund der damit verbundenen Blutung handelt es sich um einen lebensgefährlichen Zustand. Fachleute sprechen von einem Aneurysma, wenn das betroffene Gefäss mindestens das Anderthalbfache (1.5x) des normalen Gefässdurchmessers aufweist. Optisch erinnert das Aneurysma oft an einen Ballon, ein kleines Säckchen oder eine Spindel. Das Wort Aneurysma kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Aufweitung“.

Prinzipiell können Aneurysmen in jedem Bereich des Körpers entstehen. Am häufigsten bildet sich die Gefässaussackung jedoch an den Arterien (Schlagadern). Der Grund ist, dass sie grösserem Druck ausgesetzt sind als die Venen. Am häufigsten betroffen ist die Bauchschlagader (Bauchaorta), gefolgt von der Brustschlagader, den Gehirnarterien und der Kniegelenksarterie. Besonders Männer ab 65 Jahren besitzen ein erhöhtes Risiko für ein Bauchaortenaneurysma. Ein Aneurysma kann angeboren oder im Lauf des Lebens erworben sein.

Meist sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Ursache der Schwachstelle in der Gefässwand. Dazu gehören unter anderem die Volkskrankheiten Bluthochdruck und die Gefässverkalkung (Arteriosklerose). Daneben können auch Verletzungen zu einem Aneurysma führen.

Tückisch ist das Aneurysma, weil es lange Zeit keine Symptome hervorruft. So bemerken viele die drohende Gefahr nicht, die von einem Aneurysma ausgeht. In vielen Fällen entdecken wir die Gefässerweiterung zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung oder – schlimmstenfalls – wenn das Aneurysma platzt. Die Blutungen sind lebensgefährlich und es muss sofort gehandelt werden.

 

„Am USZ können wir auch grosse Prothesen, die die gesamte Aorta ersetzen, minimalinvasiv platzieren. Mit dieser Methode können wir auch Personen helfen, die sonst wegen ihres schlechten Gesundheitszustands nicht operiert werden können.“

Prof. Dr. med. Alexander Zimmermann, Klinikdirektor

Aneurysma: Ursachen sind oft Herz-Kreislauf-Krankheiten

Ein Aneurysma kann verschiedene Ursachen haben. Manche Menschen besitzen es schon von Geburt an, hier können auch erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Weitaus häufiger entsteht das Aneurysma im Laufe des Lebens. Oft sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die Arteriosklerose die Ursache. Einige Faktoren schaden den Gefässen, zum Beispiel:

  • Alter: Dass die Gefässwände mit zunehmenden Lebensjahren ihre Elastizität einbüssen, ist ein normaler Alterungsprozess – diesen können Sie nicht beeinflussen.
  • Rauchen setzt nicht nur der Lunge, sondern allen Gefässen zu.
  • Übergewicht: Zu viele Kilos schaden auch den Gefässen.
  • Bluthochdruck: Ein zu hoher Druck in den Gefässen belastet und schwächt die Wände.
  • Fettreiche Ernährungsweise
  • erhöhte Blutfette (Cholesterin)

Neben den oben genannten Ursachen kommen folgende Auslöser für Aneurysmen in Frage:

  • Verletzungen der Gefässwand spielen eine Rolle, etwa durch Unfälle oder ärztliche Eingriffe.
  • Auch manche Erbkrankheiten sind mit der Bildung eines Aneurysmas verknüpft. Beispiele sind die polyzystische Nierenkrankheit, das Marfan- und das Ehlers-Danlos-Syndrom – bei den beiden letzten Erkrankungen ist das Bindegewebe geschwächt.
  • Infektionen, beispielsweise Syphilis oder Lyme-Borreliose
  • Drogenkonsum, zum Beispiel Kokain

Symptome: ein Aneurysma bleibt oft lange unbemerkt

Ein Aneurysma ist zunächst meist klein, wächst langsam und verursacht anfangs noch keine Symptome. Die meisten fühlen sich gesund und das Aneurysma bleibt daher in vielen Fällen lange Zeit unentdeckt. Wir finden die Gefässerweiterung oft zufällig, etwa im Rahmen einer Röntgenuntersuchung. Erst wenn das Aneurysma grösser wird und auf umliegende Organe und Gewebe drückt, setzen Symptome ein. Diese hängen wiederum davon ab, an welcher Stelle sich das Aneurysma gebildet hat. Dies gilt bereits als Notfall und sollte sofort im Spital abgeklärt werden.

