Überblick: Was ist Krätze?
Krätze, Skabies, Scabies: Die verschiedenen Namen bezeichnen eine Erkrankung, die in der ganzen Welt vorkommt und Menschen aller Altersgruppen betreffen kann. Sie hat nichts mit mangelnder Körperhygiene zu tun, aber viel mit engem Körperkontakt: Um Krätze zu bekommen, muss man einem Menschen nahe sein, der bereits unter Skabies leidet. Der Ansteckende kann dabei im Anfangsstadium Krätze haben, ohne es zu wissen – die typischen Krätze-Anzeichen treten oft erst nach einiger Zeit auf.
Auslöser für Krätze sind Milben, die kleine Kanäle in die oberste Hautschicht graben. Dort legen sie Eier ab und hinterlassen Ausscheidungen, auf die das menschliche Immunsystem mit stark juckenden Hautveränderungen reagiert.
Wie viele Menschen von Krätze betroffen sind, ist unbekannt, denn Skabies gehört nicht zu den meldepflichtigen Erkrankungen. In der Schweiz und anderen Ländern beobachten Ärztinnen und Ärzte aber seit einigen Jahren eine Zunahme der Fälle.
Krätze bei Kindern
„Nicht kratzen!“ Das ist leichter gesagt als getan. Wenn Kinder unter stark juckender Haut leiden, werden sie oft ermahnt, die betroffenen Stellen nicht zusätzlich zu reizen. Denn Eltern wissen, dass das Kratzen den Juckreiz verschlimmern kann. Und sie ahnen, dass die Fingernägel der Kinder keineswegs steril sind. So können sich durch das Kratzen die Krätzmilben auf der Haut verteilen, und aufgekratzte Wunden werden zum Einfallstor für Bakterien. Schnelle medizinische Hilfe bei Krätze ist deshalb wichtig, um die verhängnisvollen Prozesse zu stoppen.
Ärzte und Ärztinnen beobachten in jüngster Zeit eine Zunahme von Skabies in Kitas und Schulen. Kinder haben hier oft engen und längeren Kontakt miteinander – für die Krätze-Milben die willkommene Gelegenheit, von einer Hautoberfläche auf eine andere zu gelangen. Wo sie dann ihr Werk von neuem beginnen. Wenn die Krätze-Diagnose feststeht, muss nicht nur das erkrankte Kind behandelt werden, sondern alle Menschen, die mit ihm in engem Kontakt stehen. Also zumeist die Familienangehörigen. Nur so kann die weitere Ausbreitung der Krätze verhindert werden.
Diagnose: Wie kann man Krätze erkennen?
Der erste Schritt der Krätze-Behandlung heisst: die Krätze erkennen. Für medizinische Laien ist das aber schwierig. Auf den ersten Blick scheint es oft keinen Unterschied zu anderen Hauterkrankungen zu geben, zum Beispiel zu Ekzemen bei einer Allergie oder bei Neurodermitis.
Bei der Diagnose hilft der Ärztin oder dem Arzt eine Lupe mit integrierter Beleuchtung, ein sogenanntes Dermatoskop. Wenn dieses Vergrösserungsgerät auf die Haut gesetzt wird, lassen sich Krätzmilben oder ihre gegrabenen Kanäle in vielen Fällen erkennen. Sollte das nicht möglich sein, können medizinische Mitarbeiter eine Probe des Inhalts der Kanäle unter dem Mikroskop untersuchen. Hier sehen sie dann oft die Milben oder ihre Eier und Ausscheidungen – ein sichtbarer Beweis für Krätze.
Krätze-Ausschlag bei Borkenkrätze
Eine besonders schwere Form der Skabies ist die sogenannte Borkenkrätze (Scabies crustosa oder Scabies norvegica). Die Krätze-Symptome zeigen sich hier grossflächig und reichen über die normalerweise befallenen Hautregionen hinaus. Die Innenflächen der Hände und Füsse sind verhornt und von Schuppen befallen. Ein Trost für die Betroffenen: Der sonst bei Krätze vorhandene Juckreiz ist bei der Borkenkrätze deutlich schwächer oder fehlt sogar ganz.
