HIV/AIDS

Aids, Humane Immundefizienz-Virus, Acquired Immune Deficiency Syndrome

Das HI-Virus (HIV) attackiert vorwiegend die T-Helferzellen und schwächt damit das Immunsystem. Falls die HIV-Infektion medikamentös nicht behandelt wird, kann sich das Immunsystem gegen gefährliche Eindringlinge immer schlechter zur Wehr setzt.

Die meisten HIV-Infizierten stecken sich in der Schweiz beim ungeschützten Sex mit dem Virus an. Aber auch über gemeinsam benutzte Drogenutensilien und andere Wege ist das Virus übertragbar. Die HIV-Infektion verläuft meist in mehreren Phasen. Die ersten Symptome sind häufig ähnlich wie bei einer Grippe: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Nachtschweiss, Fieber und geschwollene Lymphknoten. Viele deuten diese als harmlosen Infekt, weil die Beschwerden so unspezifisch sind. In bis zu einem Drittel der Fälle verläuft die Ansteckung aber auch symptomlos oder es treten atypische Symptome auf. Eine HIV-Infektion lässt sich mit einem HIV-Test sicher nachweisen. Die Erkrankung lässt sich heute gut mit Medikamenten behandeln und in Schach halten. Oft dauert es viele Jahre, bis die Erkrankung in die lebensbedrohliche Immunschwäche Aids übergeht.

Was ist HIV/Aids?

HIV ist das Kürzel für das „Humane Immundefizienz-Virus“ oder HI-Virus. Es zählt zur Gruppe der Retroviren. Die Besonderheit ist, dass diese Viren ihre Erbsubstanz in das Erbgut ihrer Wirtszellen einschliessen können. Aids bezeichnet dagegen das Krankheitsbild, das durch eine unbehandelte Infektion mit dem HI-Virus entstehen kann. Oft dauert es unbehandelt jedoch viele Jahre, bis eine Infizierte oder ein Infizierter die Immunschwäche Aids entwickelt. Die Abkürzung Aids kommt aus dem Englischen und bedeutet „Acquired Immune Deficiency Syndrome“, also erworbenes Immunschwäche-Syndrom. Aids ist trotz guter Behandlungsmöglichkeiten nach wie vor eine lebensbedrohliche Erkrankung.

Die Ansteckung mit dem HI-Virus geschieht über Körperflüssigkeiten, meist beim ungeschützten Sex. Aber auch Drogenabhängige, die gemeinsame Utensilien benutzen, können sich infizieren. Ausserdem können sich Babys während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen anstecken, wenn die Mütter keine HIV-Therapie erhalten.

Ohne Behandlung verläuft die Infektionskrankheit in verschiedenen Phasen – mit und ohne Symptome. Bei einer „frischen“, akuten HIV-Infektion beschreiben viele die Beschwerden als grippeähnlich: Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Nachtschweiss und geschwollene Lymphknoten. Diese Anzeichen sind jedoch sehr unspezifisch und können bei vielen Erkrankungen auftreten. Ausserdem sind die Anzahl und Ausprägung der Symptome oft individuell sehr verschieden. In bis zu einem Drittel der Fälle fehlen jedoch diese typischen grippalen Symptome oder es treten gar keine Symptome auf.

Die Diagnose „HIV“ lässt sich mit Hilfe eines HIV-Tests stellen. Wir können dabei Abwehrstoffe (Antikörper) sowie Virusbestandteile im Blut von Infizierten mit hoher Sicherheit nachweisen. Ein negativer HIV-Test der 4. Generation, sechs Wochen nach Risikosituation, schliesst eine HIV-Infektion aus. Zur Behandlung von HIV und Aids gibt es heute wirksame Medikamente, welche die Vermehrung der Viren bremsen und die Viruslast im Körper senken. Sie sorgen dafür, dass aus HIV möglichst lange kein Aids wird. Medikamente können die HI-Viren und die Erkrankung oft lange Zeit in Schach halten. Wer sich mit HIV angesteckt hat, kann oft bei ausreichender Behandlung ein normales Leben führen. Bricht die Immunschwäche Aids jedoch aus, ist das Leben häufig in Gefahr.

