Höhenkrankheit

Sie wollen auf einen höheren Berggipfel steigen? Dann wäre es sinnvoll, sich über Höhenkrankheiten zu informieren. Ab einer Höhe von über 2‘500 Metern können möglicherweise Beschwerden auftreten. Es gibt mehrere Möglichkeiten zur Behandlung von Höhenkrankheiten. Dazu gehören Verhaltensmassnahmen und der Einsatz von Medikamenten.

Was ist Höhenkrankheit?

Vier Bergsteiger beim Aufstieg

Als Höhenkrankheiten bezeichnet man verschiedene Formen von unerwünschten gesundheitlichen Auswirkungen, die durch den niedrigen Luftdruck und den Sauerstoffmangel beim Aufenhalt in der Höhe verursacht werden. Wenn Personen, die im Unterland leben, rasch auf über 2‘000 Meter über Meer steigen, zeigen sich akute Höhenkrankheiten, die unterschieden werden können. Chronische Höhenkrankheiten können bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Hochlandregionen auf über 3‘000 m in Südamerika und Asien auftreten.

Häufigkeit von akuten Höhenkrankheiten: Über die Häfte der Bergwandernden sind bei raschem Aufstieg auf über 3‘000 m betroffen

Die häufigste Form von akuten Höhenkrankheiten ist die akute Bergkrankheit. Sie betrifft ca. 50% der Personen, die innert weniger Stunden vom Tiefland auf über 3‘000 m aufsteigen. Wesentlich seltener sind das Höhenhirnoedem und das Höhenlungenoedem.

Niedriger Sauerstoffpartialdruck

Die Ursache der Höhenkrankheiten ist der niedrige Sauerstoffgehalt (Sauerstoffpartialdruck) in der Höhenluft. Je höher Sie steigen, desto niedriger ist dieser, und desto weniger Sauerstoff kann mit der Atmung ins Blut aufgenommen werden. Dadurch entsteht eine sogenannte Hypoxämie, ein Sauerstoffmangel im Blut. Lunge und Herz versuchen den Mangel auszugleichen, in dem die Atmungs- und Herzfrequenz erhöht werden.
Nicht jeder wird beim Aufsteigen höhenkrank.
Risikofaktoren für akute Höhenkrankheiten sind:

  • Schnelles Aufsteigen: Rascher Aufstieg auf über 3‘000 m und mehr als 300 Meter pro Tag ab einer Höhe über 4‘000 Meter
  • Bekannte individuelle Anfälligkeit auf Höhenkrankheiten
  • Flüssigkeitsmangel, Überanstrengung und nicht ausgeheilte Infektionen
  • Frauen und junge Erwachsene sind anfälliger
  • Sie leiden unter Migräne oder haben bereits früher unter Höhenkrankheit gelitten

Kopfschmerzen und mehr

Typischerweise beginnt die leichte Form der akuten Bergkrankheit etwa vier bis sechs Stunden nach dem Aufstieg mit Kopfschmerzen. Weitere Beschwerden sind Schwindel, Reduzierung der Leistungsfähigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Herzrasen, leichte Atemnot, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit. Dieses Krankheitsbild wird auch AMS (,,acute mountain sickness‘‘) genannt. Werden diese Symptome ignoriert, kann es zu riskanten Komplikationen kommen: zu einem Höhenhirnödem.

Das Höhenhirnödem

Die Gefahr eines Hirnödems besteht, wenn Sie sich – trotz erster, milder Symptome der Höhenkrankheit – weiterhin auf 4‘000 Meter oder höher aufhalten. Der langanhaltende und ausgeprägte Sauerstoffmangel im Blut führt zum erhöhten Blutfluss im Gehirn, so dass der Hirndruck steigt. Es bildet sich eine Wasseransammlung im Gehirngewebe, was als Hirnoedem bezeichnet wird. Ein Höhenhirnödem äussert sich durch:

  • Unsicherheit beim Stehen und Sitzen,
  • Koordinations- und Bewegungsstörungen,
  • Bewusstseinsstörungen,
  • Antriebslosigkeit, starker Leistungsabfall.

Ohne medizinische Behandlung führt ein Höhenhirnödem zu Koma und Tod.

