Meningitis (Hirnhautentzündung)

Meningitis ist eine Entzündung der Hirnhäute. Ursache sind meist Viren oder Bakterien. Es handelt sich dabei um einen medizinischen Notfall und kann innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden. Eine sofortige ärztliche Vorstellung ist notwendig. In Westeuropa erkranken jährlich etwa 1 bis 2 von 100.000 Menschen an einer bakteriellen Hirnhautentzündung. Typische Symptome sind starke Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung, hohes Fieber und ein steifer Nacken. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika oder antiviralen Medikamenten. Impfungen können zur Vorbeugung beitragen.

Was ist Meningitis?

Eine Meningitis wird umgangssprachlich auch Hirnhaut-Entzündung genannt. Der medizinische Begriff für Hirnhäute ist „Meningen“. Die Hirnhäute sind bindegewebige Hüllen, die das Gehirn im Schädel umgeben. Sie sorgen für die Stabilität von Gehirn und Rückenmark, erhalten deren Form und federn Volumenveränderungen oder Bewegungen ab. Ausserdem sind sie am Stoffwechsel des Nervengewebes beteiligt. Mit Meningoenzephalitis ist die gleichzeitige Entzündung der Hirnhäute und des Hirngewebe (Enzephalon) gemeint.

Am häufigsten wird eine Hirnhautentzündung durch Viren verursacht. Seltener, aber weitaus gefährlicher ist eine Hirnhautentzündung durch Bakterien.

In manchen Fällen kann eine Hirnhautentzündung auch als Begleiterscheinung anderer – nicht-infektiösen – Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei Krebserkrankungen.

Ursachen und Risikofaktoren für Meningitis

Die Ursachen einer Hirnhautentzündung sind vielfältig:

Bakterielle Meningitis (eitrige Meningitis)

Eine bakterielle Meningitis wird hauptsächlich durch Meningokokken (Neisseria meningititis) und Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae). Aber auch Listerien, Haemophilus influenzae, Borrelien, Streptokokken Typ B und bei Neugeborenen Escherichia coli können eine Infektion der Hirnhäute auslösen. Diese Bakterien gelangen häufig über die Atemwege in den Körper, breiten sich von dort aus und erreichen schliesslich die Hirnhäute.

Mögliche bakterielle Meningitis-Auslöser sind:

  • Neisseria meningitidis (Meningokokken): Ein Erreger schwerer Hirnhautentzündungen, vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen; die Infektion kann in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Rekrutenschulen auftreten.
  • Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken): Der häufigste Erreger von Lungenentzündungen bei Erwachsenen kann auch eine Meningitis auslösen.
  • Listeria monocytogenes: Dieser Erreger findet sich in verunreinigten Lebensmitteln (z. B. Rohmilchprodukten). Er ist eine häufige Infektionsursache bei Neugeborenen, Schwangeren, älteren oder immungeschwächten Menschen.
  • Streptokokken der Gruppe B (GBS): Diese Bakterien können im Geburtskanal vorkommen und können bei Neugeborenen nach der Geburt eine Hirnhautentzündung verursachen. Schwangere werden auf diese Bakterien untersucht und falls nötig werden Präventionsmassnahmen ergriffen.
  • Escherichia coli (E. coli): Das Darmbakterium kann vor allem bei Neugeborenen Hirnhautentzündung auslösen.
  • Haemophilus influenzae Typ b (Hib): Das war früher ein häufiger Erreger bei Kindern. Durch die Einführung der Impfung ist dieser Typ selten geworden.
  • Mycobacterium tuberculosis: Das Bakterium verursacht die seltene tuberkulöse Meningitis, was in der Schweiz aber eine Rarität ist.
  • Staphylokokkus aureus: Eine Infektion mit diesem Erreger ist eher selten – meist nach Operationen, Kopfverletzungen oder Infektionen im Kopfbereich
  • Borrelien: Durch einen Zeckenstich können Borrelien übertragen werden. Diese Bakterien können unter anderem das Nervensystem befallen. In der Folge kann sich nach Wochen oder Monaten eine Neuroborreliose entwickeln, die häufig mit einer (leichten) Hirnhautentzündung einhergeht.

Mehr zum Thema bakterielle Infektionskrankheiten finden Sie hier: Bakterielle Infektionskrankheiten

Virale Meningitis

In der Schweiz leiden die meisten von Meningitis Betroffenen an einer viralen Infektion. Sie verläuft weniger schwer und verbreitet sich vor allem durch Schmierinfektionen (fäkal, oral), z. B. wenn man kontaminierte Oberflächen berührt. Eine virale Meningitis geht mit grippeähnlichen Symptomen einher und heilt in der Regel nach zwei bis drei Wochen ab.

