Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Rote Augen, die jucken oder wehtun – das sind in den meisten Fällen die ersten Anzeichen für eine Bindehautentzündung (medizinisch auch Konjunktivitis genannt). Sie gehört zu den häufigsten Augenerkrankungen, wird überwiegend durch Viren oder Bakterien verursacht und verläuft meistens harmlos. Doch zur Sicherheit und um eine eindeutige Diagnose zu erhalten, sollten Sie bei Verdacht auf eine Bindehautentzündung ärztlichen Rat suchen. Denn manchmal kann eine unbehandelte Konjunktivitis lange andauern oder zu Komplikationen führen.

Was ist eine Bindehautentzündung?

Die Bindehaut (Konjunktiva) ist ein dünnes und feucht-glänzendes Gewebe, das sich teilweise unter der Innenseite der Augenlider befindet. Hier verteilt es wie ein weiches Tuch die Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche. Um die Bindehaut sehen zu können, muss man das Augenlid umklappen, indem man es zum Beispiel um ein dünnes Stäbchen legt. Wenn die Bindehaut entzündet ist, macht sie sich auch von selbst bemerkbar: indem sie juckt, brennt und rote Augen erzeugt.

Die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) gehört zu den häufigsten Augenleiden. Sie kann Menschen in allen Altersgruppen betreffen, doch Kinder sind gefährdeter als Erwachsene, weil ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. In der Schweiz leiden jährlich nach einer groben Schätzung mehr als 100.000 Menschen an einer Konjunktivitis.

Eine Entzündung der Bindehaut kann verschiedene Ursachen haben. Von ihnen hängt es ab, ob die Bindehautentzündung ansteckend oder nicht ansteckend ist.

Ursachen: Wie entsteht eine Bindehautentzündung?

Eine entzündete Bindehaut schwillt an und schüttet Eiweissstoffe sowie weisse Blutkörperchen (Leukozyten) aus. Meistens sind es Mikroorganismen wie Viren oder Bakterien, die eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) verursachen. In diesen Fällen ist die Erkrankung infektiös, es besteht also Ansteckungsgefahr. Seltener kommen für eine Bindehautentzündung Ursachen infrage, die eine nicht-infektiöse Form der Konjunktivitis zur Folge haben.

Infektiöse Bindehautentzündung

Bei Erwachsenen sind überwiegend Viren die Auslöser der Konjunktivitis, zum Beispiel Adenoviren oder Herpesviren. Bei Babys und Kindern entstehen Bindehautentzündungen dagegen eher durch Bakterien, unter anderem durch Staphylokokken, Streptokokken, Pneumokokken oder Chlamydien. Die Anzahl der möglichen bakteriellen und viralen Erreger von Bindehautentzündung ist gross. In seltenen Fällen kommen auch Parasiten (zum Beispiel Demodex-Milben oder Fadenwürmer) als Auslöser einer ansteckenden Konjunktivitis infrage.

Es gibt zahlreiche Übertragungswege für eine ansteckende Bindehautentzündung. Hier einige Beispiele:

  • Manchmal reiben sich Betroffene ihre wegen einer Bindehautentzündung juckenden oder brennenden Augen. Wenn die Krankheitserreger dadurch auf die Hände und von diesen auf Gegenstände gelangen, können sich andere Menschen daran anstecken.
  • Beim Sprechen, Niesen oder Husten besteht die Gefahr, dass Erkrankte eine Bindehautentzündung an ihr Gegenüber durch eine Tröpfcheninfektion weitergeben.
  • Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, sollten Sie penibel auf saubere Behälter achten, und wenn Sie Augentropfen verwenden, für deren Sterilität sorgen. Andernfalls könnten sich in den Flüssigkeiten Bindehautentzündung-Erreger (Pseudomonas-Bakterien) ansammeln.
  • Bei Neugeborenen besteht die Möglichkeit, dass sie sich im Geburtskanal einer an Konjunktivitis erkrankten Mutter mit Erregern der Bindehautentzündung infizieren.

