Operationstechniken
Die Operation führen Ärztinnen und Ärzte in der Regel unter einer Vollnarkose, seltener unter Rückenmarksnarkose durch. Die wichtigsten Operationstechniken sind:
Fistelspaltung (Fistulotomie)
Bei der Fistulotomie schneiden Ärztinnen und Ärzte die Analfistel der Länge nach auf und spalten diese somit. Bei Fisteln, die direkt unter der Schleimhaut verlaufen, ist die Fistulotomie unproblematisch, weil der Schliessmuskel nicht betroffen ist. Auch bei intersphinkteren Analfisteln, die den Schliessmuskel nur zu einem geringen Anteil durchdringen, ist die Fistelspaltung eine Möglichkeit.
Analer Fistelzapfen (Anal Fistula Plug)
Bei dieser Operationstechnik bringen Ärztinnen und Ärzte einen Zapfen in die Fistel ein. Er besteht aus einem Gewebe, das aus dem Dünndarm von Schweinen stammt. Der Zapfen füllt die Analfistel ganz aus. Ärztinnen und Ärzte befestigen den Zapfen an der inneren Fistelöffnung, um das Herausrutschen zu verhindern. Mit der Zeit wachsen körpereigene Zellen in den Zapfen hinein und verschliessen die Fistel. Das Gewebematerial aus Schweinen gilt als unbedenklich. Der Anal Fistula Plug eignet sich jedoch nicht bei einer Unverträglichkeit auf Schweine-Eiweiss.
Die meisten Patientinnen und Patienten verspüren nach der Operation keine Schmerzen. Manche berichten von einem vorübergehenden, leichten Ziehen im Bereich, in dem der Zapfen liegt. Nach dem Eingriff sollten Sie mehr als zwei Wochen lang keine schweren Lasten heben.
Fadeneinlage (Seton)
Eine weitere Möglichkeit der Behandlung von Analfisteln ist die Einlage von dünnen Fäden, sogenannte Setons. Diese Methode ist schon seit langem bekannt. Setons sorgen dafür, dass das Sekret kontinuierlich nach aussen abfliessen kann. Diese Methode wenden Ärztinnen und Ärzte vor einem weiteren Eingriff an. Setons sind kaum spürbar. Die Fadeneinlage eignet sich auch bei komplexen Analfisteln oder zur dauerhaften Drainage.
Advanced Mucosa Flap
Den sogenannten Advanced Mucosa Flap wenden Chirurginnen und Chirurgen vorwiegend bei transsphinkteren Analfisteln an. Sie schneiden die Fistel aus dem Gewebe heraus bis zu jener Stelle, an der sie den Schliessmuskel durchdringt. Die innere Öffnung im Darm wird direkt zugenäht und zusätlich mit einem Schleimhautlappen gedeckt. Vereinfacht gesagt wird ein Deckel auf die innere Fistelöffnung gestülpt und vernäht.
Aber ganz so leicht durchführbar ist die Methode nicht. Vielmehr ist der Advanced Mucosa Flap für die Ärztin oder den Arzt technisch eine Herausforderung. Sie oder er sollte mit dieser OP-Technik deshalb ausreichend Erfahrung haben. Die Erfolgsquote liegt zwischen 70 und 80 Prozent. Das bedeutet: Bei zwei bis drei von zehn Patientinnen und Patienten bildet sich die Analfistel nach der Operation erneut.
Fistelverschluss mittels LIFT
Das Kürzel LIFT steht für engl. „Ligation of Intersphincteric Fistula Tract“. Die Operateurin oder der Operateur stellt den Fistelgang zwischen den beiden Schliessmuskeln dar, unterbindet ihn und durchtrennt ihn in der Mitte. Den äusseren Anteil des Fistelgangs entfernt sie oder er bis zum Schliessmuskel.
Die LIFT-Operation eignet sich nur für Analfisteln, die durch den inneren und äusseren Schliessmuskel ziehen (transsphinktere Analfisteln, Typ II). Die LIFT-OP erzielt ebenfalls gute Ergebnisse.
Stammzelltransplantation bei Morbus Crohn
Die Stammzelltransplantation ist eine neue Behandlungsmöglichkeit für Analfisteln, die sich für Menschen mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn eignet. Während der Operation verschliesst die Chirurgin oder der Chirurg die innere Fistelöffnung mit einer Naht. Anschliessend injiziert sie oder er die Stammzellen in die Schleimhaut um die innere Fistelöffnung und ins Gewebe um den Fistelgang herum. Sie senden Botenstoffe ins umliegende Gewebe, welche die Entzündung dämpfen und das Immunsystem unterstützen. Bei einer erfolgreichen Therapie entsteht so neues Gewebe und die Fisteln heilen ab.
Die Stammzellen werden aus dem Fettgewebe eines Spenders entnommen. Im Labor werden sie angezüchtet und aufbereitet. Insgesamt sind es vier Injektionen mit insgesamt 120 Millionen Stammzellen. Im Gegensatz zu anderen Transplantationen müssen Patientinnen und Patienten anschliessend keine Medikamente einnehmen, welche das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva). Denn die Stammzellen wirken nur vor Ort und nicht im gesamten Körper.
Eine internationale Studie, die Ärztinnen und Ärzte an 49 Kliniken in Europa und Israel durchgeführt haben, zeigte sehr gute Ergebnisse. Bei 56 Prozent der Patientinnen und Patienten liess sich nach einem Jahr eine vollständige Heilung feststellen.
Neuer Therapieansatz zur Behandlung von Fisteln
Zur MedienmitteilungLeitfaden zur Überweisung von Patientinnen und Patienten zur Behandlung mit Alofisel® (Darvadstrocel)
Guide d’orientation
Formulaire
Literatur
(1) Panés J et al. ADMIRE CD Study Group Collaborators. Long-term Efficacy and Safety of Stem Cell Therapy (Cx601) for Complex Perianal Fistulas in Patients With Crohn’s Disease. Gastroenterology. 2018 Apr;154(5):1334-1342.
Fibrinkleber
Bei dem Verschluss der Analfistel mit Fibrinkleber reinigt die Ärztin oder der Arzt den Fistelgang und füllt ihn dann mit Fibrinkleber auf. Die Methode kann allerdings heutigen wissenschaftlichen Überprüfungen nicht mehr standhalten. Die Heilungsraten liegen bei höchstens 20 Prozent.
Laserbehandlung
Ärztinnen und Ärzte verschorfen den Fistelgang mit einer Lasersonde durch Wärme. Manchmal legen sie noch einen Verschiebelappen zur Abdeckung an.
Videoassistierte Fistelbehandlung (VAAFT)
Bei dieser Methode setzen Ärztinnen und Ärzte ein spezielles Instrument (Endoskop) ein, das mit einer kleinen Kamera und Lichtquelle ausgerüstet ist. Der Fistelgang wird gespült und elektrisch verschorft. Die innere Fistelöffnung verschliessen sie mittels einer Naht.
OTSC-Clip
Chirurginnen und Chirurgen setzen auf die innere Fistelöffnung einen OTSC-Clip (Over the Scope Clip) auf und verschliessen sie.