Magen-Darm-Infektion (Magen-Darm-Grippe)

Brechdurchfall, infektiöse Gastroenteritis

Von Bauchschmerzen, Schwäche und Übelkeit gepeinigt, würde man am liebsten im Bett bleiben – stattdessen muss man immer wieder mit Brechdurchfall die Toilette aufsuchen. Die Dauer einer Magen-Darm-Infektion ist meist begrenzt: Meistens heilt die Entzündung der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt nach einigen Tagen von selbst aus. Doch wer unter einem Magen-Darm-Infekt leidet, verliert viel Flüssigkeit und sollte darauf achten, sie zu ersetzen und genug trinken. Sonst kann die Magen-Darm-Grippe zur gefährlichen Erkrankung werden.

Was ist eine Magen-Darm-Infektion?

Brechdurchfall, Magen-Darm-Infekt, infektiöse Gastroenteritis, Magen-Darm-Grippe – es gibt viele Namen, die alle dieselbe Erkrankung bezeichnen. Nämlich eine Entzündung des Magen-Darm-Trakts, die von Durchfall, Übelkeit und Erbrechen begleitet ist. Mit einer echten Grippe hat eine Magen-Darm-Grippe trotz dieser umgangssprachlichen Bezeichnung nur wenig zu tun. Eine Gemeinsamkeit gibt es aber doch: Auch eine Magen-Darm-Infektion kann von Viren hervorgerufen werden. Häufig sind Noroviren die Ursache. Das Norovirus ist ein Erreger, der besonders ansteckend ist. In der Schweiz erkranken jährlich schätzungsweise rund 400.000 Menschen an einer Magen-Darm-Entzündung, die von Noroviren verursacht wird. Bei Kindern sind es häufig Rotaviren, die Brechdurchfall verursachen. Daneben gibt es eine Vielzahl von anderen Viren, die in Frage kommen, so können auch COVID-19 Stämme vorwiegend Magen-Darm Beschwerden fast ohne Husten oder Halsschmerzen machen.

Als weitere Ursache für eine Magen-Darm-Grippe kommen Bakterien in Betracht, zum Beispiel vom Typ Escherichia coli (meist als E. coli abgekürzt). Bakterielle Infektionen sind auf der ganzen Welt verbreitet und können nicht nur den Magen oder Darm beeinträchtigen, sondern unter anderem auch die Haut, die Blase und die Atemwege. Saisonal kommen auch andere Bakterien in Frage, die zum Beispiel durch nicht durchgebratenes Hühnerfleisch übertragen werden. Salmonellen sind in den Sommermonaten häufiger als im Winter.

Von Magen-Darm-Infektionen sind alle Altersgruppen betroffen, Männer ebenso wie Frauen und sehr häufig auch Kinder. Wie lange bei einem Magen-Darm-Infekt die Inkubationszeit dauert, hängt vom verursachenden Erreger ab. Zwischen Ansteckung und dem Auftreten der ersten Symptome liegen meistens wenige Tage bis eine Woche. In manchen Fällen treten die Beschwerden aber schon nach wenigen Stunden auf – oder erst nach mehreren Wochen, wenn zum Beispiel Giardia-Parasiten die Auslöser der Magen-Darm-Grippe sind.

Ursachen: Wie entsteht eine Magen-Darm-Infektion?

Eine Entzündung des Magens wird medizinisch „Gastritis“ genannt, eine Darmentzündung heisst „Enteritis“. Bei der Magen-Darm-Grippe (oder Magen-Darm-Infektion) sind sowohl die Schleimhäute des Magens als auch die des Darms entzündet, weshalb diese Erkrankung als „Gastroenteritis“ bezeichnet wird.

Neben Viren und Bakterien sind in seltenen Fällen Parasiten (einzellige Protozoen) oder Würmer Auslöser von Magen-Darm Beschwerden.

Magen-Darm-Infektionen sind ansteckend und werden von Mensch zu Mensch übertragen. Das kann auf zwei Wegen geschehen: durch direkte oder durch indirekte Übertragung der krankmachenden Erreger.

Direkte Übertragung von Erregern

Die schnellste und unmittelbarste Ansteckung erfolgt über die Luft: Jemand, der noch nicht infiziert ist, atmet sogenannte Erreger-Tröpfchen ein, die von einem Menschen stammen, der bereits an einer Magen-Darm-Infektion erkrankt ist. In diesem Fall spricht man von einer Tröpfcheninfektion.

Indirekte Übertragung von Erregern

Man kann sich auch infizieren, wenn man mit Ausscheidungen von bereits Erkrankten in Kontakt kommt. Oft genügt schon eine winzige und mit blossem Auge nicht sichtbare Verunreinigung, zum Beispiel am Toilettensitz, einem Türgriff oder an einem Handtuch. Die Ansteckung geschieht, indem ein solcher mit Erregern verunreinigter (kontaminierter) Gegenstand mit der Hand berührt wird und von dort aus über einen weiteren Kontakt mit dem Mund in den Körper gelangt. In diesem Fall spricht man von einer Kontaktinfektion.