Nicht-infektiöse Bindehautentzündung

Vielfältig sind auch die möglichen Ursachen für Entzündungen der Bindehaut, die zwar nicht ansteckend sind, aber dennoch unangenehme Auswirkungen haben:

  • Äussere Reize können die empfindlichen Augen schädigen und dadurch eine Konjunktivitis auslösen. Beispiele für solche Irritationen sind Schmutz, Staub, Rauch, Chlorwasser, Zugluft und Verletzungen (Verbrennungen, Verbrühungen).
  • Allergien gegen Blütenpollen, Medikamente oder andere Allergene erzeugen häufig Augenreizungen und können als Folge eine Bindehautentzündung bewirken.
  • Mangel an Tränenflüssigkeit kann zu einer Austrocknung der Augenoberfläche und zu Gewebeschäden oder einer Bindehautentzündung führen. Sie wird medizinisch Keratoconjunctivitis sicca genannt.
  • Pilze (zum Beispiel Aspergillus oder Candida) können in seltenen Fällen ebenfalls eine Bindehautentzündung auslösen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

Symptome: Wie zeigt sich eine Bindehautentzündung?

Zu den typischen Begleiterscheinungen einer Bindehautentzündung gehören gerötete Augen. Häufig brennen oder jucken sie, das Bewegen der Augenlider kann schmerzhaft sein. Manche Betroffene reagieren empfindlich auf helles Licht. Neben vermehrtem Tränenfluss sondern die Augen oft ein eitrig-klebriges Sekret ab, das vorübergehend zu verschwommenem Sehen führen kann. Viele Betroffene klagen vor allem am Morgen nach dem Aufwachen über verklebte Augen.

Wegen ihrer charakteristischen Augenrötung wird die Konjunktivitis im Englischen gelegentlich auch „pink eye“ genannt. Die Rotfärbung der Augen entsteht durch eine verstärkte Durchblutung und dem Hervortreten der Bindehaut-Blutgefässe (Konjunktivalgefässe).

Eine Bindehautentzündung kann zu Komplikationen führen, die weitere Symptome verursachen. Zum Beispiel entzündete Augenlider und angeschwollene Lymphknoten.

Diagnose: Wie erkennt man eine Bindehautentzündung?

Wenn bei Ihnen der Verdacht auf eine Bindehautentzündung besteht, wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin zunächst Ihre Augen genau untersuchen. Vielleicht mithilfe einer Spaltlampe; mit diesem Instrument lassen sich verschiedene Bereiche des Auges ausleuchten und in stark vergrösserter Ansicht detailliert beurteilen. Mögliche Aspekte sind dabei unter anderem Verletzungen und Schwellungen sowie die Art der Sekrete, die das Auge absondert. Die Beschaffenheit der Sekrete kann Hinweise darauf geben, ob eine Bindehautentzündung durch Viren oder durch Bakterien ausgelöst wurde – eine wichtige Unterscheidung, weil die beiden Erregergruppen unterschiedliche Therapien erfordern.

Ein Antigen-Schnelltest kann nach einem Abstrich der Bindehaut zeigen, ob sich in der entnommenen Probe Adeno-Viren befinden, die besonders ansteckend sind. Möglicherweise wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt auch eine Probe des infizierten Sekrets in einem Labor untersuchen lassen. Hier wird genau bestimmt, welcher Erreger die Bindehautentzündung verursacht hat. Das kann wichtig sein, um herauszufinden, ob Sie vielleicht unter einer besonderen Form der Konjunktivitis leiden.

