Die Grösse des Thymus ist altersbedingt. Bereits während der Pubertät wird das Parenchym kontinuierlich durch funktionsloses Fett- und Bindegewebe ersetzt. Dementsprechend nimmt auch der Thymus-Output stetig ab. Messen lässt sich dieser Output über den Oberflächenmarker CD31 (PECAM-1) auf naiven T-Lymphozyten. Diese Zellen werden Thymus Emigranten (recent thymic emigrants) genannt und haben den Thymus erst kürzlich verlassen. Im Blut zirkulierende naive T-Lymphozyten verlieren dann das CD31 und wandern in periphere lymphatische Organe und Gewebe. Der Anteil an CD31+ Zellen ist also ein Mass für die verbliebene Thymusrestfunktion.
Bei der seltenen Erkrankung dem di George-Syndrom (CATCH 22-Syndrom), kann der Thymus komplett fehlen. Patientinnen und Patienten besitzen somit keine zelluläre Immunantwort. Die daraus entstehende extreme Anfälligkeit für eine Vielzahl von Infektionskrankheiten zeigt wie wichtig der Thymus ist.
Eine erniedrigte Thymus Reserve findet man generell bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, sowie auch bei viralen Infektionen mit dem HI-Virus oder dem Hepatitis C Virus oder aber bei Patientinnen und Patienten mit T-Zellanomalien wie dem Common variable Immunodeficiency (CVID)-Syndrom. Therapie mit Thymuspeptiden zur Stärkung der zellulären Immunfunktion, die Hemmung pro-inflammatorischer Mediatoren wie z.B. TNF oder eine Stammzelltransplantation führen dagegen zu einer erhöhten Anzahl an Thymus Emigranten.
Diagnostisch ist die Messung der Thymus Emigranten vor allem bei immunsuppressiven Behandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapien von Bedeutung. Hier dient die Analyse zur Abschätzung der T-Zell-Regenerationsfähigkeit. Aber auch bei genereller Abklärung unklarer persistierender Lymphozytopenien kann die Messung der Thymus Reserve zusätzliche Hilfestellung leisten.