Krankmachende Viren können auch noch ausgeschieden werden, wenn Infizierte frei von Krankheitssymptomen sind. Besonders gefährlich ist das Norovirus: Es ist sehr temperaturbeständig und kann sich auf Oberflächen und auf Kleidung bis zu zwei Wochen halten. Manchmal ist eine Kontaktinfektion sogar noch länger möglich.

Magen-Darm-Infektion durch Viren

Als Verursacher einer Magen-Darm-Grippe kommen verschiedene Arten von Viren in Betracht. Meistens gehören sie einer dieser Gruppen an:

  • Rotaviren (die häufigste Ursache für Magen-Darm-Infektionen mit Brechdurchfall bei Kindern)
  • Noroviren (das Norovirus ist hoch ansteckend, schon wenige Erreger reichen aus)
  • Enteroviren
  • Adenoviren
  • Sapoviren
  • Astroviren

Magen-Darm-Infektion durch Bakterien

Obwohl der menschliche Organismus mit Bakterien vertraut ist, können sie dennoch zum Problem werden. Erreger vom Typ Escherichia coli (E. coli) befinden sich zum Beispiel in der gesunden Darmflora, sind aber häufig auch Verursacher einer Magen-Darm-Grippe. Als Auslöser für eine Gastroenteritis kommen mehrere Arten von Bakterien infrage:

  • Campylobacter
  • Shigellen
  • Salmonellen
  • Escherichia choli
  • Yersinien
  • Clostridien
  • Vibrio cholerae

Symptome: Wie zeigt sich eine Magen-Darm-Infektion?

Wer schon einmal eine Magen-Darm-Grippe erlebt hat, weiss, wie elend man sich dabei fühlt. Übelkeit, Bauchkrämpfe und Erbrechen sind fast immer Begleiterscheinungen einer infektiösen Gastroenteritis, ebenso wie Durchfall, der oft wässrig ist. Die Erkrankten fühlen sich krank und schwach, manchmal haben sie auch Fieber.

Sind Escherichia-coli-Bakterien des Untertyps EHEC oder EIEC-Verursacher der Magen-Darm-Infektion, kann die Erkrankung zu blutigem Durchfall führen. Wenn Sie diese Krankheitszeichen an sich selbst oder bei Angehörigen (vor allem einem Kind) beobachten, sollten Sie sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, weil sonst lebensbedrohliche Komplikationen drohen können.

Diagnose: Wie lässt sich eine Magen-Darm-Infektion feststellen?

Da die Anzeichen einer Magen-Darm-Grippe normalerweise eindeutig sind, fällt es Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt meist nicht schwer, die Diagnose Gastroenteritis zu stellen. Auch Sie selbst haben vielleicht schon die Begleiterscheinungen einer Magen-Darm-Infektion kennengelernt und wissen: Brechdurchfall wird typischerweise von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und breiigem bis flüssigem Stuhl begleitet. In manchen Fällen ist es aber medizinisch sinnvoll, zu untersuchen, welche Erreger als Auslöser der Magen-Darm-Infektion infrage kommen. Sind es Bakterien? Oder Viren? Und welcher Untergruppe gehören sie an?

Diese Fragen tauchen zum Beispiel auf, wenn die Magen-Darm-Grippe mit Fieber einhergeht, ungewöhnlich lange dauert oder wenn der Durchfall der Erkrankten blutig ist. Bei diesen Symptomen und bei anderen Komplikationen kann es hilfreich sein, eine Stuhlprobe zu entnehmen. Im Labor wird untersucht, welche Mikroorganismen sie enthält. Mit diesem Wissen kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt dann eine gezielte Therapie einleiten und andere Krankheiten ausschliessen, die ähnliche Symptome wie eine Magen-Darm-Infektion erzeugen. Etwa eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung.

Ein Ultraschall des Darmes kann Aufschluss geben, ob es sich um eine stärkere Entzündung des Darmes handelt (dann wird die Darmwand dicker) oder um eine oberflächliche Entzündung wie bei der unkomplizierten Virus-Gastroenteritis.

Reisedurchfall (Reisediarrhö)

Magen-Darm-Infekte entstehen nicht immer in gewohnter Umgebung und werden nicht in jedem Fall von Mensch zu Mensch übertragen. Auslöser kann z.B. der Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln sein, was dann zum Reisedurchfall und der Lebensmittelvergiftung führen kann. Ihre Symptome gleichen denen einer „normalen“ Darmgrippe oder Gastroenteritis.

Millionen von Urlaubern leiden jährlich an einer Magen-Darm-Infektion, nachdem sie sich in fernen Regionen mit Erregern infiziert haben. Meistens sind Bakterien die Ursache, zum Beispiel der Escherichia-coli-Untergruppen ETEC und EAEC oder Campylobacter, Shigellen oder Samonellen. Aber auch Viren (zum Beispiel Norovirus, Rotavirus) und in seltenen Fällen Parasiten können einen Reisedurchfall verursachen, der medizinisch auch Reisediarrhö genannt wird. Die Ansteckung erfolgt meist über Speisen oder Getränke, in denen sich Erreger befinden, die direkt infektiös sind oder Giftstoffe bilden. Meist tritt die Diarrhö innerhalb von einem Tag auf und dauert nur selten länger als drei Tage an. Reisende mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders anfällig für Reisedurchfall.

