Genitalherpes

Herpes simplex genitalis

Genitalherpes verursacht unangenehme Bläschen an Penis, in der Scheide oder am After. Auslöser dafür ist das Virus Herpes simplex. Es wird vor allem durch sexuelle Kontakte übertragen. Neben dem Genitalherpes lösen diese Viren auch Lippenherpes aus.

Meist verschwinden die störenden Bläschen nach einiger Zeit von allein wieder. Ansteckend bleibt der oder die Betroffene jedoch trotzdem. Oft kommen die Symptome nach einiger Zeit wieder. Medikamente können Herpes simplex genitalis nicht heilen, sondern nur die Symptome reduzieren und verhindern, dass Betroffene das Virus weitergeben.

Überblick: Was ist Herpes simplex genitalis?

Herpes simplex genitalis ist eine Virenerkrankung. Es gibt zwei verschiedene Viren, die Genitalherpes auslösen:

  • Herpes-simplex-Viren Typ 1 (HSV-1) sind primär für Lippenherpes verantwortlich, können aber auch die Ursache für Genitalherpes sein. Sie sind in Europa sehr verbreitet. Viele Menschen infizieren sich bereits als Kleinkind mit diesem Virus.
  • Herpes-simplex-Viren Typ 2 (HSV-2) lösen Genitalherpes aus. Sie werden meist bei sexuellen Kontakten übertragen.

Darüber hinaus existieren weitere Herpesviren-Typen; Herpes zoster etwa verursacht die Gürtelrose.

Die Ansteckung mit Herpes simplex passiert häufig deutlich vor dem Auftreten der ersten Symptome. Die Typ 2-Viren gelangen meist beim Geschlechtsverkehr über die Schleimhäute in den Körper. Über die Nervenleitbahnen (Axone) wandern sie zu den Nervenknoten (Ganglien) und infizieren auch diese. Obwohl das Immunsystem viele der Viren beseitigen kann, versteckt sich das Erbgut (die DNA) der Herpesviren im Zellkern der Nervenzellen. Dort kann es ein Leben lang unbemerkt bleiben und immer wieder neue Herpesviren produzieren. Wenn das Immunsystem dann einmal geschwächt ist, reaktiviert sich die DNA des Virus und baut unzählige neue Viren. Dadurch wird eine Zweitinfektion hervorgerufen – oft begleitet von den typischen Bläschen auf der Schleimhaut oder Haut.

Wobei kann ich mich mit Genitalherpes anstecken?

Eine Übertragung der Viren von Herpes simplex genitalis sind auf unterschiedlichen Wegen möglich:

  • bei der Geburt von der Mutter auf den Säugling
  • als Kleinkind, das viele Dinge in den Mund steckt (vor allem HSV-1)
  • bei Petting und Küssen
  • bei Geschlechtsverkehr in allen Varianten

Das Virus wird sowohl durch Vaginal- und Prostatasekret als auch durch Speichel und Sperma übertragen. Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr durch die Flüssigkeit, die sich in den Herpesbläschen befindet. Die Viren werden dann über die Schleimhäute oder über winzige Verletzungen der Haut aufgenommen. Beim Oralverkehr gelangen Herpesviren aus den Lippen an die Genitalien und umgekehrt. Die Inkubationszeit des Virus beträgt drei bis sieben Tage.

Genitalherpes: Häufigkeit und Alter

Genitalherpes kommt bei Männern und Frauen gleichermassen und auf der ganzen Welt vor. In der Schweiz sind rund 70 Prozent aller Erwachsenen mit den Viren von Herpes simplex Typ 1 (HSV-1) infiziert. Bei jedem fünften können Herpes simplex Typ 2-Viren nachgewiesen werden. Fachleute schätzen, dass von 25 Schweizerinnen und Schweizern eine oder einer an den Symptomen von Genitalherpes leidet und drei Genitalherpes haben, ohne es zu wissen. Die Verbreitung von durch HSV-1 verursachtem Genitalherpes hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Medizinerinnen und Mediziner führen das unter anderem auf veränderte Sexualpraktiken zurück. Wer schon länger mit HSV-1 infiziert ist, bei dem prägen sich nach Infektion mit HSV-2 die Symptome an den Genitalien weniger stark oder gar nicht aus. Doch auch ohne Auftreten der Symptome ist so eine Person ansteckend. Durch HSV-2 verursachte Erkrankungen treten häufiger mit zunehmendem Alter und steigender Zahl von Sexualpartnern auf.

Genitalherpes: Ursachen und Risikofaktoren

Ursache einer Erkrankung an Genitalherpes ist eine Infektion mit Viren. Dabei ist das Risiko einer Übertragung vom Mann auf eine Frau rund fünfmal so hoch wie umgekehrt. Wenn Sie beim Geschlechtsverkehr ein Kondom benutzen, können Sie das Risiko einer Übertragung deutlich reduzieren. Allerdings werden die Viren möglicherweise auch trotz dieses Schutzes weitergegeben, da sie sich häufig auch auf der umliegenden Haut verbreiten. Oft befinden sich allerdings die Viren schon lange im Körper, bevor die Erkrankung mit den auffälligen Bläschen deutlich wird. Eine Herpes-Infektion lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Je häufiger der Sexualpartner wechselt, desto höher ist die Gefahr einer Infektion. Ungeschützte Sexualkontakte erhöhen das Risiko deutlich gegenüber der Benutzung von Kondomen.

