Heuschnupfen

Pollenallergie, Pollinosis, Pollinose, allergische Rhinitis, Heufieber, Heuasthma

Wenn der Frühling kommt, beginnt die Leidenszeit der Pollenallergiker. Erfahren Sie alles, was Sie zu Heuschnupfen wissen müssen: Von den Ursachen über die Symptome bis hin zur Behandlung.

Was ist Heuschnupfen?

Heuschnupfen gehört zur häufigsten Form der Allergie, der sogenannten Sofortallergie: Innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden reagiert Ihr Körper mit Allergiesymptomen, wenn die Schleimhäute der Nase, der Augen oder Atemwege mit Pollen in Berührung kommen. Der Name Heuschnupfen lässt sich auf das 19. Jahrhundert zurückführen. Damals wurde die allergische Reaktion zuerst nach Kontakt zu Gräsern und Heu beobachtet.

Heuschnupfen: Häufigkeit und Alter

Je nach Quelle leiden bis zu 25 Prozent der Schweizer und Schweizerinnen an Heuschnupfen. Grundsätzlich kann jeder Mensch daran erkranken. Sind bereits Mutter und Vater betroffen, steigt das Risiko von deren Kindern auf über 60 Prozent. Sind weder Eltern noch Geschwister Allergiker, sinkt es auf 15 Prozent.

Meistens zeigen sich die ersten Symptome schon im Vorschulalter. Im Gegensatz zu vielen Krankheiten, die der medizinische Fortschritt eindämmen oder gar besiegen konnte, sind Heuschnupfen und andere Allergien weltweit auf dem Vormarsch. Zum einen machen Forschende negative Umwelteinflüsse dafür verantwortlich. Zum anderen steigt das Risiko von Allergien durch die verbesserten Hygienestandards. Denn je sauberer und keimfreier unser Umfeld ist, desto höher das Risiko, später an einer Allergie zu erkranken. So haben Studien gezeigt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener Allergiker oder Allergikerinnen werden als Stadtkinder. Offenbar stärkt der Kontakt mit gewissen Bakterien und Pilzen unser Immunsystem. Fühlt es sich dagegen unterfordert, weil es aufgrund klinischer Sauberkeit keine Erreger bekämpfen muss, wehrt es sich übermässig gegen an sich harmlose Stoffe, was dann krankmachende allergische Reaktionen mit sich zieht. Allergien sind also nicht die Folge eines geschwächten Immunsystems, sondern im Gegenteil eine fehlgeleitete, überschiessende Reaktion des Immunsystems.

 

„Heuschnupfen scheint sich epidemieartig auszubreiten. 1900 litt gerade mal 1 Prozent der Schweizer Bevölkerung darunter, heute sind es 30 Prozent.“

Thomas M. Kündig, Prof. Dr. med.

Heuschnupfen: Ursachen und Risikofaktoren

Heuschnupfen entwickelt sich, weil Ihre Körperabwehr fälschlicherweise auf bestimmte Eiweisse eigentlich harmloser Pollen reagiert. Nach dem ersten Kontakt produziert Ihr Immunsystem bestimmte Abwehrstoffe, sogenannte IgE-Antikörper.

Treffen später erneut Pollen auf die Schleimhäute der Nase, Augen oder Atemwege, binden sich die IgE-Antikörper an Mastzellen, die ebenfalls zum Immunsystem Ihres Körpers gehören.

Die Mastzellen setzen Entzündungshormone frei: die Histamine. Diese Botenstoffe lösen die üblichen Heuschnupfensymptome aus:

  • Ihre Nasenschleimhaut und Augenbindehaut röten sich und schwellen an.
  • Gleichzeitig verengt das Hormon Ihre Bronchien.
  • Zudem verursachen die Abwehrzellen des Immunsystems in den betroffenen Bereichen Entzündungsreaktionen.

Die Pollen verschiedenster windbestäubter Pflanzen können Heuschnupfen auslösen:

  • Gräser inklusive Getreide (u. a. Lieschgras, Roggen),
  • Bäume (u. a. Birke, Erle, Weide, Esche, Olive),
  • Sträucher (u. a. Hasel) oder
  • Kräuter (u. a. Beifuss, Ambrosia).

Dabei reagieren Heuschnupfengeplagte immer auf Pollen spezifischer Pflanzen (z. B. auf Haselnusspollen). Viele Patientinnen und Patienten sprechen auf Pollen gleich mehrerer Pflanzen an: So besteht beispielsweise eine Baum- und eine Gräserallergie gleichzeitig.