Das Höhenlungenödem

Bei auf Sauerstoffmangel empfindlichen Personen kann in Höhen über 3‘500 m ein Höhenlungenödem entstehen. Dabei kommt es zu Gefässverengung und zu einem Blutdruckanstieg in der Lunge. Schliesslich tritt Flüssigkeit ins Lungengewebe und in die Lungenbläschen aus, was die Sauerstoffaufnahme massiv beeinträchtigt.  Nach 48 bis 72 Stunden äussert sich ein Höhenlungenödem durch

  • Atemnot, zuerst bei körperlicher Aktivität und dann auch in Ruhe
  • zunehmender Leistungsabfall,
  • Husten, erst trocken, dann auch mit möglicherweise blutigem Auswurf,
  • Rasselgeräusche beim Atmen,
  • Herzrasen und
  • Zyanose, eine bläuliche Verfärbung der Haut, der Schleimhäute, der Lippen und der Fingernägel.

Chronische Höhenkrankheiten

Chronische Höhenkrankheiten können bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Hochlandregionen auf über 3‘000 m in Südamerika und Asien auftreten. In Europa ist die Gefahr an einer chronischen Höhenkrankheit zu leiden minimal, weil auch die höchsten permanenten Siedlungen und Wohnorte unterhalb 3‘000 m liegen.

Bewertungsfragebogen und Pulsoximetrie

Zur Diagnose der Höhenkrankheit ist das Lake Louise Scoring System (LLSS) hilfreich. Es wurde für die Bewertung der Symptome bei Erwachsenen mit einer akuten Höhenkrankheit entwickelt. Während des Aufenthalts auf dem Berg kann mit Hilfe des Fragebogens eine Selbstbewertung durchgeführt werden. Darüber hinaus kann die arterielle Sauerstoffsättigung mit einem Pulsoximeter gemessen werden.

Die Diagnose einer akuten Höhenkrankheit basiert auf die folgenden Kriterien:

  • Kürzlicher Aufstieg und Aufenthalt auf mindestens 2‘500 m (innerhalb der letzten vier Tage)
  • Vorhandensein von Kopfschmerzen
  • Vorhandensein von mindestens einem anderen Symptom
  • Eine Gesamtpunktzahl von 3 oder mehr aus dem Bewertungsfragebogen des LLSS

  1. Kopfschmerzen:
  • Nein = 0
  • Mild = 1
  • Moderat = 2
  • Ernst = 3
  1. Magen-Darm Symptome:
  • Nein = 0
  • Appetitlosigkeit oder Übelkeit = 1
  • Mässige Übelkeit oder Erbrechen = 2
  • Ernste Übelkeit oder Erbrechen = 3
  1. Müdigkeit und Schwäche:
  • Nein = 0
  • Mild = 1
  • Moderat = 2
  • Ernst = 3
  1. Schwindel und Benommenheit:
  • Nein = 0
  • Mild = 1
  • Moderat = 2
  • Ernst = 3
  1. Schlaflosigkeit:
  • Nein = 0
  • Mild = 1
  • Schlecht geschlafen = 2
  • Überhaupt nicht geschlafen = 3

Schlafstörungen sind bei einem Höhenaufenthalt häufig aber in der Regel harmlos und sie werden nicht mehr als Teil der akuten Bergkranheit angesehen. Eine Gesamtpunktzahl von drei bis fünf im Lake Louise Fragebogen deutet auf eine milde akute Bergkrankheit hin. Eine Punktzahl von sechs oder mehr deutet auf eine schwere akute Bergkrankheit.

Nur langsam!

Die beste Methode eine Höhenkrankheit zu vermeiden ist der langsame Aufstieg. So kann sich der Körper allmählich an den Sauerstoffmangel anpassen, was Akklimatiksation genannt wird. Ab 3‘000 Metern sollten Sie nicht mehr als 300 bis 500 weitere Höhenmeter pro Tag aufsteigen. Wählen Sie einen möglichst niedrigen Schlafplatz und nehmen Sie sich Zeit, um auszuschlafen. Genügend Erholung ist für den Körper in diesen Höhen wichtig. Während der Anpassungsphase sollten Sie sich nicht zu sehr anstrengen. Trinken Sie viel Wasser und möglichst keinen Alkohol.

Etwas Training vor dem Hauptaufstieg hilft Ihnen zusätzlich, sich an die Höhenluft anzupassen: Kurze Touren in mittleren Höhen über drei Monate verteilt, erleichtern Ihrem Körper die spätere Anstrengung in großen Höhen.