Vorbeugen können Sie einer HIV-Infektion und damit auch der Spätfolge Aids, indem Sie sich beim Sex mit Kondomen oder Femidomen schützen (Safer Sex). Zudem gibt es die medikamentöse HIV-Präexpositionsprophylaxe (PreP), welche bei korrekter Anwendung einen sehr hohen Schutz vor einer Ansteckung bietet und seit 1. Juli 2024 bei entsprechender Indikationsstellung von der Krankenkasse vergütet wird. Auch beim Drogenkonsum gibt es Schutzmassnahmen, etwa kein gemeinsames Spritzbesteck zu verwenden.

 

„Zur Vermeidung von medikamentösen Nebenwirkungen und Entstehung von resistenten HI-Viren ist es dringend empfohlen, dass die medikamentöse HIV-Präexpositionsprophylaxe unter ärztlicher Kontrolle erfolgt.“

Dominique Braun, Oberarzt meV

 

HIV/Aids – Häufigkeit und Alter

In der Schweiz ist die Anzahl der HIV-Diagnosen seit vielen Jahren rückläufig. Im Jahr 2018 wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) weniger als 425 Fälle gemeldet. Zum Vergleich: In den 1990er-Jahren waren es noch durchschnittlich 1’300 Fälle pro Jahr. Etwa fünf von 100’000 Einwohnern und Einwohnerinnen erhielten die Diagnose HIV neu. Seit 2013 bedeutet dies einen Rückgang von rund 30 Prozent.

Den Grund dafür sehen Forschende in vermehrten HIV-Tests von Personen, die ein besonders hohes Infektionsrisiko haben. Aber auch eine immer frühere Behandlung von HIV-Patientinnen und HIV-Patienten, die das Risiko für eine Übertragung auf andere vermindert, spielt eine grosse Rolle. Der dritte Faktor für die sinkenden Zahlen an Neuinfektionen ist vermutlich die Vorbeugung mittels Medikamenten (HIV-Chemoprophylaxe, PrEP). Sie schützt HIV-negative Menschen mit einem hohen Ansteckungsrisiko.

In der Schweiz lebten im Jahr 2018 rund 17’000 Menschen mit HIV. Weltweit sind etwa 37,9 Millionen HIV-positiv, wie das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) berichtet (2019). Die Mehrheit der in der Schweiz gemeldeten HIV-Fälle betrifft Männer, insbesondere Männer, die Sex mit anderen Männern haben: Ihr Anteil liegt – nahezu unverändert – bei 79 Prozent. HIV und Aids können im Prinzip Menschen jeglichen Alters betreffen.

HIV/Aids: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache von Aids ist das HI-Virus. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Retrovirus. Seine Besonderheit ist, dass es sein eigenes Erbgut in das der Wirtszelle einschleusen kann. Im Gegensatz zu menschlichen Zellen speichert das HI-Virus seine Erbinformationen nicht in Form von Desoxyribonukleinsäure (DNA), sondern als Ribonukleinsäure, kurz RNA. Es zählt daher zu den RNA-Viren. Die RNA wird umgeschrieben und dann in die DNA der fremden Zelle eingebaut.

Das HI-Virus besitzt eine Eiweisshülle. Sie ist so beschaffen, dass sich das Virus an menschliche Immunzellen anheften kann, allen voran die T-Helferzellen. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und bekämpfen Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten. Das HI-Virus zerstört die T-Helferzellen sowie andere Immunzellen und schwächt so langfristig das Immunsystem. Dann haben gefährliche Erreger leichteres Spiel und Betroffene sind anfälliger für Infektionen aller Art. Zudem schädigt das Virus verschiedene Organe.