Borkenkrätze, auch Krustenskabies genannt, ist besonders ansteckend. Sie tritt oft bei Heimbewohnern auf, deren Immunsystem geschwächt ist. Während sich normalerweise bei von Skabies Betroffenen etwa ein Dutzend Krätzmilben in der Haut aufhalten, können es bei Scabies crustosa hunderte oder tausende sein. Deshalb reicht oft schon ein kurzer Hautkontakt, um sich anzustecken.
Ursache für Krätze: Wie entsteht Skabies?
Krätze entsteht durch direkten und engen Hautkontakt mit einem Menschen, der bereits von Skabies befallen ist. Ursache für die Krätze sind winzige Parasiten (Skabiesmilben), die auf und in der Haut Eier und Ausscheidungen hinterlassen. Diese Fremdkörper bewirken eine Reaktion des menschlichen Immunsystems, die sich in Form von Hautausschlag und starkem Juckreiz äussert.
Ein kurzes Händeschütteln, ein Kuss links und rechts auf die Wange reichen nicht aus, um sich anzustecken. Der Hautkontakt muss mehrere Minuten lang bestehen, weil sich die Milben nur sehr langsam bewegen und nicht wie ein Floh von einem Menschen auf einen anderen springen können.
Krätzmilben: winzig, aber fies
Mit dem blossen Auge sind sie gerade noch zu erkennen: Weibliche Skabiesmilben sind nur 0,3 bis 0,5 Millimeter gross. Nachdem sie auf der menschlichen Hautoberfläche von den kleineren Männchen befruchtet wurden und diese sterben, beginnen die Weibchen ihr Werk. Sie graben sich tunnelartige Gänge, in denen sie bis zu zwei Monate lang überleben können. Hier legen sie ihre Eier ab, aus denen nach zwei bis drei Tagen Larven schlüpfen. Die schwärmen aus und suchen sich Hautfalten und Vertiefungen, in denen nach etwa zwei bis drei Wochen neue Milben heranwachsen.
Symptome von Krätze
Starker Juckreiz, unangenehmes Brennen, lästige Hautausschläge – das sind die typischen Anzeichen für Krätze. Vor allem nachts im warmen Bett und an warmen Stellen des Körpers beginnt es bei den Betroffenen schon im Krätze-Anfangsstadium zu jucken. Das Bedürfnis, sich zu kratzen, entsteht meistens an Stellen, die von den Krätzmilben besonders gern aufgesucht werden:
- Zwischenräume von Fingern und Zehen
- Handgelenke
- Falten der Achselhöhle
- Ellenbogenbeuge
- Brustwarzenhof
- Bereich rund um den After
- Genital, insb. Penis-Schaft und -Eichel
Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigt das Krätze-Hautbild häufig auch, dass Gesicht sowie die Hände und Fusssohlen betroffen sind.
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Behandlung von Krätze
Da eindeutig feststeht, welche Ursache Krätze hat, lässt sie sich gezielt behandeln. Von allein verschwinden die Ekzeme und der lästige Juckreiz nicht: Die Scabies-Therapie hat erst dann Erfolg, wenn die Verursacher der Krätze vernichtet sind – also die Milben, ihre Larven und Eier.
Skabies gehört zu den Krankheiten, bei denen auch Menschen therapiert werden, die keine Beschwerden haben. Denn Krätze kann ansteckend sein, bevor sich die ersten Symptome zeigen. Deshalb werden in Wohn- und Lebensgemeinschaften mit häufigen und längeren Hautkontakten häufig nicht nur Skabies-Patienten behandelt, sondern auch deren Mitbewohner. Dasselbe gilt für Betreuungsinstitutionen und die entsprechenden engen Kontaktpersonen.