Lebensmittelvergiftung

Eine Lebensmittelvergiftung – auch Nahrungsmittelvergiftung genannt – ist eine Gastroenteritis, die durch Giftstoffe verursacht wird. Anders als eine ansteckende Magen-Darm-Infektion wird eine Lebensmittelvergiftung nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Sie entsteht durch den Verzehr von verdorbenen Nahrungsmitteln oder Getränken, die krankmachende Erreger enthalten, zum Beispiel Bakterien wie Listerien oder Salmonellen. Anders als bei einem Magen-Darm-Infekt können die Beschwerden bei einer Lebensmittelvergiftung sehr schnell auftreten – manchmal schon innerhalb einer Stunde.

Wie verläuft eine Magen-Darm-Infektion?

Je nach Erregertyp kann es mehrere Stunden bis zu einigen Tagen dauern, bis nach einer Ansteckung die ersten Beschwerden der Magen-Darm-Grippe auftauchen. In diesem Zeitraum – Inkubationszeit genannt – können Infizierte bereits ansteckend sein, obwohl sie noch keine Krankheitssymptome bemerken.

Die Dauer einer Magen-Darm-Infektion ist meist überschaubar: Häufig klingen die unangenehmen Begleiterscheinungen nach wenigen Tagen wieder ab. Einen längeren Krankheitsprozess erleben oft Erkrankte mit einem geschwächten Immunsystem. Für sie ist ärztliche Hilfe meist ebenso wichtig wie für alte Menschen, Kleinkinder und Babys. Auch wenn Sie zu keiner dieser Risikogruppen gehören: Falls Sie sich unsicher fühlen, sollten Sie sich bei anhaltenden Magen-Darm-Beschwerden nicht scheuen, eine Praxis oder ein Spital aufzusuchen. Es könnte zum Beispiel sein, dass Salmonellen oder Campylobacter-Erreger Ihre Magen-Darm-Infektion verursacht haben – in diesem Fall wäre es möglich, dass Ihr Durchfall (die Diarrhö) eine Woche oder länger andauert und ärztlich behandelt werden sollte.

Die Gefahr der Magen-Darm-Erkrankung besteht vor allem im Verlust von Flüssigkeit, der durch häufiges Erbrechen und Durchfall entsteht. Der Flüssigkeitsverlust (Dehydration oder Dehydrierung genannt) kann zu Kreislaufproblemen und in schweren Fällen zu Nierenversagen führen. Wenn Sie sich bei einem Magen-Darm-Infekt schwindelig oder verwirrt fühlen oder wenn Sie Muskelkrämpfe haben, könnten das Zeichen von Dehydrierung sein. In diesem Fall sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe anfordern.

Therapie: Was tun bei einer Magen-Darm-Infektion?

Wer unter Brechdurchfall leidet, verliert Flüssigkeit und Mineralstoffe, die der Körper braucht. Der Flüssigkeitsverlust sollte deshalb ausgeglichen werden. Trinken Sie also möglichst viel, wenn Sie an einer Darmgrippe leiden. Geeignet ist zum Beispiel leicht gesüsster Tee mit einer Prise Salz oder eine Brühe. Trinken Sie langsam und in kleinen Schlucken, um zu vermeiden, dass Sie sich erneut übergeben müssen.

Medikamente bei Magen-Darm-Infektion

Nehmen Sie ohne ärztliche Anweisung keine Medikamente ein, die den Durchfall stoppen sollen – er scheidet krankmachende Erreger und Giftstoffe aus, die Sie auf diese Weise loswerden. Meistens reichen Hausmittel aus, um eine Magen-Darm-Infektion innerhalb weniger Tage in den Griff zu bekommen. Falls das nicht der Fall ist, stehen Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt verschiedene therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung – zum Beispiel ein Antibiotikum, wenn Bakterien die Verursacher der Magen-Darm-Grippe sind, oder eine Infusion, um schwerem Durchfall mit Flüssigkeitsverlust entgegenzuwirken.

Ernährung bei Magen-Darm-Infektion

Was kann ich bei einer Magen-Darm-Infektion essen? Wer sich diese Frage stellt, dem geht es meistens schon etwas besser. Wenn das der Fall ist, kann leicht verträgliche feste Nahrung helfen, dass Sie wieder auf die Beine kommen. Dazu gehören fettarme Lebensmittel wie Zwieback, Salzstangen, geriebene Äpfel und gekochte Haferflocken. Auch gekochte Rüebli oder eine zerdrückte Banane können auf den Speiseplan kommen.

Um Ansteckungen in Ihrer Umgebung zu vermeiden, sollten Sie die gängigen Hygieneregeln beachten. Dazu gehört vor allem das häufige und gründliche Händewaschen mit eigenem Handtuch, möglichst grosser Abstand zu anderen Menschen und das häufige Lüften von Räumen. Wenn möglich, sollten Gesunde und Erkrankte in der akuten Phase der Magen-Darm-Infektion weder Küche noch Bad oder Toilette gemeinsam nutzen.