Eine Augenhornhautspende kann gleich mehrere Menschen vor dem Erblinden bewahren. Trotz Fortschritten in der Forschung gibt es für die Hornhaut nämlich noch keinen künstlichen Ersatz.
Die Augenhornhaut (Cornea) ist die transparente Schicht über der Pupille und der Iris des menschlichen Auges. Ist ihre Lichtdurchlässigkeit durch eine Trübung
beeinträchtigt, kommt es zu einer unscharfen Sicht. Schreitet eine Hornhauttrübung fort, kann sie bis zur Erblindung führen. Ursachen für eine Hornhauttrübung können Verletzungen oder Entzündungen des Auges sein, aber auch verschiedene Augenkrankheiten, Stoffwechsel und Autoimmunerkrankungen. «Häufig sind betroffene Patientinnen und Patienten deshalb schon in einer Behandlung beim Augenarzt und die zunehmende Trübung wird in deren Verlauf festgestellt», sagt Frank Blaser, Augenarzt und Spezialist für Hornhauterkrankungen in der Augenklinik des USZ.
Die Patientinnen und Patienten leiden infolge der Trübung an einem zunehmenden Verlust ihrer Sehfähigkeit, häufig verbunden mit einer erhöhten Blendempfindlichkeit. «Je nach Ursache und Zeitpunkt der Diagnose wird eine Hornhauttrübung mit Medikamenten behandelt. Haben sich durch die Erkrankung Narben auf der Hornhaut gebildet, versuchen wir, diese mit Laser abzutragen», so Frank Blaser. «Schreitet die Trübung fort und droht die Erblindung, ist eine Hornhauttransplantation jedoch die einzige Möglichkeit, die Sehfähigkeit wiederherzustellen.»
Kein künstlicher Ersatz
Die ersten Hornhauttransplantationen wurden bereits 1906 gemacht. Wurde früher dabei die gesamte Hornhaut ersetzt, ermöglichen Fortschritte in den Operationstechniken heute hochpräzise individuelle Lösungen und damit meistens den nur teilweisen Ersatz der betroffenen Abschnitte oder Schichten. Das hat auch den Vorteil, dass eine für die Transplantation gespendete Hornhaut aufgeteilt werden kann und gleich mehreren Patienten wieder zum Sehen verhilft.
„Die Entnahme der Hornhaut ist ein kleiner Eingriff, mit riesigem Nutzen für die Empfänger.“
Zwar wird zu einem künstlichen Hornhautersatz geforscht, aber noch immer sind für Transplantationen menschliche Hornhäute nötig. Und davon gibt es leider zu wenige, um alle Patienten zu versorgen. «Vielen Menschen ist gar nicht bekannt, dass sie nach ihrem Tod mit ihren Organen auch ihre Hornhaut oder nur diese spenden können», weiss Isabelle Meneau. Sie leitet das Labor der Augenbank am Universitätsspital Zürich; einer von nur fünf Augenbanken und mit Einrichtung 1973 auch die älteste der Schweiz. «Anders als bei Herz, Lunge und Niere ist die Entnahme der Hornhaut bis zu 24 Stunden nach Eintreten des Todes mit einem kleinen Eingriff möglich. Auch gibt es für die Spende keine Altersbegrenzung.» Und anders als bei den Organen kann die Hornhaut zudem aufbewahrt werden. Wird der Augenbank eine Spende gemeldet, fährt Isabelle Meneau zum Spender, um die Hornhaut zu entnehmen. Der Spenderin oder dem Spender ist danach nichts anzusehen.
Kaum Komplikationen dank Hochpräzision
Wurden die Hornhäute früher in der Augenbank lediglich untersucht und aufbewahrt, werden sie dort heute auch für die weitere Verwendung vor bereitet. Nicht alle gespendeten Hornhäute sind von gleicher Qualität. Gemäss der im Reinraum der Augenbank durchgeführten Qualitätsprüfungen müssen hin und wieder Hornhäute für eine Transplantation leider ausgeschlossen werden. «Dies ist mittler weile aber selten der Fall», erläutert Frank Blaser. So können Hornhautspenden, die sich früher nicht zur Transplantation eigneten, dank neuer Verfahren so aufbereitet werden, dass sie doch noch verwendet werden können. Auch die Geometrie der Spende und Empfängerhornhaut kann heute besser abgestimmt werden. «Dies führt zu hervorragenden Ergebnissen», so Frank Blaser. «Nahezu jede Hornhauttrübung können wir so beheben und Komplikationen oder Abstossungen sind sehr selten. Jede Hornhautspende bedeutet deshalb, einen oder gleich mehrere Menschen direkt vor dem sicheren Erblinden zu bewahren.»
Augenhornhaut spenden
Die Corneaspende ist eine Gewebespende. Gleich wie bei der Organspende muss bei der Gewebespende das Einverständnis der verstorbenen Person schriftlich vorliegen oder die Angehörigen müssen den mutmasslichen Spendewillen bestätigen. Gewebespenden sind in der Regel einfacher zu transplantieren als Organe. Da die Cornea nicht durchblutet ist, ist die Gefahr einer Abstossung und weiterer Komplikationen geringer als bei Organen. In der Schweiz ist die Donor Care Association mit Sitz am USZ für die interkantonale Organ- und Gewebespende zuständig.