Ansteckung mit HIV – Übertragungswege des Virus

Mit dem HI-Virus können Sie sich auf verschiedenen Wegen infizieren. Die Übertragung erfolgt über Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalsekret und Blut.

  • Ungeschützter Sex – dies ist der Hauptansteckungsweg. Übertragbar ist das HI-Virus besonders beim Vaginal- und Analsex. Beim Oralverkehr ohne Aufnahme von Spermienflüssigkeiten oder Menstruationsblut ist das Ansteckungsrisiko dagegen sehr gering. Besonders gefährdet sind Männer, die mit Männern Sex haben. Aber auch Heterosexuelle stecken sich so oft mit HIV an. Kondome/Femidome (für Frauen) können vor der Infektion mit dem HI-Virus, aber auch vor einigen anderen Erregern schützen, die Geschlechtskrankheiten (Sexually Transmitted Diseases, STD) auslösen.
  • Drogenkonsum, wenn Sie mit anderen Utensilien teilen, etwa Spritzbesteck oder Nadeln.
  • Verletzungen durch Nadelstiche im Spital oder der Arztpraxis.
  • In der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen, wenn die Mutter HIV-positiv ist. Das Risiko lässt sich jedoch mittels vorbeugender Massnahmen senken.
  • Bluttransfusionen – dieser Übertragungsweg ist in den industrialisierten Ländern heute fast ausgeschlossen, weil die Blutprodukte strengen Kontrollen unterliegen. Aber in Entwicklungsländern, in denen weniger strenge Hygienestandards gelten, ist die Übertragung auf diesem Weg möglich.

Im täglichen Umgang besteht kein Risiko, dass Sie sich mit HIV infizieren. Ungefährlich sind Händeschütteln, Umarmungen, Küsse (selbst intensive Zungenküsse), Streicheln oder Petting. Auch wenn Sie gemeinsam Besteck, Geschirr, Gläser, Handtücher oder Toiletten benutzen, besteht kein Infektionsrisiko. Allerdings sollten Sie keine gemeinsamen Rasierer verwenden, die ein Verletzungsrisiko mit Blutungen bergen. Eine Übertragung der HI-Viren durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen ist nicht möglich. Dieser Ansteckungsweg spielt bei vielen anderen Infektionskrankheiten die Hauptrolle.

Die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig ist die Anzahl der übertragenen HI-Viren, aber auch die Virulenz (das „Krankmacherpotenzial“) des Virus und Ihr allgemeiner Gesundheitszustand. Hohe Viruskonzentrationen finden sich im Blut, Sperma, dem Vaginalsekret und auf der Oberfläche von Schleimhäuten, etwa im Darm. Im Speichel ist die Viruskonzentration dagegen viel geringer, so dass keine Ansteckungen möglich sind. Ungeschützter Anal- und Vaginalsex bergen das grösste Risiko, sich mit HIV anzustecken.

Symptome: HIV/Aids mit und ohne Beschwerden

Die HIV-Symptome können individuell sehr unterschiedlich sein. Bei einer akuten Infektion mit HI-Viren verspüren viele Symptome wie bei einer Grippe. Sie sind jedoch unspezifisch und können im Rahmen vieler anderer Erkrankungen auftreten. So bringen die meisten ihre Beschwerden nicht gleich mit einer HIV-Infektion in Verbindung. In bis zu einem Drittel verläuft die Ansteckungsphase jedoch ohne diese grippalen Symptome oder gar symptomlos. Ohne Therapie verläuft sie meist in vier Phasen – mit und ohne Symptome.