Mögliche virale Meningitis-Auslöser sind:

  • Enteroviren (u.a.Coxsackie-Viren): Diese Viren sind für Krankheiten wie die Hand-Fuss-Mund-Krankheit.
  • Arboviren: Zecken oder Stechmücken übertragen diese Viren. Ein besonders häufiges Beispiel für eine Hirnhautentzündung durch Zeckenbiss ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Etwa 0.5 Prozent aller Zecken in der Schweiz sind Träger von FSME-Viren. Die ganze Schweiz mit Ausnahme des Kantons Tessin zählt als FSME-Risikogebiet. Gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis gibt es keine wirksame Therapie. Eine Impfung kann Sie vor der Erkrankung schützen. Lesen Sie hier: Mich hat eine Zecke gebissen – wie weiter?
  • Varizella-Zoster-Virus: Dieses Virus löst Windpocken aus und kann im Verlauf re-aktivieren und sich als Gürtelrose oder Meningitis manifestieren.
  • Herpes-simplex-Viren: Diese Viren können verschiedene Krankheiten auslösen, darunter Lippen- und Genitalherpes. Eine Neuinfektion oder Re-Aktivierung kann ebenfalls zu einer Hirnhautentzündung führen.

Risikofaktoren für Meningitis

Neben den genannten Erregern spielen bestimmte Risikofaktoren eine entscheidende Rolle. Zu den Risikofaktoren für eine Meningitis gehören:

  • ein geschwächtes Immunsystem, z. B. durch Erkrankungen die zu einer Immunschwäche führen (nach Organtransplantationen, Einsatz von Immunsuppression bei autoimmunen Erkrankungen, HIV/AIDS)
  • ein enger Kontakt zu Infizierten
  • Kinder unter fünf Jahren und junge Erwachsene gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen
  • ein unzureichender Impfschutz

Die Auslöser haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Verlauf und die Schwere der Erkrankung. Von der jeweiligen Ursache hängt auch die Form der Behandlung ab.

Ist eine Meningitis ansteckend?

Meningitis kann je nach Ursache ansteckend sein.

  • Bakterielle Meningitis: Einige Formen der bakteriellen Meningitis, wie eine durch Neisseria meningitidis (Meningokokken) verursachte Hirnhautentzündung, sind ansteckend. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Küssen. Auch eine Schmierinfektion ist möglich.
  • Virale Meningitis: Auch diese Form der Hirnhautentzündung kann ansteckend sein. Viren wie Enteroviren, die häufigste Ursache viraler Meningitis, übertragen sich durch direkten Kontakt mit infizierten Personen oder kontaminierten Gegenständen.

Symptome Meningitis: Anzeichen und Warnsignale

Bei all diesen Symptomen gilt es, keine Zeit zu verlieren – eine Hirnhautentzündung ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige ärztliche Hilfe.

Die ersten Symptome einer Hirnhautentzündung treten in der Regel nach einer Inkubationszeit von drei bis vier Tagen auf. Die Erkrankten sind bereits bis zu sieben Tage vor Ausbruch der Symptome ansteckend. Bei einer bakteriellen Meningitis ist die Ansteckungsgefahr 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie gebannt.

Die Symptome einer Meningitis treten oft plötzlich auf und können zunächst unspezifisch sein. Erstes Anzeichen sind oft starke Kopfschmerzen, die sich auch durch Schmerzmittel nicht lindern lassen. Typisch ist auch eine Nackensteifigkeit, die das Bewegen oder Drehen des Kopfes erschwert. Viele Betroffene entwickeln nach kurzer Zeit hohes Fieber.

Neben diesen klassischen Symptomen gibt es weitere Warnsignale, die auf eine Hirnhautentzündung hinweisen können. Häufige Begleitsymptome sind Übelkeit und Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Schläfrigkeit. Manche Patienten berichten von Verwirrtheit oder sogar Bewusstlosigkeit. Bei Säuglingen und Kleinkindern äussert sich die Erkrankung oft anders: Sie sind ungewöhnlich schläfrig, weinen laut und ihre Fontanelle (die weiche Stelle am Kopf) ist geschwollen.

Ein weiteres alarmierendes Symptom, vor allem bei Meningokokken-Infektionen, ist ein Hautausschlag. Dieser äussert sich in kleinen, punktförmigen Blutungen, die unter der Haut sichtbar werden.

Symptome Hirnhautentzündung: Wann zum Arzt?

Meningitis-Symptome treten oft plötzlich auf und können schwerwiegend sein. Zu den häufigsten Symptomen zählen:

Häufige Symptome Hirnhautentzündung:

  • starke Kopfschmerzen
  • steifer Nacken
  • hohes Fieber
  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit

Seltenere Symptome Hirnhautentzündung:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Verwirrtheit
  • bei Säuglingen: schrilles Schreien, Schläfrigkeit, geschwollene Fontanelle
  • Bewusstlosigkeit
  • epileptische Anfälle

Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, sollten Sie umgehend ärztlichen Rat einholen.

