Hepatitis

Wer an Hepatitis erkrankt, leidet an einer entzündeten Leber. Für diese Entzündung kommen verschiedene Ursachen infrage – unter anderem Viren, das metabolische Syndrom, Alkohol oder Medikamente. Die Virus-Infektionen werden durch verschiedene Erreger ausgelöst, sie heissen Hepatitis A, B, C, D und E Viren. Nur sie sind normalerweise ansteckend. Eine Hepatitis zu erkennen ist nicht immer einfach – sie zu behandeln ist aber in vielen Fällen umso wichtiger. Denn eine chronische Hepatitis kann zu schwerwiegenden Leberschäden und sogar zu Leberkrebs führen.

Was ist Hepatitis?

Hepatitis bedeutet Entzündung der Leber. Wenn sich Leberzellen entzünden, können sie nicht mehr normal arbeiten, werden geschädigt oder können sogar absterben. Wird die Leber so stark geschädigt, dass der Gallefarbstoff Bilirubin nicht mehr gut ausgeschieden werden kann, spricht man von einer Gelbsucht. Bei den Betroffenen sind dann die Haut und die weissen Teile des Augapfels gelblich verfärbt. Das ist aber nicht immer der Fall.

Es gibt verschiedene Formen der Hepatitis, manche davon können chronisch werden. Von einer chronischen Hepatitis spricht man, wenn die Entzündung der Leber länger als sechs Monate andauert. Kürzere Infektionen werden akute Hepatitis genannt.

Welche Hepatitis-Arten gibt es?

Es gibt verschiedene Ursachen, vielfältige Erscheinungsweisen und unterschiedliche Symptome: Kaum eine Erkrankung zeigt sich in so vielen Formen wie die Hepatitis.

Fünf Hepatitis-Arten entstehen durch Viren, sie werden mit Buchstaben von A bis E bezeichnet.

  • Hepatitis A: Leberentzündungen durch Hepatitis-A-Viren kommen in der Schweiz nur selten vor.
  • Hepatitis B: weltweit die häufigste Hepatitis-Form, in der Schweiz sind mehr als 60.000 Menschen von einer chronischen Hepatitis B betroffen.
  • Hepatitis C: An einer solchen Virus-Infektion leiden in der Schweiz rund 30.000 Menschen, vor allem Männer.
  • Hepatitis D: Diese Variante tritt immer zusammen mit Hepatitis B auf; jeder zwanzigste Hepatitis-B-Patient in der Schweiz ist zugleich mit Hepatitis D infiziert.
  • Hepatitis E: In der Schweiz  wird diese Form der Leberentzündung vor allem durch den Verzehr von unzureichend gegartem Fleisch oder Wurstwaren von infizierten Tieren übertragen und verläuft meist asymptomatisch.

Weitere Hepatitis-Arten werden nicht durch Viren ausgelöst, sondern haben einen anderen Ursprung:

Fettleber-Hepatitis

Sie gehört zu den weit verbreiteten Formen der Leberentzündung. Man unterscheidet zwischen einer alkoholischen Fettleber-Hepatitis und einer nichtalkoholischen Form. Eine nichtalkoholische Fettleber liegt bei etwa 25% der Schweizer Bevölkerung vor, diese  wird in der medizinischen Fachsprache auch „metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung“ (MASLD) genannt und ist vor allem mit Übergewicht und Diabetes mellitus assoziiert. Etwa 10-20% der Patienten mit MASLD entwickeln eine Fettleberhepatitis, die MASH.

Autoimmun-Hepatitis

Bei dieser seltenen Lebererkrankung attackiert das Immunsystem die eigenen Leberzellen. Mehr über Autoimmun-Hepatitis.