Meist verläuft Heuschnupfen saisonal. Das heisst, die Allergie macht sich nur zu den typischen Pollenflugzeiten im Frühjahr, Sommer oder Herbst bemerkbar. Allerdings blühen einzelne Pflanzenarten bis in den Spätherbst hinein oder fangen schon im Spätwinter an zu blühen. Darum tritt Heuschnupfen unter Umständen fast ganzjährig oder mehrfach im Jahr auf.

Symptome: Heuschnupfen plagt vorwiegend Nase und Augen

Die für Heuschnupfen (Pollenallergie, Pollinosis) üblichen Symptome betreffen schwerpunktmässig Augen und Nase. Gelangen die Allergieauslöser auf die Nasenschleimhaut entsteht allergischer Schnupfen (Rhinitis allergica), kommen sie in die Augen, entsteht schnell eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis). Die verbreitetsten Symptome sind:

  • juckende, brennende, gerötete, tränende Augen
  • juckende, kribbelnde, verstopfte Nase
  • Niesreiz und -anfälle
  • Fliessschnupfen
  • trockene Nasenschleimhaut

Zudem kann Heuschnupfen viele weitere Symptome auslösen:

  • Ihr Hals kratzt und schmerzt.
  • Die Schleimhäute in Ihrem Mund, Hals und Ohr jucken.
  • Husten plagt Sie.
  • Sie bekommen allergische Hautreaktionen (z. B. Rötungen, Schwellungen).
  • Sie haben Probleme, sich zu konzentrieren.
  • Sie schlafen schlecht.
  • Ihr Geruchs-, Geschmacks- und Hörsinn sind beeinträchtigt.
  • Sie fühlen sich generell schwach und müde.

Teils reagiert, wer an Heuschnupfen leidet, überempfindlich auf unspezifische Reize wie Tabakrauch, Staub, Parfümstoffe, Temperaturwechsel und körperliche Belastung – zum Beispiel mit Niesen oder tränenden Augen.

Kreuzallergie: Auch Nahrungsmittel lösen Symptome aus

Häufig begleiten sogenannte Kreuzallergien gegen bestimmte Lebensmittel die Symptome des Heuschnupfens. Das liegt daran, dass die kritischen Eiweisse in den Pollen und bestimmte Eiweisse in Nahrungsmitteln sich strukturell ähneln. Deshalb reagiert Ihr Immunsystem auf das Nahrungsprotein ähnlich wie auf Pollen.

Der Verzehr der jeweiligen Nahrungsmittel verursacht dann in Mund und Rachen folgende Beschwerden:

  • Juckreiz
  • Kribbeln
  • Brennen

Eine Kreuzallergie kann gegen diverse Nahrungsmittel entstehen, abhängig davon, welche Pflanzenpollen Ihre Heuschnupfen auslösen. So zeigen beispielsweise viele Betroffene mit einer Hasel-, Erlen- oder Birkenpollenallergie auch Symptome gegenüber Haselnüssen, Äpfeln oder Kirschen. Typisch ist, dass jede Pollenart mit bestimmten Lebensmitteln verknüpft ist.

Pollenart Allergieauslösendes Nahrungsmittel
Birke, Erle, Hasel Apfel, Aprikose, Avocado, Birne, Haselnuss, Karotte, Kartoffel, Kirsche, Kiwi, Mandel, Paranuss, Pflaume, Pfirsich, Sellerie, Walnuss
Beifuss Anis, Dill, Kamille, Karotte, Kümmel, Paprika, Petersilie, Pfeffer, Sellerie, Senf (schwarz und weiss)
Gräser Erdnuss, Kartoffel, Roggen, Soja, Tomate, Weizen
Ambrosia Banane, Gurke, Honigmelone, Wassermelone

Diagnose Heuschnupfen

Mit einem Allergietest können wir Heuschnupfen nachweisen und den Auslöser, also das Allergen, identifizieren.

Der Pricktest

Der Pricktest ist das verbreitetste Diagnosemittel. Wir tropfen Ihnen verschiedene Pollenextrakte und weitere Allergene (z. B. Tierhaarextrakte) auf Ihren Rücken oder Unterarm. Anschliessend piksen wir die Haut unter dem Tropfen mithilfe einer feinen Nadel leicht an (engl. to prick = piksen). Reagieren Sie allergisch auf einen oder mehrere der Stoffe, rötet sich nach 15 bis 20 Minuten das Hautareal, schwillt leicht an und juckt meist auch.

