Steissbeinfistel-Behandlung

Die Behandlung hängt immer von der Form des Sinus pilonidalis ab. Wer keine Beschwerden verspürt (asymptomatische Form), muss sich auch nicht behandeln lassen. Allerdings kann sich daraus auch ein akuter oder chronischer Pilonidalsinus entwickeln, der sehr unangenehme Symptome verursacht. Um dies zu verhindern, sollten Sie besonders gut auf die Körperhygiene achten. Bei stärkerer Körperbehaarung entfernen Sie besser die Haare in diesem Bereich – am besten dauerhaft. So verhindern Sie schon im Ansatz, dass abgebrochene Haare in die Haut einwachsen können.

Operation

Bei einem akuten Sinus pilonidalis, der mit einer Infektion und einem Abszess einhergeht, ist eine schnelle Notfalloperation nötig. Es gibt verschiedenste Operationstechniken, zum Beispiel:

  • Bei einem kleinen Abszess genügt es manchmal, diesen nur zu öffnen und den Eiter abfliessen zu lassen.
  • Der Operateur hebt den gesamten Sinus pilonidalis chirurgisch mit einem Skalpell aus.
  • Der Abszess wird zuerst geöffnet, um den Eiter abfliessen zu lassen. Erst einige Tage später schneidet der Arzt die Steissbeinfistel komplett heraus. Der Vorteil dieser Operationstechnik ist, dass die Entzündung zunächst ein wenig abklingen kann und das Gewebe abschwillt. So soll das Risiko sinken, dass sich die Erkrankung erneut bildet.

Einen chronischen Sinus pilonidalis operieren Ärztinnen und Ärzte ebenfalls, aber sie haben mehr Zeit zur Verfügung und können die OP besser planen. Es gibt verschiedenste Operationsverfahren dafür, die mit kleinen Schnitten (minimal-invasiv) oder mit grösseren Schnitten auskommen.

Pit-Picking

Diese Methode funktioniert über kleine Hautschnitte, also minimal-invasiv oder per „Schlüssellochchirurgie“. Nur eine örtliche Betäubung ist nötig, keine Vollnarkose. Chirurginnen und Chirurgen versuchen beim Pit-Picking, die Fistelgänge in der Gesässfalte (“Pits”) knapp auszuschneiden (“picken”). So entstehen nur wenige Millimeter grosse Wunden. Die Fisteln verschliessen sich anschliessend durch Narbenbildung. Auch die Entzündung unter der Haut heilt aus. Die Methode eignet sich für kleinere Abszesse und Erkrankte, die noch keine OP deshalb hinter sich haben. Das Pit-Picking birgt jedoch die Gefahr eines Rückfalls (ca. zehn bis 20 Prozent)

Sinusektomie

Hier arbeiten Chirurginnen und Chirurgen ebenfalls minimal-invasiv unter regionaler Betäubung. Sie entfernen dabei einzelne Fistelgänge, die von der Primäröffnung ausgehen. Die Wunde bleibt offen und heilt so. Die Sinusektomie eignet sich bei kleineren Abszessen. Sie besitzt laut Literatur ein geringeres Rückfallrisiko von ungefähr sieben Prozent.

Entfernung der Steissbeinfistel

Die Entfernung der Steissbeinfistel (chronischer Sinus pilonidalis) geschieht an unserer Klinik nach einem neuen Konzept. Die Steissbeinfistel wird zuerst gekennzeichnet, indem blaue Farbe in die Hautöffnungen (primäre Pori) eingespritzt wird. Danach werden die Hautöffnungen ganz sparsam ausgeschnitten.

Sparsames Ausschneiden der Steissbeinfistel

Sparsames Ausschneiden der Steissbeinfistel

Ebenso sparsam erfolgt die Entfernung der blau angefärbten Fistel im Unterhautfettgewebe. Durch diese sehr sparsame Entfernung von Gewebe entstehen entsprechend kleine Wunden, die besser zu pflegen sind und schneller verheilen. Diese Operation kann ambulant und in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Das Risiko, dass die Steissbeinfistel erneut auftritt, liegt bei dieser Methode unter 10 %. Dieses neue Konzept beziehungsweise unsere guten Resultate widersprechen klar den noch häufig angewendeten Techniken, bei welchen die Steissbeinfistel grossflächig ausgeschnitten wird mit dementsprechend langen Heilungszeiten. Die Daten unserer neuen Technik haben wir kürzlich in einer Fachzeitschrift veröffentlicht.

