Hodenkrebs

Hodentumor, Hodenkarzinom, Keimzelltumor

Hodenkrebs trifft vor allem jüngere Männer von 15 bis 45 Jahren. In dieser Altersgruppe ist Hodenkrebs die häufigste bösartige Tumorerkrankung. Laut Schweizer Krebsliga erkranken jährlich knapp 500 Männer an Hodenkrebs. Früh entdeckt ist das Hodenkarzinom jedoch meist heilbar. Deshalb sollte jeder Mann ab der Pubertät seine Hoden regelmässig auf Verhärtungen abtasten und bei einer Grössenzunahme umgehend einen Arzt aufsuchen.

Was ist Hodenkrebs?

Die beiden Hoden liegen im Hodensack (Skrotum) und haben die Funktion, Spermien, aber auch das Männlichkeitshormon Testosteron zu bilden. Verschiedene Zelltypen der Hoden übernehmen dabei bestimmte Aufgaben und können entarten. In den allermeisten Fällen ist nur ein Hoden betroffen, eine Erkrankung beider Hoden gleichzeitig ist sehr selten. Ein Hodentumor kann selten auch ausserhalb des Hodens im Bauch-oder Brustraum entstehen (sog. extragonadaler Tumor). Dies ist bei 3 bis 5% der Patienten der Fall.

Histologische Subtypen von Hodentumoren

Meistens bilden Keimzellen den Ausgangspunkt des Tumors, also die Zellen, die Spermien produzieren. Dementsprechend heisst der Hodentumor auch Keimzelltumor. Bei Keimzelltumoren unterscheidet man zwei Hauptgruppen:

  • Seminom – die häufigste Form von Hodenkrebs geht aus veränderten Stammzellen der Spermien hervor.
  • Nichtseminom – germinale Tumoren aus verschiedenen Zelltypen, die dementsprechend bezeichnet werden, etwa Dottersacktumor, Chorionkarzinom, Embryonalzellkarzinom, Teratom und andere.

Nicht-germinaler Tumor

Alle andere Hodenkrebsformen werden im Gegensatz zu den germinalen als nicht-germinale bezeichnet. Diese bilden sich etwa aus Bindegewebszellen des Hodens. Die sehr seltenen nicht-germinalen Tumoren sind meist gutartig.

Hodenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Nicht alles über die Entstehung von Hodenkrebs ist bislang erforscht. So sind etwa die Ursachen für einen Hodentumor häufig nicht bekannt. Jedoch weiss man:

  • Dass der Hodenhochstand (bei rund 2% der Neugeborenen) als wichtigster Risikofaktor gilt., Hodenhochstand bedeutet, dass der Hoden nach der Geburt nicht in den Hodensack gewandert. Damit erhöht sich das Risiko für Hodenkrebs um bis zu 20 Prozent.
  • Dass es eine genetische Komponente gibt, wenn also der Vater schon an Hodenkrebs erkrankte, hat der Sohn ein erhöhtes Risiko.
  • dass die Bereitschaft, einen bösartigen Keimzellentumor zu entwickeln, bereits vorgeburtlich festgelegt sein kann. Hier können erhöhte Östrogenspiegel der Mutter eine Rolle spielen. Sie bewirken, dass sich die Keimzellen beim Embryo verändern und viele Jahre später der Betroffene Hodenkrebs bekommt.

Symptome: Nicht nur die tastbare Verhärtung im Hoden

Häufigstes Symptom ist eine meist schmerzlose, tastbare Veränderung bzw. Vergrösserung in einem der Hoden, manchmal mit einem Schweregefühl oder Ziehen verbunden.

Symptome, die bei weiter fortgeschrittenen, bereits metastasierten Hodentumoren auftreten können sind:

  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Luftnot
  • Müdigkeit
  • Gynäkomastie (Entwicklung einer Brust beim Mann)

Bei Auftreten der oben genannten Symptome sollte umgehend ein Arzt zur weiteren Diagnostik aufgesucht werden.

Diagnose Hodenkrebs

Zuerst wird Ihre Krankengeschichte aufgenommen (Anamnesegespräch). Bei der folgenden körperlichen Untersuchung werden dann die beiden Hoden zunächst manuell abgetastet. Es folgt in der Regel ein Ultraschall der Hoden.