  • Aneurysma der Bauchaorta: Symptome können Bauch- und/oder Rückenschmerzen sein. Manche verspüren bei einem Bauchaortenaneurysma auch ein pulsierendes Gefühl in der Nähe des Bauchnabels.
  • Aneurysma der Kniegelenkarterie (Poplitalarterienaneurysma): Im Gegensatz zur Bauchaorta, droht beim Poplitealarterienaneurysma selten der Riss. Häufiger kommt es hier durch Gerinnselbildung zu einem akuten Verschluss der Kniearterie und der damit verbundenen schweren Durchblutungsstörung des Beines. Es entstehen starke Schmerzen und Kälte im Unterschenkel sowie Fuss, welche unbehandelt bei fortgestehender Durchblutungsstörung zu einem Verlust des Unterschenkels führen kann.
  • Aneurysma im Brustbereich: Es kann Symptome wie Schmerzen in der Brustregion, Rückenschmerzen, Schluckstörungen, Husten, Heiserkeit und Atemprobleme verursachen.
  • Aneurysma im Gehirn: Ein Aneurysma im Kopf kann auf die umgebenden Nerven drücken und verschiedene Symptome hervorrufen. Möglich sind Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schmerzen im Bereich des Auges, Lähmungen im Gesicht, Sprachstörungen oder Probleme mit dem Gleichgewicht. Selten bildet sich im Inneren des Aneurysmas ein Blutgerinnsel (Thrombose), das sich loslöst und ein anderes Gefäss verstopft – ein Schlaganfall entsteht.

Riss des Aneurysmas – Symptome

Die Symptome bei einem Riss des Aneurysmas hängen davon ab, in welcher Region es liegt – ob im Gehirn, Brust oder im Bauch. Wenn das Aneurysma platzt, setzen innere Blutungen ein, die Betroffene in eine lebensgefährliche Lage bringen. Es muss folglich rasch gehandelt werden.

  • Bei einem geplatzten Bauch/Brustschlagader-Aneurysma klagen erkrankte Personen über plötzlich einsetzende heftige Bauch- oder Rückenschmerz. Diese strahlen bis in die Leistenregion aus.
  • Weitere Symptome der Blutung sind Schwindel und Bewusstlosigkeit bis hin zum Kreislaufkollaps.
  • Beim Hirnaneurysma spürt man einen extrem starken Schmerz meist am Hinterkopf oder Nacken. Er kann auch bis in den Rücken ausstrahlen. Viele Patientinnen und Patienten müssen sich übergeben oder werden sofort bewusstlos. Das ausgetretene Blut drückt immer stärker auf das Gehirngewebe und schädigt es. Ungefähr ein Drittel der Betroffenen verstirbt bei der Blutung eines Hirnaneurysmas.

Diagnose Aneurysma

Wir finden das Aneurysma oft zufällig im Rahmen einer Untersuchung, die wir aus einem ganz anderen Grund durchführen. Die krankhafte Aussackung in der Gefässwand lässt sich mit Hilfe verschiedener bildgebender Verfahren diagnostizieren. Dazu gehören zum Beispiel Ultraschall (Sonografie), Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie). Die Grösse und Lage des Aneurysmas lassen sich auf den Bildern gut erkennen.

Selten erfolgt die Diagnose des Aneurysmas erst, wenn es gerissen oder thrombosiert (durch Gerinnsel verstopft) ist – In diesem Fall müssen Sie sich sofort bei uns behandeln lassen, denn innere Blutungen oder Minderdurchblutungen sind lebensgefährlich. Wir operieren in der Regel das geplatzte Aneurysma sofort oder stellen die Blutversorgung wieder her.

Aneurysma: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Männer über 65 Jahre haben ein deutlich höheres Risiko für ein Aneurysma der Bauchaorta als Frauen. In vielen europäischen Ländern wie Deutschland, Italien, Grossbritannien oder Schweden gibt es ein Screening zur Früherkennung des Bauchaortenaneurysmas. Wir setzen dafür die Ultraschalluntersuchung ein, deren Kosten die Krankenkassen tragen. In der Schweiz ist der Ultraschall zur Früherkennung dagegen nur für gefährdete Personen (zum Beispiel Rauchende) ab 65 Jahren empfohlen. Und: Sie müssen die Untersuchung selbst bezahlen.