Skabies-Therapie von aussen
Bei der äusserlichen (lokalen) Behandlung von Krätze wird häufig der Wirkstoff Permethrin auf den gesamten Körper (Aussparung des Gesichts bei Erwachsenen) aufgetragen, meist als Creme oder Lösung. Das Krätze-Medikament tötet als Milbengift die Parasiten sowie ihre Eier ab. Acht bis zwölf Stunden nach dem Auftragen soll es gründlich abgewaschen werden. Nach etwa 10-14 Tagen muss eine erneute Behandlung erfolgen.
Jede Krätze-Therapie sollte nur nach ärztlicher Absprache erfolgen – am besten, sobald sich erste Anzeichen von Krätze bemerkbar machen. Bei der Behandlung von Krätze gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten: die äussere und die innere Therapie.
Innere Behandlung von Krätze
Früher wurden in der Schweiz vor allem Cremes gegen Skabies eingesetzt, doch Studien haben gezeigt, dass Tabletten oft wirkungsvoller sind. Ein bewährtes Krätze-Medikament ist Ivermectin; der Wirkstoff wird in Form einer einzelnen Tablette geschluckt. Nach etwa 10-14 Tagen muss die Scabies-Behandlung wiederholt werden.
Häufig wird Krätze auch kombiniert behandelt, mit Cremes und Tabletten.
Gibt es Hausmittel gegen Krätze?
Ich glaube, ich habe Krätze: Was tun? Das ist meist die erste Frage, die sich Betroffene stellen, wenn sie von Juckreiz gequält werden. Die klare Antwort lautet: Welche Symptome Krätze auch auslöst – sie sollten nur von einer Ärztin oder einem Arzt behandelt werden. Denn einfache Hausmittel, etwa kühlende Salben, können die Ursache für Krätze nicht beseitigen.
Gleichwohl sollten Betroffene während und nach der Krätze-Therapie dafür sorgen, dass kein erneuter Ausbruch stattfindet:
- In Stoffen, die intensiv mit der Haut in Kontakt kommen, können sich Krätzmilben verbergen. Die Textilien sollten deshalb bei 60 Grad gewaschen werden.
- Falls das nicht möglich ist, lassen sich die Parasiten auch abtöten, indem man die Wäsche mindestens 48 Stunden lang bei Zimmertemperatur in gut verschlossene Plastiksäcke steckt.
- Polstermöbel sollten gründlich abgesaugt und möglichst vier Tage lang nicht benutzt werden.
Prognose: Wie verläuft Krätze?
Wenn Milben Krätze erzeugen, dauert es eine Weile, bis die Betroffenen es merken: Zwei bis fünf Wochen können vergehen, bis die Haut nach dem Parasitenbefall reagiert und juckt. So lange brauchen die körpereigenen Abwehrzellen beim ersten Mal, um mit einer Immunreaktion auf die Eindringlinge zu antworten. Beim zweiten Mal und bei weiteren Milbenattacken kennt das Immunsystem die Parasiten bereits und reagiert schneller – die Krätze-Anzeichen sind schon nach wenigen Tagen zu spüren.
Die juckende Haut ist gerötet, sie zeigt stecknadelgrosse Bläschen und erhabene Pusteln. Welche Art von Hautveränderungen Krätze verursacht, ist nicht immer einheitlich. So können in manchen Fällen auch die gebogenen Gänge der Krätzmilben oder sogar die Tiere selbst sichtbar werden.
Auch wenn Skabies keine gefährliche Krankheit ist, kann es beim Krätze-Verlauf zu Komplikationen kommen. Falls die Haut stark entzündet und offen ist, können Bakterien eindringen und Infektionen entstehen lassen.
Auch nach einer erfolgreichen Krätze-Therapie hält der Juckreiz meist noch einige Wochen lang an. Dasselbe gilt für den Hautausschlag, medizinisch postskabinöses Ekzem genannt. Ärztlich verschriebene Salben und Cremes können den Betroffenen Erleichterung verschaffen – bis das Thema Krätze für sie endgültig erledigt ist.
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