Bakterien gegen Verkalkung
«Man weiss heute, dass Patientinnen und Patienten mit bestimmten Erkrankungen eine andere Zusammensetzung des Mikrobioms haben als gesunde Menschen», erklärt Michael Scharl, Leitender Arzt in der Gastroenterologie und Leiter der Mikrobiom-Sprechstunde. Bei Kranken sei die Diversität der Darmbakterienarten im Mikrobiom reduziert. Die Zusammensetzung der Anteile bestimmter Gruppen von Mikroorganismen an der Gesamtmenge unterscheide sich zum Beispiel bei Patienten mit Rheuma, Hautkrebs oder Multipler Sklerose. «Darüber, welche Funktion bestimmte Darmbakterien bei bestimmten Krankheiten genau erfüllen, wissen wir noch kaum etwas.»
Mirkoorganismen lassen sich noch nach Jahren nachweisen
In die Studie sollen 38 Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes und typischen Risikofaktoren für Herzerkrankungen eingeschlossen werden. Die Hälfte der Teilnehmenden erhält eine «Fäkale Mikrobiota-Transplantation», kurz FMT genannt. Dabei wird via Darmspiegelung eine verdünnte und filtrierte Stuhlprobe eines Spenders mit einem gesunden Mikrobiom in den Dickdarm einer Patientin eingebracht. Schon nach einer einmaligen Spende können sich die Mikroorganismen bei den Empfängern etablieren und lassen sich noch nach Jahren nachweisen. Die andere Hälfte der Studienteilnehmenden erhält ein Placebo.
Hoffnung auf einfache Therapie
Bei der ersten Visite werden die Ärzte die Stuhltransplantation vornehmen und die Herz- und Gefässfunktion untersuchen, und für die Laboranalyse werden Blut, Gewebe und Stuhl gesammelt. Nach sechs Monaten untersuchen die Ärzte das Herz von Neuem. Der Vergleich wird zeigen, ob und inwiefern die Therapie wirksam war. Von den molekularbiologischen Untersuchungen verspricht man sich zudem neue Erkenntnisse über die Funktion der Darmbakterien im menschlichen Körper. Die Studie ist derzeit in der Vorbereitungsphase, und ein Start ist noch in diesem Jahr geplant. Sollten die Resultate die Hypothese bestätigen, würde eine grössere multizentrische Studie in Angriff genommen. Barbara Stähli: «Wir hoffen, mit unserer Forschung einen innovativen, hochwirksamen und kostengünstigen Therapieansatz für Patienten mit koronarer Herzkrankheit entwickeln zu können.»