Atherosklerose ist eine chronische, lipidbedingte entzündliche Erkrankung und führt oftmals zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod. Tritt diese Erkrankung in den Beinarterien auf, spricht man von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), von der weltweit 230 Millionen Menschen betroffen sind. Durch diese Fettablagerungen in entzündeten Beinarterien wird die Durchblutung gestört was zu Beinschmerzen und Gehbeeinträchtigungen führen kann. Die Standardbehandlungen für die PAVK umfassen Operationen (zur Öffnung der Arterien), blutverdünnende Medikamente, Blutdrucktabletten, sowie cholesterinsenkende Medikamente.
Leider reichen diese Therapien nicht aus. Mit der alternden Bevölkerung sowie dem Anstieg von Rauchen und Diabetes wird die globale Belastung durch PAVK erheblich zunehmen. Auch Lebensstiländerungen, Reduzierung der Risikofaktoren oder eine antithrombotische Therapie führten bis jetzt nicht zu einer akzeptablen Risikominimierung für vaskuläre Komplikationen.
Zusätzliche Strategien zur Verringerung des vaskulären Risikos sind erforderlich. Obwohl Atherosklerose im Wesentlichen eine entzündliche Erkrankung ist, zielen die bestehenden Therapien nicht primär auf Entzündungen ab.
Colchicin, ein kostengünstiges entzündungshemmendes Medikament, reduziert vaskuläre Ereignisse bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit, wurde jedoch bei Patienten mit PAVK noch nicht getestet. Folglich verdient Colchicin eine weitere Untersuchung bei Patienten mit PAVK, da bei ihnen aufgrund der ausgeprägten Atherosklerose ein noch grösserer Nutzen erwartet wird.
Im USZ versucht Prof. Barco mit einem internationalen Team diese Lücke zu schliessen, dabei untersuchen sie ob eine Therapie mit Colchicin Gefässkomplikationen bei Patienten mit PAVK verringern kann. Die LEADER-PAD Studie wird akademisch gesponsert und durchgeführt. Verantwortlich für die fünf Studienzentren (USZ, USB, HUG, HFR und EOC Bellinzona) in der Schweiz ist die Klinik für Angiologie des Universitätsspital Zürich und nationaler Koordinator ist Prof. Barco (Stv. Klinikdirektor).
Vielversprechende Ergebnis bei Patienten mit Herzinfarkt oder Angina pectoris
Wir wissen bereits, dass bei Patienten mit Herzinfarkt oder Angina pectoris (Brustschmerzen) Colchicin die Rate an Gefässkomplikationen um etwa 25% reduziert. Patienten mit PAVK könnten sogar noch mehr profitieren, da sie mehr Ablagerungen in ihren Arterien im ganzen Körper haben. In der LODOCO-Studie und der COLCOT-Studie konnte gezeigt werden, dass 0.5 mg Colchicin täglich, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse deutlich reduzierte. Wichtig ist, dass Colchicin in dieser Dosierung das Risiko für Durchfall im Vergleich zu Placebo nicht erhöhte. Die Anzahl frühzeitiger Studienabbrüche für Colchicin und Placebo waren am Ende der Studie ähnlich.
Stand in der Schweiz
Colchicin ist in der Schweiz bisher und seit >30 Jahren zur Behandlung von Gicht und einer selteneren entzündlichen Erkrankung, bekannt als Familiäres Mittelmeerfieber (FMF), zugelassen. Erst wenn die Wirksamkeit der Prüfsubstanz Colchicin auch zur Behandlung der PAVK wissenschaftlich untersucht und erwiesen ist, kann sie in der Schweiz zugelassen und zur Behandlung der PAVK eingesetzt werden. Ende des Jahres wird die Studie in der Schweiz starten und dann wird sich hoffentlich zeigen, ob sich diese Substanz, einst entdeckt in der Blüte der Herbstzeitlosen, als günstige Alternative zu bestehenden Therapien etablieren kann.
Kontakt für Teilnahme
Frau Dr. sc. nat. Rebecca Spescha