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Rheuma-Nachrichten USZ | Forschungsaktivität an der Universitären Klinik für Rheumatologie

Publiziert am 01. September 2023

Forschung an der Klinik für Rheumatologie des Universitätsspitals Zürich (USZ) hatte traditionell schon immer einen hohen Stellenwert, erlebte aber mit der Berufung von Steffen Gay und dem damit verbundenen Ausbau des Zentrums für Experimentelle Rheumatologie im Jahr 1996 einen deutlichen Aufschwung. Der Forschungsstandort wurde 2016 mit der Ernennung von Oliver Distler zum Klinikdirektor und der damit verbundenen engeren Zusammenarbeit von klinischer und translationaler Grundlagenforschung weiter gestärkt.

Heute vereint die Forschung an der Klinik für Rheumatologie drei Standorte und deckt auf international kompetitivem Niveau Grundlagenforschung im Zentrum für experimentelle Rheumatologie und klinische Forschung in den Bereichen systemische Sklerose, rheumatoide Arthritis, Spondyloarthritis, chronische Rückenschmerzen, komplexesm regionales Schmerzsyndrom, Sjögren Syndrom sowie Mischkollagenosen und Vaskulitiden ab.

Insgesamt sind rund 60 Mitarbeitende in der Forschung in der Klinik für Rheumatologie beschäftigt. Zwölf habilitierte Forschungsgruppenleitende führen ihre jeweiligen Forschungsprojekte zusammen mit promovierten wissenschaftlichen Mitarbeitenden aus den Bereichen Biologie/Pharmakologie/Medizin sowie mit naturwissenschaftlichen und medizinischen Doktoranden und Masterstudierenden und labortechnischem Fachpersonal durch. Zusätzlich arbeiten regelmässig internationale akademische Gäste für einen begrenzten Zeitraum im Labor oder an klinischen Projekten, um spezielle Techniken zu erlernen oder einen spezialisierten Teil eines Forschungsprojekts an der Klinik für Rheumatologie durchzuführen. Der Grossteil der Forschenden wird über Drittmittelgelder finanziert. Das bedeutet, dass für die Saläre wie auch für die Anschaffung von Geräten und Verbrauchsmaterial kompetitiv Geld bei privaten Stiftungen oder staatlichen Förderinstitutionen, wie dem Schweizerischen Nationalfonds eingeworben werden muss. Die auf diese Weise gedeckten Kosten belaufen sich im Durchschnitt auf rund 2,5 Millionen Franken pro Jahr.

Die klinischen Forschungsgruppen befinden sich am USZ Hauptcampus in der Rämistrasse 100. Sie befassen sich hauptsächlich mit Analysen von Daten aus grossen nationalen und internationalen Krankheitsregistern, sind aberan der Durchführung klinischer Studien neuer Medikamentenansätze beteiligt. Namentlich ist vor allem die Mitarbeit in der EUropean Scleroderma Trials And Research group (EUSTAR) zu erwähnen. Dieses internationale Forschungsnetzwerk sammelt und analysiert Daten von Patient*innen mit systemischer Sklerose in über 260 Zentren weltweit. In ähnlicher Weise arbeiten im EuroSpA Kollaborationsnetzwerk Rheumatologen aus 16 europäischen Ländern zusammen um ein breites Spektrum an klinischen Daten von Patientinnen und Patienten mit Spondyloarthritis zu sammeln und zu analysieren. National tragen die ‹clinician scientists› der Klinik für Rheumatologie vor allem zum Aufbau und der Analyse von Daten aus dem SCQM (Swiss Clinical Quality Management) bei, das Daten und Blutproben von Patienten mit chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis enthält. Mithilfe dieser Netzwerke,
in denen standardisiert Daten der Patientinnen und Patienten gesammelt werden, können vielerlei Fragestellungen hinsichtlich Krankheitsverlauf, Therapieansprechen, Co-Morbidität, und ähnlichem adressiert werden.