Die Blutuntersuchung

Eine Blutuntersuchung durch uns untermauert die Allergiediagnose: Leiden Sie an Heuschnupfen lassen sich Antikörper gegen die jeweiligen Allergene im Blut mit dem Enzym-Allergo-Sorbent-Test (IgE-CAP- Test) nachweisen. Zudem stehen heutzutage hochdifferenzierte Nachweismöglichkeiten auf einzelne allergieauslösende Eiweisse zur Verfügung, (molekulare Allergiediagnostik) welche etwa bessere Aussagen zu Kreuzreaktionen, möglichem Allergierisiko oder zum zu erwartenden Ansprechen auf die Hyposensibilisierung/Immuntherapie erlaubt.

Provokationstest

Manchmal nutzen wir auch einen Provokationstest mit dem entsprechenden Allergen. Dazu sprühen wir Ihnen mittels eines Zerstäubers Pollen in die Nase. Diese Intervention kann eine starke allergische Reaktion provozieren. Deshalb darf dieser Test nur unter ärztlicher Kontrolle stattfinden. Anschliessend werden wir Sie mindestens eine halbe Stunde weiter überwachen.

Wer führt die Tests auf Heuschnupfen durch?

Ärztinnen und Ärzte in den Allergiesprechstunden im Spital, Fachärztinnen und -ärzte der Dermatologie, Hals-Nasen-Ohren- oder Lungenheilkunde führen die Diagnose durch. Speziell auf die Behandlung von Allergien qualifiziert haben sich Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Allergologie.

Heuschnupfen: Vorbeugung, Früherkennung, Prognose

Oft zeigen sich Heuschnupfen-Symptome schon in der Kindheit. Selbst wenn Sie bis ins Erwachsenenalter nicht betroffen waren, können Sie im späteren Leben jederzeit eine Allergie gegen Pollen entwickeln.

Heuschnupfen vorbeugen

Vorwiegend hat es genetische Ursachen, wenn Sie Heuschnupfen entwickeln. Bestimmte Verhaltensweisen können die Krankheit kaum verhindern. Das Risiko lässt sich allenfalls senken. Hier sind vor allem die Eltern gefragt, ihre Kinder zu schützen:

  • Falls keine medizinische Notwendigkeit besteht, entbinden Sie nicht mit Kaiserschnitt.
  • Achten Sie darauf, dass das Klima in Ihrer Wohnung stimmt und sich keine Schimmelpilze entwickeln.
  • Schützen Sie Ihr Kind vor Zigarettenrauch, rauchen Sie vor allem selbst nicht.
  • Bewahren Sie es vor Luftschadstoffen in Innenräumen wie auch draussen.

Für alle Allergien gilt als erste Massnahme, das Allergen, das die Symptome verursacht, möglichst zu meiden. Fachleute sprechen von Allergenkarenz oder Expositionsprophylaxe. Im Fall von Heuschnupfen ist diese Strategie fast unmöglich, da die Pollen in der Luft sind, die wir atmen, und sich darüber kilometerweit ausbreiten.

Heuschnupfen: Früherkennung

Heuschnupfen ist keine Bagatellerkrankung. Wird er nicht behandelt, verschlimmern sich bei der Hälfte der Betroffenen die Symptome bis hin zum allergischen Asthma. Für Kinder ist das Risiko besonders hoch. Deshalb ist es wichtig, die allergischen Beschwerden frühzeitig zu erkennen und zu therapieren. Zudem kann sich die Pollenallergie schnell auf andere Substanzen ausweiten: Dann bildet sich eine Kreuzallergie heraus – etwa gegen bestimmte Nahrungsmittel.

Heuschnupfen: Prognose

Die richtige Behandlung kann die akuten Symptome des Heuschnupfens in Schach halten und eine Verschlimmerung verhindern. Eine Hyposensibilisierung kann Patientinnen und Patienten gegenüber den Allergieauslösern unempfindlich machen. Das minimiert ihr Risiko, dass weitere Allergien hinzukommen. In einigen Fällen werden erkrankte Personen sogar gänzlich beschwerdefrei. Vor allem, wenn die Behandlung schon früh erfolgt, sind die Erfolgschancen gut.

Heuschnupfen: Therapie dringend nötig

Viele Patientinnen und Patienten nehmen Heuschnupfen nicht ernst und riskieren dadurch den sogenannten Etagenwechsel. Das bedeutet, dass sich die allergische Reaktion ausweitet auf ihre unteren Atemwege, also die Bronchien, und dort allergisches Asthma verursacht. Verbreitete asthmatische Beschwerden sind:

  • Husten
  • Atemnot
  • pfeifende Geräusche beim Atmen
  • Engegefühl in der Brust