Meningitis: Untersuchungen und Diagnose

Bei Verdacht auf Meningitis ist schnelles Handeln erforderlich. Suchen Sie sofort Ihren Hausarzt, einen Kinderarzt (bei Kindern) der direkt die Notaufnahme eines Spitals auf. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Meningitis kann unter Umständen lebensrettend sein. Zunächst muss abgeklärt werden, ob die Erkrankung bakteriellen oder viralen Ursprungs ist, denn davon hängt die Behandlung ab.

Am Anfang steht eine gründliche körperliche Untersuchung. Dabei achtet der Arzt auf typische Anzeichen wie Nackensteifigkeit oder Hautveränderungen. Auch neurologische Tests, zum Beispiel zur Überprüfung der Reflexe, können erste Hinweise liefern.

Die wichtigste diagnostische Massnahme ist die Lumbalpunktion. Dabei entnimmt der Arzt oder die Ärztin eine Probe des Nervenwassers (Liquor). Diese Flüssigkeit gibt Aufschluss darüber, ob eine Entzündung vorliegt und welcher Erreger dafür verantwortlich ist. Es werden auch Blutkulturen angelegt werden, um die Bakterien direkt im Blut nachzuweisen.

Bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) helfen Komplikationen wie Hirnschwellungen zu erkennen.

Behandlung Meningitis: Schnelles Handeln rettet Leben

Die Behandlung der Meningitis hängt von ihrer Ursache ab. Bei der bakteriellen Form ist eine sofortige Behandlung entscheidend. Die Patienten werden in der Regel stationär aufgenommen und erhalten hochdosierte Antibiotika direkt in die Vene. Diese greifen die Bakterien gezielt an und verhindern ein Fortschreiten der Infektion. Begleitend können Kortikosteroide verabreicht werden, um die entzündungsbedingte Schwellung im Gehirn zu reduzieren.

Die virale Meningitis verläuft dagegen meist milder und heilt häufig von selbst aus. Die Behandlung konzentriert sich hier auf die Linderung der Symptome. Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind hier die wichtigsten Massnahmen. Nur in seltenen Fällen, zum Beispiel bei Herpesviren, besteht die Möglichkeit einer antiviralen Therapie.

Manchmal sind zusätzliche Behandlungen notwendig, um Komplikationen zu vermeiden. Dazu gehören Medikamente zur Kontrolle von Krampfanfällen oder Massnahmen zur Senkung des Hirndrucks. Bei schweren Verläufen kann eine engmaschige Überwachung auf der Intensivstation erforderlich sein.

Meningitis: Vorbeugung und Früherkennung

Das beste Mittel gegen Meningitis ist die Vorbeugung. Impfungen spielen dabei eine zentrale Rolle. In der Schweiz gehören Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae Typ B (Hib) zum regulären Impfprogramm für Kinder. Seit 2024 wird auch die Meningokokkenimpfung gegenüber Serotyp B (Bexsero) empfohlen. Diese Impfung sollte bei vor 2024 geimpften Kinder nachgeholt werden. Auch Erwachsene mit erhöhtem Risiko sollten ihren Impfschutz regelmässig überprüfen lassen.

Zur Vorbeugung gegen FSME gibt es eine sichere und hochwirksame Impfung, die generell für alle Personen ab drei Jahren empfohlen wird, die sich in einem Risikogebiet (ganze Schweiz, ausser Kanton Tessin) aufhalten und Zecken ausgesetzt sind

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Hygiene: Regelmässiges Händewaschen, insbesondere nach dem Kontakt mit potenziell kontaminierten Oberflächen, kann das Risiko einer Ansteckung deutlich verringern. Personen, die engen Kontakt zu einem Meningitis-Patienten hatten, sollten vorsorglich Antibiotika einnehmen, um eine mögliche Infektion zu verhindern. Dies muss vorgängig mit einem Arzt besprochen werden.

Wichtig ist auch die Früherkennung, denn eine schnelle Behandlung entscheidet über den Verlauf der Erkrankung. Eltern sollten bei ihren Kindern auf Symptome wie Fieber, Unruhe oder Verhaltensänderungen achten. Auch Erwachsene sollten wachsam sein, besonders wenn sie zu einer Risikogruppe gehören.

Meningitis Prognose: Gute Chancen bei rechtzeitiger Behandlung

Dank moderner medizinischer Fortschritte sind die Heilungschancen bei einer Hirnhautentzündung heute besser denn je. Obwohl die bakterielle Meningitis eine schwere Erkrankung ist, überleben bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung die meisten Patienten ohne bleibende Schäden. Schwieriger wird es, wenn die Behandlung zu spät einsetzt. Dann können Langzeitfolgen wie Hörverlust, kognitive Einschränkungen oder epileptische Anfälle auftreten.

Die virale Meningitis hat in der Regel eine gute Prognose und heilt in den meisten Fällen ohne Komplikationen aus. Bleibende Schäden sind selten. Dennoch ist es wichtig, auch bei milden Verlaufsformen die Symptome genau zu beobachten, um eine Verschlechterung frühzeitig zu erkennen.