Das USZ und das Paul Scherrer Institut (PSI) erforschen gemeinsam, ob sich die Bestrahlung mit Protonen für die Behandlung von Speiseröhrenkrebs eignet. Matthias Guckenberger, Direktor der Klinik für Radio-Onkologie, über die Gründe und Ziele.
Prof. Guckenberger, was sind die Vorteile einer Bestrahlung mit Protonen?
Protonen sind im Gegensatz zu Röntgenstrahlen, die wir sonst in der Strahlentherapie einsetzen, Teilchen mit Masse und Ladung. Diese Protonenstrahlung bleibt an planbarer Lokalisation im Körper «stecken». Dadurch wird das gesunde Gewebe hinter dem Tumor maximal geschont werden. Gleichzeitig ist die Protonenbestrahlung aber schwieriger zu steuern, so dass wir heute nicht wissen, ob Patienten mit einem Speiseröhrenkrebs besser mittels Photonen oder Protonen zu bestrahlen sind.
Wo wird diese Art der Bestrahlung heute eingesetzt?
Bisher nutzen wir diese Technik vor allem zur Bestrahlung von Tumoren im Kopfbereich, also z.B. bei kindlichen Hirntumoren, Augentumoren oder seltenen Tumoren der Schädelbasis. Dort haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.
Nun haben Sie erstmals im Rahmen einer Studie einen Patienten mit Speiseröhrenkrebs mit Protonen bestrahlt. Weshalb genau diese Art von Krebs?
Die Speiseröhre liegt eingebettet zwischen den Lungenflügeln im Brustkorb. Bei der konventionellen Bestrahlung kann es zu Komplikationen kommen, insbesondere der Lunge: manche Patienten erleiden zum Beispiel eine Lungenentzündung. Das kann die anschliessend geplante Operation verzögern und dadurch einen negativen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf haben. Hier könnte die Protonentherapie eine Lösung sein und als potentielle schonendere Behandlung die Heilungschancen der Patienten verbessern.
Was ist das Ziel der Studie?
Mit der Studie wollen wir prüfen, ob es mit der Protonentherapie tatsächlich zu weniger Komplikationen der Lungen kommt. Weil es eine relativ seltene Krebsart ist, ist die Studie international ausgelegt. In der Schweiz werden ausschliesslich Patienten vom USZ in die Studie eingeschlossen werden können; wir planen rund 20 Patienten zu behandeln. Bestätigt die Studie unsere Hypothese, könnte die Protonentherapie auf die Indikationsliste des Bundesamtes für Gesundheit zur Anwendung der Protonentherapie gesetzt werden.
Medienmitteilung zur neuen Studie von PSI und USZ