Toxische Hepatitis

Eine medikamentöse oder toxische Leberschädigung (durg-induced liver injury, DILI) ist eine Leberschädigung, die durch Medikamente, pflanzliche Produkte oder andere chemische Stoffe verursacht wird. Sie ist eine der Hauptursachen für akutes Leberversagen und ein wesentlicher Grund für den Abbruch der Einnahme bestimmter Medikamente. DILI wird als intrinsisch (vorhersehbar, dosisabhängig) oder idiosynkratisch (unvorhersehbar, dosisunabhängig) klassifiziert. Zu den häufigen Medikamenten, die DILI verursachen, gehören Paracetamol, Antibiotika, nichtsteroidale Antirheumatika und Statine. Zu den Risikofaktoren gehören genetische Veranlagung, Alter, Geschlecht, Alkoholkonsum und bereits bestehende Lebererkrankungen. Die klinischen Erscheinungsformen reichen von asymptomatischen Enzymwerterhöhungen bis hin zu schwerem Leberversagen. Die Diagnose umfasst den Ausschluss anderer Lebererkrankungen und die Identifizierung der Erreger, häufig mithilfe der RUCAM-Skala. Die Behandlung konzentriert sich auf das Absetzen des Medikaments und unterstützende Massnahmen.

Ischämische Hepatitis

Das Wort „Ischämie“ bedeutet „mangelnde Durchblutung“. Wenn die Leber nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird, zum Beispiel bei einer sehr schweren Herzerkrankung, können ihre Zellen absterben. Die Leberzellen sind bei der ischämischen Hepatitis nicht entzündet, sondern gehen zugrunde – auch wenn der Begriff „Hepatitis“ übersetzt „Leberentzündung“ bedeutet.

Ursachen: Wie entsteht eine Hepatitis?

Eine Entzündung der Leber kann auf ganz unterschiedlichen Wegen erfolgen. Zu den häufigsten Ursachen einer Hepatitis gehören Viren. Sie können zum Beispiel in verunreinigtem Wasser sowie auf Lebensmitteln (Salat, Muscheln, rohes Gemüse) vorkommen. In Ländern wie der Schweiz mit einem hohen Hygiene-Level geschieht das aber nur selten. Weitere Übertragungswege für Hepatitis-Viren sind Fäkalien, Blut, Speichel und andere Körperflüssigkeiten, die zum Beispiel bei sexuellen Kontakten eine Rolle spielen.

Während die Virusinfektionen ansteckend sind, ist das bei den übrigen Hepatitis-Arten nicht der Fall. Die Fettleber-Hepatitis entsteht entweder durch übermässigen Alkohol-Konsum oder durch starkes Übergewicht und durch Diabetes. Bei der Autoimmun-Hepatitis ist eine Fehlfunktion des körpereigenen Immunsystems der Krankheitsauslöser, und bei einer toxischen Hepatitis sind es Giftstoffe, die zur Entzündung der Leber führen.

Symptome: Wie zeigt sich eine Hepatitis?

Eine Leberentzündung macht sich nicht durch Schmerzen der Leber bemerkbar, denn diese enthält keine Nerven. Es sind anfangs häufig eher seelische Anzeichen, die auf eine Hepatitis hinweisen, ohne sie aber eindeutig erkennbar zu machen – zum Beispiel Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, nachlassende Leistung oder depressive Verstimmungen. Auch körperliche Hepatitis-Symptome können am Beginn der Erkrankung auftauchen. Hierzu gehören Schmerzen im oberen Bauchbereich, Gelenk- oder Muskelschmerzen, Übelkeit, mangelnder Appetit und leichtes Fieber.

Nicht bei allen Betroffenen zeigen sich solche Symptome. Es könnte durchaus sein, dass Sie an einer Hepatitis leiden, ohne dies zunächst überhaupt zu merken. Achten Sie deshalb auf weitere Hepatitis-Anzeichen, die sich vor allem im späteren Verlauf der Krankheit bilden können:

  • gerötete Handflächen und Fusssohlen
  • spinnennetzförmige Adern („Spider naevi“ genannt)
  • dunkler Urin
  • heller Stuhl
  • Juckreiz (Pruritus)
  • übermässig gerötete Zunge und Lippen
  • bei Männern: vergrösserte Brustdrüsen, verkleinerte Hoden

Die wohl auffälligste körperliche Veränderung bei einer Hepatitis ist die gelbliche Verfärbung der Haut und der weissen Bereiche des Auges, deshalb wird eine Hepatitis umgangssprachlich manchmal auch Gelbsucht genannt. Aber die Gelbverfärbung ist nur ein Symptom, und sie tritt nicht in jedem Fall auf.