Durch eine prophylaktische Operation lässt sich das Risiko für einen Riss der Bauchaorta und damit die Verblutungsgefahr vermindern. Allerdings birgt die Behandlung auch Risiken und kann Komplikationen nach sich ziehen. Wägen Sie daher gemeinsam mit uns immer die Vor- und Nachteile der OP ab. Denn nicht jedes Bauchaortenaneurysma muss zwangsläufig platzen. Entscheidend für die Prognose und Risikoabwägung ist der maximale Durchmesser des Aneurysmas. Bei einer Grösse von 5.5 Zentimetern bei Männern und 5 Zentimetern bei Frauen steigt das Risiko eines Risses.

Hirnaneurysmen werden häufig zufällig bei CT oder MRT Untersuchungen des Kopfes entdeckt. Auch hier gibt es Richtwerte, ab wann eine Behandlung notwendig ist oder nicht. Am USZ werden zufällig diagnostizierte Aneurysmen von einer Gruppe aus Spezialistinnen und Spezialisten unterschiedlicher Fachdisziplinen (Neurochirurgie, Neurologie und Neuroradiologie) beurteilt und entschieden ob eine Behandlung notwendig ist.

Aneurysma vorbeugen – einige Tipps

Beim Aneurysma spielen zwei Krankheiten eine besondere Rolle: Die Gefässverkalkung (Arteriosklerose) und der Bluthochdruck (Hypertonie). Beiden Erkrankungen können Sie bis zu einem gewissen Mass vorbeugen, indem Sie auf einen gesunden Lebensstil achten. Auch wenn Sie schon an Bluthochdruck oder erhöhten Blutfetten leiden, erzielt eine gesunde Lebensweise oft Erfolge. Dies gelingt am besten mit folgenden Massnahmen:

  • Rauchen Sie nicht und falls Sie rauchen: Versuchen Sie einen Rauchstopp. Vielleicht müssen Sie es mehrmals versuchen, bis Sie erfolgreich vom Rauchen loskommen.
  • Achten Sie auf ein gesundes Körpergewicht und vermeiden Sie Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas). Falls Sie übergewichtig sind, versuchen Sie, einige Kilos abzunehmen. Das beste Rezept dafür ist eine Kombination von gesunder Ernährung und viel Bewegung.
  • Konsumieren Sie massvoll oder keinen Alkohol. Legen Sie regelmässige Alkoholpausen pro Woche ein.
  • Sorgen Sie für ausreichende Bewegung im Alltag (Spaziergänge, Treppen steigen, zum Arbeitsplatz mit dem Rad fahren) und treiben Sie Sport. Gut sind Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking oder Skilanglauf. Auch Tanzen gilt als sehr gesund.
  • Ernähren Sie sich gesund: Konsumieren Sie reichlich Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, die viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe enthalten. Trinken Sie zudem viel. Ratsam sind etwa 1.5 bis zwei Liter pro Tag.

Manchmal genügen diese Massnahmen nicht, um erhöhten Blutdruck oder zu hohe Blutfette zu senken. In diesem Fall können Medikamente helfen.

Verlauf und Prognose bei einem Aneurysma

Ein Aneurysma, das klein bleibt und sich nicht ausdehnt, verursacht oft keine Beschwerden und bleibt lebenslang unbemerkt. Vergrössert es sich jedoch, kann das Aneurysma reissen, was zum Tod führen kann. Wie gross das individuelle Risiko ist kann anhand der Ausdehnung, Form und dem Ort des Aneurysmas abgeschätzt werden.

Die Prognose bei einem geplatzten Aneurysma ist ungünstig und zwischen 30 bis 80% (Abhängig von der Lokalisation) der betroffenen Personen versterben. Allgemein sind die Überlebenschancen umso höher, je schneller die Behandlung einsetzt.

Aneurysma: Behandlung hängt von der Rissgefahr ab

Ob wir ein Aneurysma behandeln, hängt davon ab, wie gross es ist und an welcher Stelle im Körper es sich gebildet hat. Ein wichtiger Faktor ist auch, wie hoch die Gefahr eines Risses ist. Haben wir ein Aneurysma entdeckt, sollten Sie es regelmässig kontrollieren lassen. Bleibt es klein und verursacht keine Symptome, ist nicht zwangsläufig eine Therapie nötig.

Droht ein Riss des Aneurysmas, ist die Operation die Therapie der Wahl.