Techniken, welche die Haut nach Entfernung direkt verschliessen, sollten unserer Ansicht nach nicht mehr durchgeführt werden, da ihr höhere Rezidiv-Raten (Risiko, dass die Steissbeinfistel wiederkommt) anhaften. Auch ist das sehr weiträumige Wegschneiden von Gewebe, wie es früher noch vertreten wurde, unserer Meinung nach heute nicht mehr notwendig. Damit können lange Wundheilungszeiten vermieden und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit reduziert werden. Bei grossen Befunden oder bei Auftreten von Steissbeinfisteln nach bereits erfolgter Operation ist der Hautverschluss mit einem Gewebelappen eine sehr gute Alternative zur offenen Wundbehandlung (sogenannte Limberg-Lappen). Bei dieser Technik wird der entstandene Gewebedefekt mit einem Gewebelappen gedeckt, sodass am Ende keine offene Wunde mehr besteht. Der Vorteil dieser Operation liegt in der fehlenden Notwendigkeit der offenen Wundbehandlung (Verbandswechsel, Ausduschen der Wunde). Die Wundheilung ist in der Regel nach 2-3 Wochen abgeschlossen. Der Nachteil ist, dass diese Operation nicht ambulant und nicht in Lokalanästhesie durchgeführt werden kann, sondern einen etwa 5-tägigen Spitalaufenthalt bedingt und dass das Sitzen für 1-2 Wochen eingeschränkt ist.

An neueren Behandlungsmethoden forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler derzeit, zum Beispiel der Therapie mit Laser. Ob diese Vorteile bringen, ist noch nicht genau geklärt.

Operationsinformationen

Abszess bei Steissbeinfistel

  • Vorbereitung: keine
  • Anästhesie: lokal
  • Operationsdauer: 15 Minuten
  • Krankenhausaufenthalt: ambulant
  • Arbeitsunfähigkeit: 2 bis 3 Tage
  • Nachbehandlung: offene Wundbehandlung (Ausduschen für 2 bis 3 Wochen)

Entfernung Steissbeinfistel (offene Wundbehandlung)

  • Vorbereitung: keine
  • Anästhesie: lokal
  • Operationsdauer: 30 bis 45 Minuten
  • Krankenhausaufenthalt: ambulant
  • Arbeitsunfähigkeit: 7 Tage
  • Nachbehandlung: offene Wundbehandlung (Ausduschen für 2 bis 3 Wochen), konsequente Rasur

Entfernung Steissbeinfistel und Deckung mit Limberg-Lappen

  • Vorbereitung: keine
  • Anästhesie: Vollnarkose
  • Operationsdauer: 60 Minuten
  • Krankenhausaufenthalt: stationär
  • Arbeitsunfähigkeit: 14 Tage
  • Nachbehandlung: Fadenentfernung nach 2 Wochen, konsequente Rasur

Behandlungen ohne Operation

Behandlungen ohne einen operativen Eingriff sind eher die Ausnahme bei der Steissbeinfistel. Solche konservative Behandlungen können die Erkrankung nicht zum Verschwinden bringen, sondern höchstens die Zeit bis zur Operation um einige Monate hinausschieben. Dazu gehören Sitzbäder, Kühlen der betroffenen Stelle oder Antibiotika, die Bakterien bekämpfen (nicht als alleinige Behandlung).

Verantwortliche Fachpersonen

Matthias Turina, Prof. Dr. med.

Chefarzt, Departement für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 44 255 97 23
Spezialgebiete: Kolorektale und Proktologische Chirurgie

Daniela Cabalzar-Wondberg, Dr. med.

Oberärztin, Departement für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 44 255 23 89
Spezialgebiete: Proktologische Chirurgie

Anja Domenghino, Dr. med. Dr. sc. med.

Oberärztin, Departement für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 43 253 59 59
Spezialgebiete: Proktologische Chirurgie

Aylin Utkan

Clinical Nurse, Departement für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 43 253 07 94
Spezialgebiete: Proktologie, bariatrische Chirurgie

Heike Simmack

Clinical Nurse, Departement für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 44 255 92 88
Spezialgebiete: Kolorektale Chirurgie

Für Patientinnen und Patienten

Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen.

Für Zuweisende

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