Diagnose: Wie lässt sich eine Hepatitis feststellen?

Manchmal macht eine Hepatitis durch Druckschmerz im rechten Oberbauch auf sich aufmerksam. Der Schmerz kann entstehen, wenn sich die entzündete Leber vergrössert hat und das umliegende Gewebe verdrängt. Ob das tatsächlich der Fall ist, kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) erkennen. Sie kann auch zeigen, ob die Leber vielleicht schon seit längerer Zeit entzündet ist.

Auch Blutuntersuchungen helfen bei der Diagnosestellung. So deuten bestimmte Enzyme der Leber (sogenannte Transaminasen) auf eine Hepatitis hin, wenn sie im Übermass vorhanden sind. In der Medizin werden zwei dieser häufig Verdacht erregenden Enzyme mit „GOT/AST“ und „GPT/ALT“ bezeichnet. Im Blut lassen sich noch weitere Hepatitis-Anzeichen finden: Falls Ihr Körper von Hepatitis-Viren befallen ist, versucht er sich mit Abwehrstoffen (Antikörpern) gegen die Eindringlinge zu wehren. Jede Virusart ruft für sie typische Antikörper hervor. So lässt sich bei einer Blutuntersuchung nachweisen, ob zum Beispiel eine Hepatitis A, B oder C vorliegt oder eine andere virale Form der Leberentzündung.

Auch bei einer Autoimmun-Hepatitis produziert der Organismus bestimmte Antikörper, die sich im Blut finden. Sie richten sich jedoch nicht gegen krankmachende Erreger, sondern gegen die eigenen Leberzellen.

Eine erkrankte Leber verändert sich meist nicht nur in ihrer Grösse und Form, sondern auch in ihrer Elastizität. Mit einem bildgebenden Verfahren, der Elastographie, lassen sich solche Gewebeveränderungen erkennen. Dabei wird die Leber kurzen Stössen von Schallwellen ausgesetzt, was für die Patienten und Patientinnen vollkommen schmerzlos ist. Meistens basieren diese Elastographie-Verfahren auf einer Ultraschall-Technik, zudem gibt es auch eine Magnetresonanz-Elastographie. Durch die Elastographie kann man abschätzen, ob bereits eine beginnende Vernarbung oder gar eine Leberzirrhose vorliegt. In manchen Fällen ist die Durchführung einer Leberbiopsie notwendig, um die Diagnose zu stellen. Hierbei wird aus der Leber eine Gewebeprobe entnommen und anschliessend im Labor unter dem Mikroskop untersucht.

Therapie: Wie wird Hepatitis behandelt?

So unterschiedlich wie die einzelnen Hepatitis-Arten sind auch die Möglichkeiten, eine Hepatitis zu behandeln. Allgemein gilt: Wenn Ihre Leber entzündet ist, können Sie sie schützen und entlasten, indem Sie Alkohol meiden. Da auch Medikamente in der Leber abgebaut werden, sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt fragen, welche Arzneimittel Sie bei einer entzündeten Leber einnehmen dürfen und welche besser nicht. Und falls Sie an einer Fettleber-Hepatitis leiden, wäre es sinnvoll, nicht nur auf Alkohol zu verzichten, sondern mit Hilfe von Bewegung und gesunder Ernährung auch ein Übergewicht zu vermeiden oder wenn vorhanden dieses abzubauen.