Manche dieser Bindehautentzündungen sind besonders unangenehm:

  • Das Trachom ist eine durch bestimmte Bakterien (Chlamydia trachomatis) ausgelöste Bindehautentzündung, die beide Augen befällt. Diese Infektion, Einschlusskonjunktivitis genannt, kommt in Europa zwar nur selten vor, ist aber weltweit die häufigste Augenerkrankung. Sie kann zur Erblindung führen und sollte frühzeitig behandelt werden.
  • Die Gonokokken-Konjunktivitis ist eine eitrige Bindehautentzündung, bei der die Gefahr einer Hornhautschädigung besteht. Sie kann das Sehvermögen beeinträchtigen und unbehandelt Symptome bis hin zur Blindheit bewirken.
  • Die Koch-Weeks-Konjunktivitis ist eine schleimig-eitrige Form der Bindehautentzündung, die vor allem auf der Südhalbkugel der Erde auftritt. Sie ist sehr ansteckend.
  • Das okuläre Pemphigoid ist eine Autoimmunerkrankung, die eine Konjunktivitis hervorrufen kann, bei der das Bindehautgewebe schrumpft und vernarbt. Betroffen sind vor allem ältere Menschen.

Krankheitsbild: Wie verläuft eine Bindehautentzündung?

Oft beginnt die Entzündung der Bindehaut in einem Auge. Von hier aus kann sie sich leicht auf das andere Auge übertragen, zum Beispiel über die Hände. Wenn die Symptome der Erkrankung plötzlich und heftig auftreten, aber nicht allzu lange bestehen bleiben, lautet die Bezeichnung hierfür akute Bindehautentzündung. Wenn die Rötung der Augen oder andere Symptome länger andauern und meist weniger ausgeprägt sind, ist dies eine chronische Bindehautentzündung.

Von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome der Bindehautentzündung – dieser Zeitraum ist die Inkubationszeit – vergehen meistens fünf bis zwölf Tage. Wenn die Symptome sich bemerkbar machen, müssen Sie damit rechnen, dass sie etwa sieben bis 14 Tage lang andauern.

Auch wenn die Begleiterscheinungen der Bindehautentzündung möglicherweise von selbst abklingen, was häufig geschieht, sollten Sie zur Sicherheit Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen. Denn Komplikationen sind immer möglich und eine unbehandelte Konjunktivitis könnte ernste Folgen haben. Oder der Verlauf der Bindehautentzündung zieht sich unnötig in die Länge. Zum Beispiel bei einer Einschlusskonjunktivitis, die sich im ungünstigen Fall über Monate erstrecken kann.

Therapie: Was tun bei Bindehautentzündung?

Die Behandlung der Bindehautentzündung richtet sich nach der Ursache der Erkrankung:

Behandlung bakterielle Bindehautentzündung

Wenn die Bindehautentzündung durch Bakterien ausgelöst wurde, können Salben oder Augentropfen helfen, die ein Antibiotikum enthalten.

Behandlung virale Bindehautentzündung

Gegen die meisten Viren, die als Verursacher der Bindehautentzündung infrage kommen, gibt es dagegen keine ursächlich wirkenden Medikamente. Nur bei wenigen Virenarten, die eine Konjunktivitis erzeugen (etwa Herpesviren), ist eine Behandlung mit antiviralen Augentropfen oder -salben möglich.

Es gibt aber Mittel, mit denen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die lästigen Begleiterscheinungen der Bindehautentzündung zumindest mildern kann. So können zum Beispiel kortisonhaltige Augentropfen bei verschwommenem Sehen oder bei Überempfindlichkeit gegen Licht helfen. Und Sie selbst können Ihre durch die Bindehautentzündung gereizten Augen beruhigen, indem Sie einen warmen (oder auch kalten) Waschlappen auf sie legen.

Um zu vermeiden, dass Sie andere Menschen infizieren – oder dass Sie sich bei einem Erkrankten anstecken – sollten Sie penibel auf Hygiene achten. Hierzu gehört zum Beispiel das häufige Desinfizieren der Hände; es kann Sie auch davor schützen, dass sich die Bindehautentzündung von einem Auge auf das andere überträgt. Wenn Sie nicht allein leben, sind auch getrennte Handtücher und Waschlappen wichtig. Auch dann, wenn die Symptome der Bindehautentzündung längst abgeklungen sind – denn manche Viren können auf Kunststoff- und Metalloberflächen länger als einen Monat überleben.

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