Pumpt das Herz nicht mehr ausreichend Blut, fehlen anderen Organen Sauerstoff und Nährstoffe. Der Mensch wird krank. Das USZ verfügt über ein Ambulatorium, in dem ein spezialisiertes Team Betroffene behandelt.
Herzinsuffizienz, auch als Herzschwäche bekannt, ist eine weitverbreitete Erkrankung, an der in der Schweiz rund 300 000 Menschen leiden. Sie ist somit die häufigste und tödlichste aller Herzerkrankungen. Betroffen sind häufig ältere Menschen und oft ist sie das Ergebnis einer Vorerkrankung wie Bluthochdruck oder verengten Herzkranzgefässen. Als universitäres Zentrum bietet das USZ umfassen de Diagnosemöglichkeiten und zeitgemässe Therapieangebote. Alljährlich werden in den Sprechstunden des Herzinsuffizienz Teams rund 3500 Konsultationen durchgeführt.
Frühzeitiges Erkennen verbessert Prognose
Durchschnittlich 70 Mal in der Minute pumpt ein gesundes Herz etwa 80 Milliliter Blut in den Körper eines Erwachsenen. Bei körperlicher Anstrengung erhöht sich dieses Volumen um ein Mehrfaches. Eine Herzinsuffizienz entsteht, wenn der Herzmuskel nicht mehr ausreichend Blut pumpen kann, was zu einer unzureichenden Versorgung der Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen führt. Typische Symptome einer Herzschwäche sind Kurzatmigkeit, geschwollene Beine, Müdigkeit und eine verminderte Leistungsfähigkeit. Zu den Ursachen zählen neben Bluthochdruck und verengten Herzkranzgefässen zum Beispiel Herzmuskelentzündungen, Herzklappenfehler, Amyloidose, angeborene Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen.
«Die Herzinsuffizienz ist ein breites Gebiet und am USZ können wir eine ganzheitliche Behandlung betroffener Patienten anbieten. Von der Diagnostik, um herauszufinden, woher die Herzinsuffizienz kommt, bis hin zur passenden Therapie», erklärt Andreas Flammer, der den Bereich Herzinsuffizienz am USZ leitet. Eine Herzinsuffizienz ist das letzte Stadium einer Herzerkrankung. Die Prognose hängt stark von der allgemeinen Gesundheit, dem Alter und dem Lebensstil der Betroffenen ab. Ein frühzeitiges Erkennen der Erkrankung und eine konsequente Therapie können die Lebensqualität und -erwartung erheblich verbessern.
„Mit Medikamenten lässt sich viel erreichen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue Wirkstoffe entwickelt, welche die Prognose deutlich verbessern.“
Sorgfältige Diagnostik für optimale Therapie
Die Diagnose beginnt mit einer umfassenden Anamnese und körperlichen Untersuchung. «Der Bereich der Herzinsuffizienz am USZ ist internistisch und interdisziplinär gut vernetzt», sagt Andreas Flammer. Ein typischer Patient wird von einem niedergelassenen Kardiologen überwiesen, der will, dass er in einem Zentrum gesehen und beurteilt wird. Andreas Flammer und sein Team klären den Zustand des Patienten sorgfältig ab. Dazu gehören in der Regel eine Echokardiografie, spezielle Belastungstests, aber auch Katheteruntersuchungen, um ein detailliertes Bild des Herzens zu erhalten. Ist die Erkrankung stabil, kann der Patient ambulant betreut werden. Verschlechtert sich sein Zustand, muss er möglicherweise im Spital behandelt werden, wo er auch akutmedizinische Betreuung erhält, um das Herz zu stabilisieren. Den spezialisierten Ärztinnen und Ärzten stehen heute vielfältige Möglichkeiten und Therapien zur Verfügung, um die Krankheit zu behandeln.
Therapie der Herzinsuffizienz
Bei der Therapie der Herzinsuffizienz kommen sowohl Medikamente als auch technische Geräte, wie z.B. spezialisierte Herzschrittmacher, Defibrillatoren oder Monitoringsysteme zu Einsatz, welche Hand in Hand und in Anwendung durch ein interdisziplinäres Expertenteam zum bestmöglichen Resultat beitragen.