Seit 2017 arbeitet die Klinik für Rheumatologie am USZ und die Abteilung für Physikalische Medizin und Rheumatologie der Universitätsklinik Balgrist eng zusammen. Einhergehend mit dieser Zusammenarbeit wurde im Forschungscampus am Balgrist eine Forschungsgruppe mit Schwerpunkt auf den Bereichen ‹Komplexes regionales Schmerzsyndrom› und ‹Chronische Rückenschmerzen› etabliert. Die Forschungsgruppe am Balgrist stellt dabei ein ideales Bindeglied zwischen den eher orthopädisch orientierten Forschungsgruppen aus dem muskuloskelettalen Bereich am Balgrist und der Forschungsgruppe mit rheumatologischem Schwerpunkt am Forschungscampus Schlieren dar (➞ Abbildung 3). Beide Standorte nutzen neueste molekularbiologische Techniken, um mehr über die Ursachen und aktivierten Zellen und Signalwege der untersuchten Erkrankungen zu erfahren und so den Weg für optimierte und personalisierte Therapien zu öffnen.

Die entzündlichen rheumatischen Erkrankungen sind durch eine grosse molekulare und klinische Heterogenität gekennzeichnet. Trotz gleicher Diagnose benötigen Patientinnen und Patienten daher individualisierte Therapien. Zur Planung von Proof of concept-Studien ist es entscheidend, Verfahren zu entwickeln, mit denen eine Hemmung des therapeutischen Ziels einfach erkannt oder sogar vorausgesagt werden kann. Für die Identifizierung solcher Biomarker wurde in der Klinik für Rheumatologie eine grosse Biobank mit Blut- und Gewebeproben von Patienten etabliert. Wichtig ist hierbei eine Synthese dieser biologischen Proben und der daraus gewonnenen Daten mit klinischen Charakterisierungen wie Therapieansprechen oder Krankheitsprogression.

Einer der wichtigsten Aspekte jeglicher Forschungsarbeit ist die Kommunikation der Forschungsergebnisse. Dabei sollten andere Forschende auf dem gleichen Gebiet genauso über die Erkenntnisse informiert werden wie medizinisches Fachpersonal, Patient*innen und die allgemeine Bevölkerung. 2022 wurden 66 wissenschaftliche Originalarbeiten mit Beteiligung von Forschenden der Klinik für Rheumatologie in anerkannten internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht. Die hohe Qualität und Quantität der wissenschaftlichen Publikationen hat auch dazu geführt, dass die Klinik für Rheumatologie des USZ als ‹EULAR Center of Excellence› ausgezeichnet wurde.

Forschende der Klinik für Rheumatologie präsentieren ihre Ergebnisse auch regelmässig auf grossen internationalen und nationalen Kongressen, zum Beispiel auf den jährlichen Kongressen der ‹European Alliance of Association for Rheumatology› (EULAR) und der ‹Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie› (SGR). Auf diesen Treffen werden neue Kollaborationen geplant und bestehende Kontakte gepflegt. Diese Verbindungen zu anderen Instituten sind gerade auf dem Gebiet der selteneren rheumatischen Erkrankungen und für Forschungsgruppen aus relativ kleinen Ländern wie der Schweiz wichtig, um umfangreichere Patientendaten und Patientenproben zur Verfügung zu haben. Zurzeit arbeiten Forschende der Klinik für Rheumatologie in mehr als 30 Projekten mit Instituten aus 14 Ländern plus der Schweiz zusammen.

Ein neuer Schwerpunkt wurde auf den Bereich Patienteninformation und Patient*innenbeteiligung an Forschungsprojekten gelegt. Hier werden Leitlinien, Informationsveranstaltungen und Netzwerke geschaffen, die die Interaktion mit Patient*innen und den Wissenstransfer an die Öffentlichkeit substantiell verbessern sollen.

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