Phase 1: Akute HIV-Infektion mit Symptomen

Kurz nach der Ansteckung vermehrt sich das HI-Virus besonders stark im Körper. Zwei bis vier Wochen nach der Infektion können folgende grippeähnliche Symptome vorkommen:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfung
  • Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
  • Gefühl des Unwohlseins
  • Fieber
  • Nachtschweiss
  • Durchfall
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Geschwollene Rachenmandeln
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Gliederschmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • Hautausschlag

Diese Symptome können jedoch gänzlich fehlen, so dass auch unabhängig vom Auftreten der Symptome nach einer Risikosituation ein HIV-Test durchgeführt werden sollte. Ein bis zwei Wochen später klingen die Symptome meistens wieder von selbst ab. In dieser Phase ist die Infektionsgefahr besonders hoch, weil sich in Körperflüssigkeiten wie dem Blut und Sperma sowie auf den Schleimhäuten in der Scheide, dem Penis und Enddarm sehr viele HI-Viren befinden. Diese beginnen bereits jetzt mit ihrem zerstörerischen Werk: Sie schädigen die T-Helferzellen und damit das Immunsystem. Nach spätestens sechs Wochen lässt sich das Virus in der Regel in einem HIV-Test im Labor nachweisen.

Phase 2: Latenzphase ohne Symptome

An die akute Phase schliesst sich eine Zeit ohne oder gering ausgeprägten Beschwerden an. Die HI-Viren können sich nur wenig vermehren, weil das Immunsystem die Erreger abwehrt und bis zu einem gewissen Mass in Schach halten kann. Diese Balance kann über mehrere Jahre erhalten bleiben. Dennoch schädigen die HI-Viren die Immunabwehr weiter und greifen Organe an, wie etwa die Nieren.

Phase 3: Chronisches HIV-Stadium mit Symptomen

Ohne Behandlung wird das Immunsystem immer weiter geschwächt. Und das hat Folgen. Diese Symptome und Erkrankungen können zum Beispiel in diesem Stadium auftreten:

  • Nächtliches Schwitzen
  • Längere Zeit angeschwollene Lymphknoten
  • Fieber über 38,5 Grad Celsius, für das sich kein anderer Grund finden lässt
  • Durchfall über mehr als vier Wochen
  • Weisse Beläge am Rand der Zunge, die sich nicht abwischen lassen (orale Haarleukoplakie)
  • Gürtelrose: Der Verursacher ist das Varizella-Zoster-Virus, das auch für die Windpocken verantwortlich ist. Typisch ist ein äusserst schmerzhafter Hautauschlag im Bereich von Rücken oder Brust.
  • Pilzerkrankung im Mund, Rachen oder der Scheide, die länger als vier Wochen anhält
  • Listeriose – Infektion mit Listerien (Bakterien)
  • Nervenschädigungen an den Extremitäten – Schmerzen, Kribbeln, Taubheitsgefühle

Phase 4: Aids

In diesem Stadium ist das HI-Virus nicht mehr unter Kontrolle und die Immunschwäche Aids bricht aus. Wie viele Jahre von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen, lässt sich nicht allgemein vorhersagen. Die Zeitspanne ist individuell unterschiedlich und kann zwischen einigen Monaten bis hin zu vielen Jahren betragen. Einen Einfluss darauf haben verschiedene Faktoren, zum Beispiel die Einnahme von HIV-Medikamenten, der Lebensstil oder vorhandene Grunderkrankungen.

Ärztinnen und Ärzte sprechen von Aids, wenn pro Mikroliter Blut weniger als 200 T-Helferzellen nachweisbar sind oder eine AIDS-definierende Erkrankung auftritt. Wer sich bei einer HIV-Infektion rechtzeitig und ausreichend behandeln lässt, kann dieses Stadium vermeiden.