Vielfältige Behandlungsoptionen
Die Behandlung der Herzinsuffizienz am USZ umfasst verschiedene Ansätze, die von medikamentösen Therapien bis hin zu komplexen chirurgischen Eingriffen reichen. «Mit Medikamenten lässt sich viel erreichen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue Wirkstoffe entwickelt, welche die Prognose deutlich verbessern», sagt Andreas Flammer. Neben Medikamenten gibt es interventionelle Verfahren wie die Behandlung von koronaren Herzerkrankungen oder die Korrektur von Herzklappenfehlern. Vorhofflimmern oder Rhythmusstörungen können mit einer Ablation behandelt werden. Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz kommen implantierbare Defibrillatoren und spezielle Schrittmacher zum Einsatz, die das Herz synchronisieren. Im Katheterlabor arbeiten Fachpersonen der Herzinsuffizienz, der Rhythmologie und der interventionellen Kardiologie Hand in Hand.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt. «Nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll. Unsere Aufgabe ist es, den Herzpatienten ganzheitlich zu sehen», betont der Spezialist für Herzinsuffizienz.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit zentral
Eine Besonderheit des USZ ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Fachpersonen der Herzinsuffizienz sind im ganzen Spital unterwegs, gehen bei Bedarf mit auf Visite und beobachten die betroffenen Patientinnen und Patienten genau. «Eine Charakteristik dieser Erkrankung ist, dass die Patienten ‹dekompensieren› können, also der Körper die durch eine Erkrankung entstandenen Defekte nicht mehr ausgleichen kann. In der Folge kann sich Wasser in den Beinen oder auf der Lunge ansammeln, was zu Atemproblemen und schlimmstenfalls zu einer Verlegung auf die Intensivstation führen kann», erklärt Andreas Flammer.
Wenn die Krankheit sehr weit fortgeschritten ist und es trotz der er wähnten Therapien immer wieder zu solchen Dekompensationen kommt, gibt es drei Möglichkeiten: Es kann eine sogenannte AssistDevice, eine Art «Kunstherz», eingesetzt werden, oder es kommt zu einer Herztransplantation. Für beides müssen sich die Betroffenen qualifizieren. Fällt der Entscheid hingegen für die Palliation, werden die Patienten betreut, bis sie sterben.
Kunstherzen und Herztransplantationen
AssistDevices und Herztransplantationen fallen in den Bereich der hoch spezialisierten Medizin (HSM) und dürfen nur von drei Zentren in der Schweiz durchgeführt werden. Eines davon ist das USZ. Betroffene Patienten werden im Herzinsuffizienz Team eingehend abgeklärt sowie vor und nach dem Eingriff betreut. Da für arbeitet das Team sehr eng mit Klinikdirektor Omer Dzemali und seinem Team der Herzchirurgie zusammen, aber auch mit Anästhesisten, Intensivmedizinern und weiteren Fachpersonen aus anderen Disziplinen. Für die Entscheidungsfindung bei diesen weitreichenden Therapien ist das interdisziplinäre Heart Team verantwortlich. «Mit einem AssistDevice können Betroffene gut leben und allenfalls die Zeit bis zur Herztrans plantation überbrücken. Nach der Transplantation beginnt für die Patientinnen und Patienten ein neues Leben», erklärt der Spezialist.
Interdisziplinäres Heart Team
Jedes Jahr werden am USZ 10 bis 20 Patienten transplantiert und etwa gleich viele erhalten ein AssistDevice. Sie alle müssen umfassend nachbetreut werden. Das Herzinsuffizienz Team kümmert sich in spezialisierten Ambulatorien auch nach Implantation oder Transplantation rund um die Uhr um diese Patientinnen und Patienten. Die Einstellung der Immunsuppression ist dabei eine besondere Herausforderung und erfordert das Wissen von Fachleuten. Dasselbe gilt für die regelmässig notwendigen Biopsien am Herzen.
Bessere Lebensqualität erreichen
Herzinsuffizienz ist eine komplexe chronische Erkrankung, die eine um fassende und individuell angepasste Behandlung erfordert. Das USZ verfügt dafür über modernste Diagnose und Therapiemöglichkeiten und interdisziplinäre Prozesse. «Unsere Aufgabe ist es, für jeden Patienten sorgfältig zu prüfen, wann welche Therapie sinnvoll ist. Mit unserer Arbeit können wir dazu beitragen, die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten zu verbessern», betont Andreas Flammer.