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Verbesserte Behandlung bei Krebs unbekannter Herkunft durch molekulargenetische Analysen

Publiziert am 16. Oktober 2024

Krebs unbekannter Herkunft ist schwierig zu behandeln, weil die Therapie nicht gezielt ansetzen kann. Die weltweite CUPISCO-Studie unter Beteiligung des Instituts für Pathologie und Molekularpathologie des USZ zeigte nun, dass Patientinnen und Patienten mit Krebs unbekannter Herkunft länger überleben, wenn molekulargenetische Analysen die Therapiewahl unterstützen.

Nicht immer ist eine Krebserkrankung genau einzuordnen. Bei zwei bis fünf Prozent aller Krebserkrankungen kann kein Ursprung des Krebses, etwa in einem bestimmten Organ, identifiziert werden. Fachleute sprechen dann von einem «Krebs unbekannter Herkunft» (Cancer of unknown primary, CUP). Die Krebsform ist in den meisten Fällen schwierig zu behandeln, weil keine Primärerkrankung feststellbar ist und sie sich in sehr verschiedenen Formen zeigt. Entsprechend sind die Prognosen für Patientinnen und Patienten mit CUP schlecht, die Überlebenszeit nach der Diagnose beträgt im Mittel weniger als ein Jahr.

Behandlungsfortschritte durch massgeschneiderte Therapie

Bei einigen Krebserkrankungen wurden in den letzten Jahren mit personalisierten Therapien massive Fortschritte erreicht. So können mit einer molekulargenetischen Analyse von Tumorgewebe genetische Veränderungen darin festgestellt werden; diese Informationen dienen dann bei bestimmten genetischen Veränderungen dazu, eine auf den einzelnen Patienten abgestimmte, «massgeschneiderte» Therapie zu wählen. In vielen Fällen erweisen sich diese denn auch als hochwirksam. Patienten mit Krebs unbekannter Herkunft können von diesen Fortschritten bisher nicht profitieren. In der weltweit durchgeführten CUPISCO-Studie untersuchten Forscherinnen und Forscher nun jedoch, ob auch diese Patientinnen und Patienten besser behandelt werden können, wenn auch bei ihnen für die Therapiewahl eine molekulargenetische Analyse hinzugezogen wird.

Weltweite Studie – allein am USZ wurden 1505 Patienten untersucht

Die von Roche geleitete, prospektive Studie umfasste 159 Gesundheitszentren in 34 Ländern im Zeitraum von 2018 bis 2022. Das Institut für Pathologie und Molekularpathologie des Universitätsspitals Zürich verfügt über grosse Erfahrung mit molekulargenetischen Analysen und war über mehrere Jahre die Referenzpathologie in der CUPISCO-Studie. Die Patientenproben wurden am USZ in einer Zweitmeinung histologisch untersucht, nach deren Studieneinschluss folgte eine breite molekulare Analyse mit über 300 Genen. Ein internationales Tumorboard diskutierte die Resultate und gab Therapieempfehlungen ab. Insgesamt wurden 1505 Patientinnen und Patienten durch die Referenzpathologie am USZ zweitbeurteilt, davon wurden 636 für die Phase-II-Studie eingeschlossen und am USZ weiter molekular untersucht.

Deutlich längeres Überleben bei Diagnostik mit molekulargenetischer Analyse

Die kürzlich in Lancet veröffentlichten Ergebnisse der CUPISCO-Studie zeigen, dass die Patientengruppe, die nach dieser umfassenden molekularen Testung von Tumorgewebe und Blutproben der Patienten eine gezielte Therapie erhielt, deutlich länger lebte als die Vergleichsgruppe, die nur eine herkömmliche Chemotherapie erhielt. Zum ersten Mal konnte eine internationale Studie damit beweisen, dass der interdisziplinäre Ansatz der personalisierten Medizin mit genetischen Tests in der Pathologie auch bei Patientinnen und Patienten mit CUP zu besseren Behandlungsergebnissen führt. Für Holger Moch, Direktor des Instituts für Pathologie und Molekularpathologie am USZ sind die Resultate erfreulich und wegweisend: «Dieses Ergebnis ist besonders wichtig, da es für Patientinnen und Patienten mit CUP in den letzten Jahrzehnten bei der Behandlung dieser Erkrankung keine Fortschritte gab.» Chantal Pauli, Oberärztin am Institut für Pathologie und Molekularpathologie und Referenzpathologin für die CUPISCO-Studie ergänzt: «Ein solches Studiendesign gab es noch nie. Durch unsere Erfahrungen in dieser Studie wurden neue diagnostische Guidelines definiert, welche den Patienten und Patientinnen neue Therapien ermöglichen.

 

 

Publikation:

Krämer, Alwin et al., Molecularly guided therapy versus chemotherapy after disease control in unfavourable cancer of unknown primary (CUPISCO): an open-label, randomised, phase 2 study. The Lancet, Volume 404, Issue 10452, 527-539.
DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00814-6

Holger Moch, Prof. Dr. med.

Institutsdirektor, Institut für Pathologie und Molekularpathologie

Tel. +41 44 255 25 00
Spezialgebiete: Molekularpathologie, Uropathologie

Chantal Pauli, Prof. Dr. med.

Oberärztin meV, Institut für Pathologie und Molekularpathologie

Tel. +41 43 253 45 66
Spezialgebiete: Weichteile, Knochen inkl. Molekularpathologie