Seit 20 Jahren operiert José Oberholzer mit dem Roboter. Als weltweit Erste haben sein Team und er in Chicago diese Technik in der Transplantation eingeführt.
Minimalinvasive Eingriffe, bei denen mit Kamera versehene Instrumente durch kleine Hautschnitte eingeführt werden, gibt es schon lange. Diese Instrumente sind aber steif, mit Essstäbchen vergleichbar. Zudem sieht der Chirurg bei diesen Eingriffen lediglich ein 2D-Bild, die räumliche Tiefe muss er sich vorstellen. Für komplexe Eingriffe braucht es deshalb sehr viel Erfahrung und langjährige Übung.
Orientierung in 3D
Der Roboter übersetzt die Handbewegungen des Chirurgen dagegen eins zu eins, kann auch Drehungen und spezielle Winkel ausführen. Er berechnet zudem eine 3D-Visualisierung, was die Orientierung massiv vereinfacht. Für José Oberholzer ein weiterer gewichtiger Vorteil: «Die Lernkurve mit dem Roboter ist unheimlich steil. Chirurginnen sind bereits nach wenigen Operationen selbstständig.»
Gezielter Einsatz
Ideal ist der Einsatz von Robotik aus Sicht von José Oberholzer für die Entnahme einer Niere (oder eines Leberlappens) bei einem Lebendspender. Es werden vier kleine Schnitte gesetzt: je einer links und rechts, quasi für die «Hände», ein kleiner Schnitt für die Kamera und ein etwas längerer in der Bikinizone für die eigentliche Organentnahme. Vor der Operation wird der Bauchraum mit Gas aufgebläht, um Raum zwischen die Organe zu bringen. Beim Bikini-Schnitt wird ein spezielles Instrument eingeführt, um das Organ abzutrennen und in einer Art Tasche verpackt aus dem Bauch zu ziehen. Risiko und Belastung sind für den Spender so minimal.