Aids ist mit schwerwiegenden Erkrankungen verbunden, zum Beispiel:

  • Wasting-Syndrom: Starker Gewichtsverlust, Fieber, Abgeschlagenheit, langanhaltende Durchfälle
  • Pneumocystis-Pneumonie – eine besondere Form der Lungenentzündung. Der Auslöser ist der Schlauchpilz Pneumocystis jirovecii.
  • Pilzerkrankungen der Luft- und Speiseröhre, Bronchien und Lunge
  • Weitere Infektionen, z.B. Herpes, Tuberkulose, Toxoplasmose, Salmonellose
  • HIV-assoziierte Enzephalopathie – eine gefährliche Gehirnentzündung, bei der das HI-Virus die Nervenzellen attackiert. Die Gehirnfunktionen leiden – bis hin zur Demenz.
  • Bestimmte Krebsarten, etwa das Kaposi-Sarkom – eine seltene Art von Hautkrebs, die auch die Schleimhäute und inneren Organe befällt. Auch Non-Hodgkin-Lymphome, ZNS-Lymphome oder Gebärmutterhalskrebs können sich entwickeln.

HIV/Aids: Diagnose bei uns

Am Anfang der Diagnose HIV steht immer das Gespräch zwischen der Patientin oder dem Patienten und uns zur Krankengeschichte (Anamnese). Folgende Fragen sind für uns interessant:

  • Welche Symptome haben Sie?
  • Seit wann bestehen sie und wie stark sind sie ausgeprägt?
  • In welchen Bereichen des Körpers zeigen sich die Beschwerden?
  • Gab es Phasen, in denen sich die Symptome wieder gebessert haben?
  • Wie würden Sie Ihr Sexualleben beschreiben?
  • Hatten Sie Sexualkontakt mit einem HIV-infizierten Menschen?
  • Konsumieren Sie Drogen?
  • Sind Grunderkrankungen bei Ihnen bekannt?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Falls ja: Welche und seit wann?
  • Wie steht es um Ihren Lebensstil?

Anhand Ihrer Antworten können wir schon eine erste Einschätzung treffen. Dann schliesst sich in der Regel eine körperliche Untersuchung an, bei der wir unter anderem die Lymphknoten abtasten, Herz und Lunge abhören oder die Haut begutachten.

Sicherheit über eine bestehende HIV-Infektion bietet ein HIV-Test, bei dem wir das Blut auf Antikörper gegen das HI-Virus und ein HIV-spezifisches Eiweiss (p24-Antigen) untersuchen. Spätestens sechs Wochen nach einer HIV-Infektion sind diese Abwehrstoffe sicher anhand einer Blutuntersuchung nachweisbar. Manche Menschen haben jedoch schon nach wenigen Wochen Antikörper gebildet oder das p24-Antigen lässt sich dann bereits nachweisen. Fällt der erste HIV-Test positiv aus, folgt ein zweiter Test zur Bestätigung. Ist er negativ, sollten Sie ihn ebenfalls zur Sicherheit wiederholen.

Einen HIV-Test können Sie nicht nur bei der Hausärztin oder dem Hausarzt durchführen lassen, sondern auch anonym im USZ, bei den Aids-Hilfen oder den regionalen Checkpoints. Wenn Sie anonym bleiben möchten, müssen Sie den HIV-Test allerdings selbst bezahlen (45 bis 60 CHF). Lassen Sie sich zudem über Ihr individuelles Risiko und bei einem positiven Testergebnis beraten. Eine Liste von Teststellen in der Schweiz finden Sie auf der Website der Aids-Hilfe Schweiz.

In der Schweiz gibt es drei Arten von HIV-Tests:

  • HIV-Schnelltest: Er liefert ein schnelles und zuverlässiges Ergebnis nach rund 20 Minuten. Sie können ihn in Testzentren durchführen lassen. Zum Einsatz kommt ein Kombinationstest, der sowohl die Antikörper als auch Virusbestandteile (p24-Antigen) im Blut nachweist. Der Vorteil ist, dass Sie sich bei einem positiven Testergebnis sofort beraten lassen können. Denn die Diagnose HIV ist trotz verbesserter Behandlungsmöglichkeit für die allermeisten Menschen ein Schock.
  • HIV-Labortest: Es dauert einige Zeit, bis Sie das Testergebnis bekommen – aufgrund der längeren Prozesse zwischen Ärztinnen, Ärzten und Labor. Allerdings sind die HIV-Labortests im Vergleich zu den Schnelltests möglicherweise etwas besser und sollten deshalb, wenn möglich in erster Linie angewendet werden.
  • HIV-Selbsttest: Der HIV-Heimtest ist in der Schweiz seit 2018 zugelassen. Sie können sich zu Hause selbst auf eine HIV-Infektion testen. Der Nachteil: Nach einem positiven Testergebnis haben Sie keine sofortige Beratung an Ihrer Seite. Der HIV-Test für zu Hause ist nur sinnvoll, wenn die Risikosituation, die zur Ansteckung geführt haben könnte, mehr als drei Monate zurückliegt.

Missverständlich ist der umgangssprachliche Name „Aids-Test“. Denn ein HIV-positiver Mensch hat sich zwar mit dem HI-Virus angesteckt, ist aber nicht zwangsläufig an Aids erkrankt. Wenn Sie die Diagnose HIV erhalten haben, suchen Sie uns auf.

HIV/Aids: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Der wichtigste Übertragungsweg für HIV ist ungeschützter Sex – ob homo- oder heterosexuell spielt übrigens keine Rolle. Hier können Sie selbst ansetzen und einer HIV-Infektion vorbeugen, indem Sie sich und andere vor der Ansteckung schützen. Das Schlagwort heisst „Safer Sex“:

  • Verwenden Sie ein Kondom beim Sex, und zwar sowohl beim Vaginal- als auch dem Analverkehr. Für Frauen gibt es spezielle Kondome, die Femidome. So können Blut, Sperma oder Scheidenflüssigkeit nicht auf offene Hautstellen und die Schleimhäute des Sexualpartners gelangen.
  • Beim Oralverkehr besteht kaum ein Infektionsrisiko. Selbst wenn Blut, Sperma oder Vaginalsekret in den Mund gelangt, ist die Ansteckungsgefahr sehr gering. Weltweit wurden bislang nur wenige Fälle beschrieben, in denen sich eine Person durch Oralverkehr mit HIV angesteckt hat.
  • Vermeiden Sie Sex mit häufig wechselnden Partnern. Besprechen Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin offen einen Seitensprung oder One-Night-Stand.

Weitere Massnahmen zur Vorbeugung einer HIV-Infektion sind:

  • Drogenabhängige sollten Utensilien nicht gemeinsam mit anderen verwenden. Es gibt heute Einmalspritzen, die das Infektionsrisiko minimieren.
  • Teilen Sie sich keine spitzen, scharfen Gegenstände mit anderen Personen, zum Beispiel Rasierer, Rasierklingen oder Nagelscheren – sie können Verletzungen hervorrufen. Beim Kontakt mit Körperflüssigkeiten können sich andere anstecken.
  • Wenn Sie in Entwicklungsländer reisen – lassen Sie möglichst keine medizinischen Behandlungen vornehmen, die mit Blut oder dem Einsatz von Spritzen zu tun haben. Die Hygienestandards sind dort oft weniger gut als in den industrialisierten Ländern.