Mit Höhen über 3‘000 Meter sollten Sie vorsichtig sein:

  • bei Erkrankungen der Lunge, des Herzens oder des Kreislaufs und bei weiteren Erkrankungen, die nicht stabil sind
  • bei einer Infektion, die noch nicht komplett ausgeheilt ist,
  • bei einer Dauermedikation. In diesem Fall sollten Sie uns fragen, ob Sie sich die Tour zumuten können.

Falls Sie schon einmal eine Höhenkrankheit hatten oder sie dafür anfällig sind, verschreiben wir Ihnen eventuell Medikamente, die Sie vorbeugend einnehmen können.

Eine medikamentöse Prophylaxe ist eventuell ebenfalls sinnvoll, wenn Sie keine Möglichkeit eines langsamen Aufstieges oder einer genügenden Angewöhnung an die Höhe haben. Folgende Wirkstoffe bieten sich an:

  • Acetazolamid: Es handelt sich um ein Arzneimittel, das zu einer Ansäuerung des Blutes führt und damit die Atmung stimuliert. Dabei wird der Sauerstoffgehalt des Blutes verbessert und Höhenkrankheiten treten weniger häufig auf. Nebenwirkungen sind Geschmacksstörungen, unangenehmes Kribbeln um den Mund, in den Händen und Füssen und allergische Reaktionen.
  • Steroide (zum Beispiel Dexamethason): Sie wirken entzündungshemmend und können zur Prophylaxe der akuten Bergkrankheit eingesetzt werden, falls es eine Unverträglichkeit gegen Acetazolamid gibt.
  • Pulmonale Blutdrucksenker (zum Beispiel Nifedipin): Sie senken den Blutdruck in den Lungengefässen und dienen der Prophylaxe des Höhenlungenödems bei bekanntermassen empfindlichen Personen.

Verlauf und Prognose

Die Prognose von milden Höhenkrankheiten ist sehr gut, insbesondere, wenn Sie rechtzeitig wieder mit dem Abstieg beginnen. Die schweren Formen und Komplikationen können jedoch lebensbedrohlich sein!

Steigen Sie frühzeitig wieder ab

Die wichtigstes Massnahme zur Behandlung der akuten Höhenkrankheit ist das sofortige Absteigen um mindestens 1‘000 Meter – das gilt insbesondere für betroffene Personen mit ernsten Symptomen. Dieser Abstieg kann lebensrettend sein! Ist das nicht möglich, zum Beispiel, weil das Wetter schlecht ist oder es andere logistische Probleme gibt, muss vor Ort behandelt werden. Primäres Ziel ist die Verbesserung der Sauerstoffzufuhr mit der Gabe von Sauerstoff oder durch die Erhöhung des atmosphärischen Druckes in speziellen Drucksäcken.

Folgende Medikamente sind zur Behandlung der akuten Bergkrankheit hilfreich:

  • Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente: zum Beispiel Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin.
  • Steroide: Das Mittel wirkt entzündungshemmend bei schwerer akuter Bergkrankheit und beim Höhenhirnödem.
  • Pulmonale Blutdrucksenker (zum Beispiel Nifedipin): Sie senken den Blutdruck in den Lungengefässen und wirken gegen ein Höhenlungenödem.

Was Sie selbst tun können

Sollten Sie chronische Erkrankungen haben und dauerhaft Medikamente einnehmen, besprechen Sie mit uns, ob wir Ihnen die Reise empfehlen können. Mangelnde Leistungsfähigkeit können wir mithilfe einer Spiroergometrie beurteilen. Dieses diagnostische Verfahren misst unter anderem Atemgase und Atemfrequenz während einer körperlichen Belastung. So lässt sich die Reaktion von Herz, Kreislauf, Lunge und Stoffwechsel beurteilen.

Informieren Sie sich über die Symptome der Höhenkrankheit und achten Sie auf die entsprechenden Symptome während der Reise. Wenn Sie zum ersten Mal an einen Ort reisen, der sich auf über 3‘000 Metern befindet, informieren Sie sich auch über

  • die Besonderheiten des Ortes
  • die medizinische Infrastruktur der Region.

Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.

Für Patientinnen und Patienten

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Tel. +41 44 255 22 21

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