Auslöser für die Symptome oder eine Reaktivierung des Virus können folgende Faktoren sein:

  • Stress
  • Hautreizungen/Verletzungen
  • Fieber
  • Sonnenbrand
  • Hormonschwankungen (etwa im Menstruationszyklus)
  • Lungenentzündung
  • Tumorerkrankungen
  • Reizung des infizierten Nervenknotens (etwa durch eine Entzündung oder zahnärztliche Behandlung)

Symptome: Genitalherpes äussert sich in schmerzhaften Bläschen

Es gibt Menschen, die nie erfahren, dass sie Herpes simplex genitalis haben. Ihre Symptome äussern sich so schwach, dass sie sie nicht wahrnehmen. In vielen Fällen bleibt die Infektion sogar völlig ohne Symptome. Trotzdem können diese Menschen das Virus übertragen. Andere Betroffene leiden sehr stark unter den Symptomen:

  • Die Haut rötet sich, brennt und juckt.
  • Es bilden sich Bläschen mit eitrigen, verkrusteten Belägen. Sie sind oft sehr schmerzhaft.
  • Die Leistenlymphknoten schwellen an.
  • Sie haben Probleme beim Wasserlassen.
  • Fieber
  • Kopf-/Muskel-/Rückenschmerzen

In den meisten Fällen heilen die Bläschen innerhalb von zwei bis drei Wochen ab. Allerdings kann die Erkrankung später – etwa bei Stress – jederzeit wieder ausbrechen. Meist verläuft solch ein Rezidiv mit milderen Symptomen.

Krankheitsbild: Diagnose beim Arzt

Natürlich werden wir uns erst einmal die betroffene Stelle ansehen. Im Anfangsstadium sind die typischen Bläschen manchmal noch nicht vorhanden. Die Schleimhaut ist meist gerötet und empfindlich. Dadurch lässt sich die Virusinfektion zu Beginn leicht mit einer Pilzinfektion verwechseln. Eindeutig ist die Lage, wenn entzündliche Blasen an den Geschlechtsorganen vorhanden sind. Dann nehmen wir einen Abstrich von der Schleimhaut, möglichst an einer Stelle mit frisch geöffnetem Bläschen. Diesen Abstrich schicken wir ins Labor. Dort wird anhand der DNA untersucht, ob eine Infektion mit dem Herpes simplex genitalis vorliegt und welche der beiden Virus-Formen dafür verantwortlich ist.

Genitalherpes: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Eine Impfung gegen Herpesviren gibt es bisher nicht. Vorbeugen können Sie nur, wenn Sie bei Sexualkontakten Vorsicht walten lassen. Präservative bieten einen gewissen, aber nicht vollständigen Schutz vor einer Herpes-Infektion. Wenn Sie bereits infiziert sind, sollten Sie Sexualpartner darüber informieren. Entdecken Sie bei sich Bläschen, sollten Sie diese möglichst wenig berühren und nach einer Berührung gründlich die Hände waschen. Sobald Beschwerden auftreten, sollten Sie eine Fachärztin oder einen Facharzt zu Rate ziehen. Wie häufig sich die unangenehmen Begleiterscheinungen des Genitalherpes anschliessend wieder bemerkbar machen, ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Manche Menschen werden später nie wieder davon gestört, andere nehmen immer wieder Medikamente, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen.

Komplikationen im Zusammenhang mit Genitalherpes

In Einzelfällen kann es auch zu Komplikationen kommen: Wenn die Immunabwehr geschwächt ist, kann Herpes simplex genitalis auf das Gehirn übergreifen und einen lebensgefährlichen Verlauf nehmen. Relativ häufig passiert es, dass nach Platzen der Bläschen über die entstehende Wunde Pilze oder Bakterien in den Körper eindringen und so zu einer weiteren Infektion führen (Superinfektion). Sehr selten hingegen kommen Infektionen des Zentralnervensystems, der Lunge oder der Leber durch das HSV-2 vor. Eine HSV-Sepsis kann allerdings lebensbedrohlich verlaufen.

Für Neugeborene sind Infektionen durch Herpes genitalis äusserst gefährlich. Bei ihnen lösen die Herpesviren leicht eine Gehirnentzündung aus (Herpesenzephalitis). Wenn eine Frau an Genitalherpes leidet, raten deshalb viele Fachleute zu einem Kaiserschnitt. Schwangere sollten ihre Ärztin oder ihren Arzt deshalb unbedingt über eine Herpes-genitalis-Infektion informieren. Auch Besucher mit einer HSV-Infektion sollten direkten Kontakt mit Neugeborenen meiden.

Verlauf und Prognose bei Genitalherpes

Nach einer Behandlung mit einer virenhemmenden Salbe oder Tabletten heilen die Bläschen meistens innerhalb von zwei bis drei Wochen ab. Das Virus an sich bleibt allerdings im Körper und kann nicht beseitigt werden. Deshalb kann die Erkrankung jederzeit wieder ausbrechen, insbesondere in Zeiten, in denen das Immunsystem geschwächt ist. Bei Herpes simplex genitalis liegt das Risiko eines Rückfalls bei 60 bis 70 Prozent. Rund zwei von drei Betroffenen erleben also später einmal oder mehrmals eine erneut ausbrechende Erkrankung.

Genitalherpes: Behandlung mit Salben und Tabletten

Wenn Sie unter Genitalherpes leiden, sollten Sie bis zum Abklingen der Symptome sexuelle Kontakte vermeiden. Auch Ihre Sexualpartnerin oder Ihr Sexualpartner sollte sich bei Symptomen auf die Herpes simplex-Viren untersuchen und bei Bedarf behandeln lassen. Denn das Risiko, dass er oder sie sich bereits angesteckt hat, ist gross.