HIV-Infektion – vorbeugen mit Medikamenten

  • HIV-Therapie: Lassen Sie eine bestehende HIV-Infektion ausreichend behandeln. Die HIV-Therapie unterdrückt die Vermehrung der Viren im Körper. So können Sie HIV auch nicht übertragen und gefährden andere Personen nicht.
  • Präexpositions-Prophylaxe (PrEP): Dabei nehmen Menschen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko vorbeugend HIV-Medikamente ein, die vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus schützen. Die Wirkstoffe gelangen in die Zellen der Schleimhäute. Befällt das Virus die Zellen, kann es sich dort aber nicht vermehren. Die PrEP ist sehr wirksam. Sie können die Medikamente täglich und dauerhaft (Dauer-PrEP) oder bei Bedarf (on-demand-PrEP) einnehmen. Die letzte Möglichkeit eignet sich jedoch nicht für Frauen, weil es einige Zeit dauert, bis sich die Schutzwirkung im Vaginalbereich entfaltet. Die Medikamente sind verschreibungspflichtig.
  • Postexpositions-Prophylaxe (PEP): Zum Einsatz kommen Medikamente, welche die Ausbreitung der HI-Viren im Körper frühzeitig verhindern. Sinnvoll sind die Arzneien nur, wenn das Risiko tatsächlich sehr hoch ist, dass sich eine Person angesteckt hat. Betroffene müssen die Medikamente schnell einnehmen – am besten innerhalb von zwei Stunden, aber spätestens 48 Stunden nach der Risikosituation.

HIV/Aids in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft, während der Geburt und beim Stillen ist das HI-Virus auf das Ungeborene, Baby oder Kind übertragbar. Es gibt jedoch besondere Massnahmen, um dieses Risiko praktisch auf null zu senken. Dazu gehören:

  • HIV-Medikamente für HIV-positive, werdende Mütter während der Schwangerschaft (Transmissionsprophylaxe) und anschliessend medikamentöse Behandlung des Neugeborenen,
  • Kaiserschnitt, damit das Baby nicht durch den Geburtskanal muss und sich dort infiziert – danach erhält das Neugeborene vorübergehend HIV-Medikamente,
  • Verzicht auf das Stillen.
  • Bei Kinderwunsch ist auch eine künstliche Befruchtung ohne die Übertragung von HIV möglich.

Trotz intensiver Forschung gibt es bislang keine Impfung, die vor HIV schützen könnte. Ein Grund ist, dass das HI-Virus äusserst wandlungsfähig ist und sich immer wieder verändert. Inzwischen ist eine Vielzahl an verschiedenen Untertypen von HI-Viren bekannt, gegen die ein einzelner Impfstoff nicht viel ausrichten könnte. Forschende müssten daher mehrere Impfstoffe entwickeln, die gezielt gegen die verschiedenen Typen wirken.

Verlauf und Prognose bei HIV/Aids

Der Verlauf und die Prognose bei einer HIV-Infektion lassen sich nicht allgemein vorhersagen. Sie sind individuell verschieden und hängen von einigen zusätzlichen Faktoren ab. Eine Rolle spielen zum Beispiel vorhandene Grunderkrankungen, psychische Faktoren oder der Lebensstil.

Die meisten HIV-Infizierten können mit einer ausreichenden Behandlung ein Leben ohne grosse Einschränkungen führen. Die Lebenserwartung von HIV-infizierten Personen entspricht derjenigen in der Allgemeinbevölkerung, sofern die HIV-Infektion frühzeitig erkannt und lebenslang therapiert wird.

Dank neuer Medikamente hat sich die Prognose entscheidend verbessert. Denn sie können die Viruslast bei korrekter und regelmässiger Einnahme vollständig unterdrückt halten. In den Anfangsjahren nach der Entdeckung von HIV/Aids war das anders: Damals starben viele Menschen innerhalb kurzer Zeit an der HIV-Infektion. Auch in den Entwicklungsländern, die keinen Zugang zu HIV-Medikamenten haben, ist die Prognose für Betroffene oft ungünstig.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».

HIV/Aids: Behandlung mit Medikamenten

Bis heute ist HIV/Aids zwar nicht heilbar, aber Ärztinnen und Ärzte können die Erkrankung gut behandeln. Ziel der HIV-Therapie ist es, die Viruslast unterdrückt zu halten und das Immunsystem anhaltend zu stärken. Auch wenn Aids ausgebrochen ist, gibt es noch viele Behandlungsmöglichkeiten, etwa um Infektionen zu bekämpfen.