In nicht wenigen Fällen kann es gelingen, dass eine Hepatitis von selbst ausheilt (etwa bei einer akuten Hepatitis E, wenn die Infizierten ansonsten gesund sind). Häufig erholt sich eine erkrankte Leber, wenn die konkreten Hepatitis-Ursachen beseitigt werden – zum Beispiel durch Elimination der Viren, Giftstoffe (Alkohol, toxische Hepatitis) oder Durchblutungsstörungen (ischämische Hepatitis).

Für die durch Viren ausgelösten Formen Hepatitis B, C und D stehen Medikamente zur Verfügung. Auch eine Autoimmun-Hepatitis lässt sich häufig medikamentös behandeln – mit Substanzen, die hemmend auf das Immunsystem einwirken (zum Beispiel Cortison). Sollte eine Hepatitis-Therapie zu spät erfolgen oder keinen Erfolg haben, kann in bestimmten Fällen auch eine Lebertransplantation erwogen werden.

Prognose: Wie verläuft eine Hepatitis?

Die Leber ist ein Organ, das sich oft erstaunlich gut erholt – wenn Teile von ihr bei einer Operation entfernt werden, können sie sogar nachwachsen. Aber es kann auch passieren, dass eine Leber irreparabel geschädigt wird. So kann sie zum Beispiel bei einer chronischen Hepatitis B oder C vernarben und als Folge ihre Funktion verlieren. Solange die Vernarbung nur teilweise geschieht und sich rückgängig machen lässt, spricht man in der Medizin von einer Leberfibrose; eine massive Schädigung, die meist irreversibel ist und sich sogar zu Leberkrebs entwickeln kann, wird Leberzirrhose genannt.

In vielen Fällen wird eine Hepatitis aber nicht chronisch, sondern heilt im akuten Stadium von selbst aus. Das gilt immer für Hepatitis-A-Infektionen und meist auch für Hepatitis E. Bei Hepatitis B ist das Risiko für einen chronischen Verlauf etwas höher. Und akute Hepatitis-C-Infektionen entwickeln sich sogar in mehr als der Hälfte der Fälle zu einer chronischen Form. Um zu verhindern, dass bei Ihnen eine chronische Hepatitis entsteht, sollten Sie rechtzeitig ärztlichen Rat suchen. Auch dann, wenn Sie vielleicht nur an unklaren Symptomen wie Appetitlosigkeit oder Fieber leiden, bei denen Sie zunächst gar nicht an eine Leberentzündung denken.

Vorbeugung: Wie kann man Hepatitis vermeiden?

In der Schweiz wird schon für Neugeborene eine Impfung gegen Hepatitis B empfohlen, sie ist auch für Erwachsene sinnvoll und schützt zugleich vor Hepatitis D. Auch gegen Hepatitis A können Sie sich impfen lassen.

Wenn Sie sich gesund ernähren und regelmässigen Alkoholgenuss sowie Übergewicht vermeiden (oder reduzieren), ist das eine gute Vorsorgemassnahme gegen eine Fettleber-Hepatitis. Das Risiko für eine Hepatitis B und C können Sie verringern, wenn Sie auf ungeschützten Geschlechtsverkehr verzichten und bei wechselnden Sexualpartnern Kondome benutzen. Denken Sie auch daran, dass es riskant ist, sich mit Hepatitis-Infizierten hygienische Utensilien wie Nagelscheren und Rasierer zu teilen, denn schon kleinste Verletzungen können Eintrittspforten für Hepatitis-Viren sein. Das gilt auch für das Stechen von Ohrlöchern oder für Piercings, wenn das dafür verwendete Material nicht steril ist.

Und falls Sie gerne reisen: Der schönste Urlaub kann tragisch enden, wenn Sie in einem Land mit mangelnder Hygiene vergessen, wo krankmachende Hepatitis-Erreger lauern könnten. Nämlich vor allem auf ungeschälten oder ungekochten Lebensmitteln, in unzureichend gegartem Fleisch, in Leitungswasser und in Eiswürfeln.