Hansjörg Feurers Erkrankung führt unaufhaltsam zur Erblindung. Nach einer Hornhauttransplantation an beiden Augen fährt er wieder VBZ-Bus und Velo.
Erste Anzeichen einer Sehverschlechterung
Ich habe mein ganzes Berufsleben im Dienst des öffentlichen Verkehrs verbracht: erst als Lokomotivführer und Disponent bei den SBB, dann als Leiter Betrieb Bus bei den Verkehrsbetrieben Zürich. Das war zwar ein Bürojob, aber als Vorgesetzter aller VBZ Buschauffeure und -chauffeusen wollte ich auch Dienst machen können, wenn Not am Mann ist, und habe deshalb noch die Prüfungen dafür gemacht. Zum Fahren trug ich eine Brille, hatte sonst aber keine Sehschwierigkeiten. Als ich eine Verschlechterung beim Sehen feststellte, liess ich mich beim Augenarzt untersuchen.
Die Aussicht auf eine Transplantation
Der Arzt vermutete eine Star-Erkrankung. Eine zweite Augenärztin erkannte dann aber schnell, dass ich an einer Hornhauttrübung leide. Ursache ist eine Fuchs-Endotheldystrophie. Die sehr seltene Erkrankung führt beidseitig zu einer zunehmenden Hornhauttrübung bis zur Erblindung. Dagegen hilft nur, die getrübte Hornhaut durch eine gesunde Hornhaut eines verstorbenen Menschen zu ersetzen, die er oder sie zur Spende freigegeben hat. Hätte ich die Operation nicht machen lassen, wäre ich also innerhalb weniger Jahre blind geworden. Ich musste deshalb auch nicht lange nachdenken, ob ich das mache oder nicht.
Eine schwierige Zeit und Gedanken über die Zukunft
Die Ärztin überwies mich an die Augenklinik des USZ und ich wurde auf die Warteliste für eine Hornhauttransplantation gesetzt. Meine Sehfähigkeit verschlechterte sich. Ich konnte zwar meine Arbeit im Büro noch machen und durfte auch noch Autofahren, aber einen Bus führen ging nicht mehr. Ich bin ein leidenschaftlicher Velofahrer. Zum Auftakt der Velosaison reise ich seit Jahren im Frühling immer wieder an die Costa Brava und freue mich jedes Mal schon sehr darauf. Hatte mich die Diagnose gar nicht so erschüttert, ging mir in den nächsten Veloferien beim Anblick der wunderschönen Küstengegend und der bunten Blumen dann aber doch immer wieder durch den Kopf, ob das meine letzten Veloferien sein könnten.
Erfolg der Operation und Dankbarkeit
Aber auch, wie es nach der Operation sein würde, denn es gibt ja keine Garantie, dass sie gelingt, und man weiss auch nicht, wie gut man letztlich wieder sehen wird. Vor vier Jahren und sechs Wochen, an einem Dienstag, wurde ich zur Transplantation aufgeboten, die Operation war am Donnerstag. Die neue Hornhaut wird mit Gas im Auge nach aussen gedrückt, damit sie sich gut anpasst. Deshalb musste ich nach dem Eingriff für 24 Stunden strikt auf dem Rücken liegen. Mein Zimmerkollege hatte denselben Eingriff. Nachdem wir aufstehen durften, gingen wir immer wieder zum Fenster und verfolgten begeistert, wie unsere Sicht jedes Mal klarer wurde.
Uns erfüllte beide grosse Dankbarkeit für die Menschen, die uns ihre Hornhaut gespendet hatten. Noch bevor ich aus der Augenklinik entlassen wurde, liess ich mich als Organspender registrieren. Nach sechs Monaten wurde das zweite Auge am USZ operiert. Die Transplantation war auch hier ein voller Erfolg. Es sei keine Selbstverständlichkeit, sagte mein Chirurg Frank Blaser, dass bei einer beidseitigen Hornhauttransplantation bei beiden Augen alles derart perfekt her auskomme. Meine Fitness könnte dazu beigetragen haben.
Regelmässige Nachkontrollen und ein erfülltes Leben
Alle sechs Monate muss ich zur Kontrolle ins USZ und jeden Morgen Augentropfen nehmen. Ich habe eine App, die mich daran erinnert, aber ich habe es noch kein einziges Mal vergessen. Und gerade hat der Vertrauensarzt meine Fahrfähigkeit für weitere drei Jahre bestätigt. Ich darf also auch jetzt, über meine Pensionierung hinaus, noch Dienst bei den VBZ tun und bei Engpässen oder Sondereinsätzen wie Silvester aushelfen. Und ich geniesse das Velofahren. Heute Morgen konnte ich die Zeitung ohne Brille lesen. Alles hat bei mir den denkbar besten Verlauf genommen.