Hodensonografie

Genauere Details liefert die anschliessende Ultraschalluntersuchung, die Hodensonografie. Sie stellt Veränderungen im Gewebe deutlich dar. Zusätzlich lassen sich mit Ultraschall rasch und schmerzfrei auch die benachbarten Lymphknoten und der Bauchraum untersuchen, um zu erkennen, ob der Tumor bereits gestreut hat.

Bestimmung von Tumormarkern

Zusätzlich zeigt eine Blutuntersuchung möglicherweise erhöhte Marker im Blut

  • Beta-Humanes Choriongonadotropin (Beta-HCG) – das normalerweise weibliche Schwangerschaftshormon
  • Alpha-Fetoprotein (AFP)
  • Laktatdehydrogenase (LDH)

Häufig sind die Marker  Beta-HCG und auch das AFP erhöht. Ein erhöhter HCG Wert kann alleine schon die Hodentumorerkrankung beweisen.  Bei einem Seminom ist das AFP niemals erhöht. Bei einem Nichtseminom können alle 3 Marker erhöht sein.

Bildgebung

Zur Beurteilung, ob ein Hodentumor bereits gestreut hat wird immer eine Schnittbildgebung von Lunge und Bauch mittels Computertomographie (CT) und/oder Magnetresonanztomographie (MRI) durchgeführt.  Eine PET-Untersuchung hat beim Hodentumor im Rahmen der initialen Diagnostik keinen Stellenwert. Eine Untersuchung der Knochen oder des Kopfes ist nicht obligat und erfolgt nur bei Symptomen oder bei einer sehr weit fortgeschrittenen Erkrankung (sehr hohe Tumormarker, sehr ausgedehnte Metastasen).

Hodenkrebs: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Von Bedeutung ist die Früherkennung. Denn die Therapie bei Hodenkrebs ist ausserordentlich erfolgreich, vor allem, wenn der Tumor frühzeitig entdeckt wird. Man empfiehlt deshalb bereits ab dem 15. Lebensjahr die regelmässige Selbstinspektion der Hoden. Etwa einmal im Monat sollten Männer zum Beispiel beim Duschen, die Hoden sorgfältig abtasten. Warmes Wasser lässt die Haut vom Hodensack etwas weicher werden und entspannen, wodurch sich die Hoden besser tasten lassen.

Verlauf und Prognose bei Hodenkrebs

Die Heilungsrate unabhängig vom initialen Tumorstadium bei Hodenkrebs ist mit mehr als 95 Prozent sehr hoch. Wie bei anderen Krebsarten auch, ist die Prognose besonders günstig, wenn der Krebs frühzeitig erkannt wird, also bevor er Metastasen gebildet hat. Eine Heilung kann jedoch auch in vielen Fällen erzielt werden wenn der Tumor bereits gestreut hat.

Der erkrankte Hoden muss immer entfernt werden. Libido, Potenz und Zeugungsfähigkeit bleiben in der Regel auch mit nur einem Hoden für den Mann erhalten. Denn der zweite Hoden bildet ausreichend Spermien und Testosteron. Kommt es dennoch zu einem Absinken des Testosteronspiegels, oder sind beide Hoden betroffen,  kann das mit entsprechender Testosteron-Substitution ausgeglichen werden.

Ist für die Behandlung eine Chemotherapie erforderlich muss vor Start einer Therapie bei Patienten, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben, Spermien gewonnen und per Kryokonservierung gelagert werden. Alle Patienten müssen vor einem Therapiestart über diese Option aufgeklärt werden.

Hodenkrebs: Behandlung mit Operation, Chemotherapie und Bestrahlung

Ein wichtiger zumeist erster Schritt in der Behandlung ist die Operation (Orchiektomie), die oft auch bereits eine Therapie bei Patienten im sog. Stadium I darstellt (nur der Hoden ist betroffen, keine Metastasen vorhanden).

In den weiter fortgeschrittenen Stadien mit Vorliegen von Metastasen (Stadium II – Metastasen im Bauch und Stadium III – Metastasen in der Lunge oder anderen Organen) ist eine Chemotherapie die Therapie der Wahl. Bei Seminomen im Stadium II (Lymphknotenmetastasen im Bauch) kann alternativ auch eine Strahlentherapie notwendig sein. Bei Nichtseminomen muss im Anschluss an die Chemotherapie bei Vorliegen von Tumorresten, die grösser als 1 cm sind, noch eine Operation durchgeführt werden (sog. Residualtumorresektion). Erst dann ist die Behandlung vollständig abgeschlossen und die regelmässige Nachsorge beginnt.