Ein Bericht von Nina Zellweger
In vielen Entwicklungsländern sind urologische Erkrankungen aufgrund mangelnder Aufklärung, fehlender medizinischer Infrastruktur und kultureller Tabus weit verbreitet, jedoch oft unbehandelt. Häufige Probleme wie Nierensteine, Blut im Urin oder Prostatavergrösserung bleiben in vielen Fällen unerkannt oder werden erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Unser Projekt “Urosanté à Kara“ hat das Ziel, diese Problematik in den umliegenden Dörfern Karas anzugehen, um das Wissen der Bevölkerung zu verbessern und präventive Massnahmen zu fördern.
Zur Umsetzung des Projekts, sind Cyril und ich für zwei Wochen nach Togo gereist. Zusammen mit Professor Kpatcha und zwei Assistenzärzten vor Ort haben wir eine Vortragsreihe über die häufigsten Krankheiten, also Nierensteine, Blut im Urin, Prostatahyperplasie, Infertilität und Erektionsstörungen, aufgestellt. In der ersten Woche haben wir die ganzen Vorbereitungen getroffen. Gemeinsam gestalteten wir illustrierte Posters und Flyers. Auch wenn sich die Suche nach Klebeband, Staffelei und Megaphon in Kara als nicht ganz einfach herausstellte, konnten wir schlussendlich alle notwendigen Utensilien für die Präsentationen beschaffen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, während unseres Aufenthalts in drei Dörfern die Vorträge zu halten, um die Durchführbarkeit des Projekts zu evaluieren. Die nächste Herausforderung bestand nun darin, die Dorfbewohner über unseren bevorstehenden Besuch zu informieren. Anfangs überlegten wir uns, die Information über den Radiosender zu verbreiten, allerdings hat die Mehrheit der Menschen im Dorf gar kein Radio zur Verfügung. Ausserdem sind persönliche Besuche in Togo verbindlicher. Deshalb sind wir gemeinsam mit den Assistenzärzten vier Tage vor unserem eigentlichen Besuch in die jeweiligen Dörfer gefahren, um uns dort vorzustellen. In jedem Dorf gibt es eine kleine Gesundheitseinrichtung, die als erste Anlaufstelle (vor allem bei Malaria und Geburten) dient. Diese werden von einem Chef Santé geleitet. Vor Ort arbeiten ausschliesslich erfahrene Pflegekräfte, jedoch keine Ärzte. Gemeinsam mit dem Chef Santé mussten wir uns anschliessend beim Chef Cantonal, dem Dorfoberhaupt, vorstellen und von unserem Projekt berichten. Dabei stiessen wir stets auf sehr positive Reaktionen. Der Chef Cantonal hat dann seine Boten losgeschickt, um die Menschen zu informieren, dass wir für einen Vortrag vorbeikommen werden.
In der zweiten Woche am Montag um 14 Uhr war es soweit, unsere erste Präsentation stand bevor. Wir mussten uns allerdings noch bis 15:30 Uhr gedulden, da sich die meisten Zuhörer verspäteten. Zum Glück wurden wir darüber aber schon vom Chef Santé vorgewarnt. Dank der grossen Unterstützung der Mitarbeitenden des Gesundheitszentrums, die schon im Voraus Stühle und Tische bereitgestellt haben, konnten die Assistenzärzte den Vortrag in der lokalen Sprache Kabiyè halten. Wir waren sehr erstaunt, dass ein grosses Interesse an unserer Aufklärung vorhanden war. Am Schluss haben wir Flyers mit den wichtigsten Informationen zu den jeweiligen Erkrankungen als Erinnerung mitgegeben. In der Woche konnten wir insgesamt drei Präsentationen in drei verschiedenen Dörfern halten.
Da das Projekt erfolgreich durchgeführt werden konnte, einmal sogar bei grossem Unwetter, kann es nun von den Assistenzärzten im selben Format mit wenigen Optimierungen weitergeführt werden.