Beim Vapen wird mittels einer E-Zigarette eine Flüssigkeit erhitzt und als Aerosol inhaliert. Die sogenannten Liquide enthalten Glyzerin, Propylenglykol, Aromastoffe und in der Regel auch Nikotin. Für Macé Schuurmans, Leitender Arzt der Klinik für Pneumologie am USZ, sind die gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten keinesfalls zu unterschätzen.
Text: Jolanda van de Graaf
Macé Schuurmans, wie schätzen Sie als Lungenexperte das Vapen ein?
Wer vapt, inhaliert im Aerosol ein Gemisch aus Aromastoffen, Metallen, Formaldehyd und weiteren krebserregenden Substanzen. Das hat Auswirkungen auf Lunge, Herz und Gefässe. Zudem enthalten E-Zigaretten grösstenteils Nikotin, was zu Abhängigkeit führt. Das Produkt ist nicht standardisiert. Es gibt mittlerweile rund 7000 verschiedene Liquide und Hunderte von E-Zigaretten.
Besonders bei Jugendlichen scheint das Vapen zu boomen. Wie nehmen Sie das wahr?
Gemäss Studien hat mindestens ein Drittel der Jugendlichen bereits Erfahrung damit. Selbst wenn sie zu Hause nicht nach Zigarette riechen, können Jugendliche trotzdem bereits nikotinabhängig sein. Die Liquide riechen unter anderem nach Kaugummi, Beeren, Cola oder Litschi. Kommt hinzu: Der Verkauf von E-Zigaretten an Jugendliche ist in der Schweiz noch immer nicht geregelt. Da ist die EU einen Schritt weiter.
Für mich ist das Vapen ein Einstiegsmittel in den Tabakkonsum, denn Nikotinabhängige greifen oft zu Tabak, um den Bedarf an Nikotin zu decken.
Sollte Vapen verboten werden?
Für Kinder und Jugendliche klar ja.
Auf Social Media kursieren Berichte von Vaping-Opfern auf Intensivstationen. Was ist da dran?
Vapen kann zweifellos zu gesundheitlichen Reaktionen führen. Eine davon ist die bronchiale Hyperreaktivität, ein dem Asthma ähnliches Krankheitsbild, bei dem sich die Bronchien verengen. Es entstehen Husten und Atemnot. Es gab vor allem in den USA nach dem Vapen Fälle auf Intensivstationen mit Lungenversagen und mehrere Todesfälle. Wer Giftstoffe inhaliert, vermindert nicht zuletzt seine Immunabwehr und öffnet Tür und Tor für Infektionen.
Warum sehen Sie Vaping nicht als Alternative zum Rauchen?
Wer als Arzt die E-Zigarette für den Rauchstopp empfiehlt, verletzt meines Erachtens die Sorgfaltspflicht.
Warum?
Weil eine E-Zigarette kein standardisiertes Medizinalprodukt ist, weil es die Nikotinabhängigkeit fördert und weil es erwiesenermassen ebenfalls zu Schäden führt. Es gibt gute Alternativen für den Rauchstopp: wiederholte Beratung und diverse Medikamente. Am USZ haben wir in der Pneumologie sowie in der Kardiologie massgeschneiderte Angebote für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten.