Überblick
Peritoneale Metastasen sind eine sekundäre Tumormanifestation vieler Tumore, zum Beispiel des Blinddarms, Dickdarms, und Magens oder dem Eierstock. Das Krankheitsbild entsteht durch ein Durchwachsen des Tumors in die Bauchhöhle, wobei sich einzelne Tumorzellen frei verteilen können. Primäre peritoneale Tumoren, etwa das von der Oberfläche des Bauchfells ausgehende Primäre Peritoneale Mesotheliom sind sehr selten. Die Bandbreite der Primärtumortypen und der zusätzlichen vorhandenen histologischen Subtypen ist gross und lässt deshalb keine Generalisierung der Therapiemöglichkeiten und der Indikationsstellung zu, die Prognose und damit die beste Behandlung sind sehr unterschiedlich und müssen an einem Tumorboard besprochen werden. Jeder Fall unserer Patienten wird am interdisziplinären Tumorboard des USZ diskutiert und das Behandlungskonzept mit den bisher betreuenden, zuweisenden Ärzten abgesprochen.
Bildgebend können insbesondere kleine Metastasen im Peritoneum mittels Bildgebung (CT, PET, MRI) übersehen werden. Manchmal ist daher eine Bauchspiegelung sinnvoll. Bei Ihnen ist der Tumor an folgenden Stellen vermutet:
Ablauf einer zytoreduktiven Chirurgie und HIPEC
Zunächst wird der Bauchraum geöffnet und bezüglich Metastasen untersucht. Der Entscheid zur Chirurgie wird gefällt, wenn diese radikal (=vollständig) durchgeführt werden kann. In Rahmen der Zytoreduktiven Chirurie werden alle Metastasen im Abdomen entfernt, dazu ist manchmal auch die Entfernung eines Organs notwendig. Die HIPEC behandelt danach mikroskopische, verbleibende Tumorzellen und komplettiert damit das Ergebnis des chirurgischen Eingriffs. Durch die direkte intraabdominale Applikation der Zytostatika werden hohe Konzentrationen im Bauchraum erreicht, während die Belastung im Körper gering bleibt. Die gleichzeitige Erwärmung der chemotherapeutischen Trägerlösung (Dialyseflüssigkeit) verbessert die Wirkung der Medikamente. Die Temperaturen schwanken dabei von 41° bis 43°, während 30-90 Minuten, in Abhängigkeit der verwendeten Substanzen. Auf diesem Gebiet wird auch intensiv geforscht. Manchmal muss der Eingriff abgebrochen werden, beispielsweise wenn ein ausgeprägter Tumorbefall des Dünndarms vorliegt. Andere Therapieoptionen werden in einem solchen Fall bevorzugt.
Was wird bei mir operiert und entfernt?
Fällt der Entscheid zur Resektion wird das tumorbefallene Bauchfell entfernt (Peritonektomie) und das Omentum (grosses Netz) routinemässig entfernt. Organresektionen werden sparsam und ausschliesslich bei Tumorbefall durchgeführt. Die Ausnahme bilden onkologische Resektionen, falls der Primärtumor (z.B. im Bereich des Kolons oder Appendix) nicht bereits entfernt wurde. Manchmal kann die Anlage eines Stomas (künstlicher Darmausgang) notwendig sein. Anschliessend wird die HIPEC durchgeführt. Das exakte Ausmaß der Operation kann aufgrund der kleinen, nicht bildgebend sichtbaren Metastasen erst während der Operation definiert werden.
Geplante/mögliche Operation:
Exploration und Entscheid ob der Eingriff durchgeführt werden kann
Entfernung von
- Omentum (grosses Netz)
- Primärtumor
- Bauchfell (tumorbefallen)
- Dünndarm, Dickdarm
- Enddarm
- Gallenblase
- Milz
- Magen
- Gebärmutter, Eierstöcke
Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Stoma)
Geplante HIPEC:
- Mitomycin / Doxorubicin für 60min bei 43°C
- Cisplatin / Doxorubicin für 60min bei 43°C
Nebenwirkungen und Komplikationen
Das Risiko des Eingriffs ist vor allem vom Ausmass der Zytoreduktion abhängig. Um die Rate an Komplikationen tief zu halten haben wir Checklisten erarbeitet, die vor, während und nach der Operation gelten. Obwohl der Eingriff ausgedehnt und damit risikoreich sein kann, konnten wir am USZ die Komplikationsrate und Mortalität dank einer guten interdisziplinären Zusammenarbeit und klar definierten perioperativen Standards auf 8.1 %, respektive < 2 % senken.
Mögliche Komplikationen sind
- Anastomoseninsuffizienz
- Reoperation
- Wiederverlegung auf die Intensivstation
- Pleuraerguss
- Fistel der Bauchspeicheldrüse, Galle
- Passagestörung (Ileus)
- Blutung
- Infektion
- Thrombose, selten Lungenembolie
- Verdauungsbeschwerden (Durchfall, Krämpfe, Verwachsungen)
Was kommt nach der Operation?
In der Regel erfolgt direkt postoperativ ein kurzer Aufenthalt auf der Intensivstation. Am nächsten Tag können die Patienten auf eine Überwachungsstation oder direkt auf die chirurgische Bettenstation verlegt werden. In ungefähr 14 Tagen werden die Patienten durch die Pflege, Physiotherapie, Ernährungsberatung und durch das Ärzteteam im Erholungsprozess unterstützt. Falls Sie im Anschluss eine Rehabilitation möchten, werden wir dies für Sie organisieren.
Abhängig vom Ergebnis der Gewebeuntersuchung (Histopathologie) ist eine Nachbehandlung mittels Chemotherapie möglich. Trotz der vollständigen Tumorentfernung können Rezidive auftreten. Daher ist eine Tumornachsorge ist im weiteren Verlauf unbedingt erforderlich.