Teamarbeit im Schockraum
Patientinnen und Patienten mit leichten Verletzungen kommen in der Regel über den Notfall ans USZ. Wer sich beim Heimwerken die Schulter verrenkt oder beim Sport den Knöchel verdreht, wird im Institut für Notfallmedizin versorgt. Je nach Art der Verletzung kommen Spezialisten dazu; immer vor Ort ist ein Arzt oder eine Ärztin der Traumatologie. Werden hingegen mit den Rettungsdiensten Schwerverletzte ans USZ transportiert, etwa nach einem Verkehrsunfall, geht es darum, schnell das Ausmass der lebensbedrohlichen Verletzungen festzustellen. Im Schockraum versammelt sich in kürzester Zeit eine Notfallcrew mit Fachpersonen aus verschiedenen Spezialdisziplinen wie Anästhesie, Unfallchirurgie, Pflege, Medizin oder Neurochirurgie. Sie unternehmen alles, um die Patienten so schnell wie möglich zu stabilisieren und deren Leben zu retten. Das USZ verfügt über zwei interdisziplinäre Schockräume und Operationssäle, die direkt nebeneinander liegen. Dadurch ist im Notfall eine hohe Flexibilität gewährleistet, und es können gleichzeitig mehrere schwerverletzte Personen optimal versorgt werden. Mit dieser Infrastruktur sichert das USZ für die Bevölkerung eine hohe Verfügbarkeit in der Notfallversorgung.
Fachwissen unter einem Dach
Die allerhäufigste Verletzung überhaupt, erklärt Hans-Christoph Pape, sei die Radiusfraktur der Hand. Bei einem Sturz versuche man reflexartig, sich mit den Händen abzufangen. Diese Verletzung komme bei Menschen jeden Alters vor. Da gibt es den jugendlichen Mountainbiker oder die ältere Dame, die ausrutscht. Gerade ältere Menschen brechen sich bei Stürzen zwar häufig den Schenkelhals, aber leider auch die Hand. Das USZ bietet eine Sturzsprechstunde explizit für ältere Menschen an, in der Fachpersonen aus Traumatologie und Altersmedizin zusammenarbeiten. Bei zahlreichen Verletzungen braucht es die Expertise verschiedener Disziplinen, etwa die der Plastischen Chirurgie, der Handchirurgie, des Zentrums für Brandverletzte oder der Psychiatrischen Dienste. «Die Aufteilung in verschiedene Expertengruppen kommt den Patientinnen und Patienten zugute, denn am USZ machen wir nicht nur die Primärversorgung, sondern wir behandeln auch die Folgezustände», sagt Hans-Christoph Pape. Die Wege zu den Spezialistinnen und Spezialisten sind hier kurz, denn alle Fachdisziplinen sind unter einem Dach vereint.
Minimalinvasive Operationen
Für verschiedene Verletzungsregionen gibt es heute spezielle Implantate, mit denen man zum Beispiel instabile Knochen wieder gerade richtet. «Heute verfügen wir über Implantate, die helfen, das Leben der Verletzten zu erhalten», sagt Hans-Christoph Pape. Seit den frühen 60er-Jahren werden standardisierte Implantate hergestellt. Damals wurde auch die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) gegründet, die sich mit Forschung, Entwicklung und Lehre im Bereich der Traumatologie befasst. Seither gibt es Klassifikationen für verschiedene Bruchformen und weltweite Standards nach AO-Klassifikation für Knochenbrüche. Heute wird zudem minimalinvasiv und computerunterstützt operiert. In der Klinik für Traumatologie sind Teams entsprechend spezialisiert, zum Beispiel für die Versorgung von Verletzungen an Extremitäten, Becken oder Wirbelsäule, aber auch von Schwerstverletzten.
Entzündungsreaktionen erforschen
«In der Forschung untersuchen wir zum Beispiel Brüche, die nicht richtig heilen. Wir gehen der Frage nach, welche Faktoren die Heilung beeinflussen», erklärt Hans-Christoph Pape. Einen weiteren Fokus legen die Forschenden der Traumatologie auf die unterschiedlichen Entzündungsreaktionen nach Verletzungen und warum diese bei gewissen Patientinnen und Patienten zu gering oder zu stark ausfallen. Je nach Ausprägung kann eine solche Entzündungsreaktion den Aufenthalt auf der Intensivstation verlängern. Untersucht werden auch Störungen an Knochen und Weichteilen, die dazu führen können, dass nicht gut durchblutete Haut nach wenigen Tagen einfach abstirbt. Mit neuen Durchblutungsmessgeräten, die im Rahmen einer Studie im klinischen Alltag getestet werden, wollen die Forschenden herausfinden, ob bei bestimmten Patienten die Gefahr einer Wundheilungsstörung grösser ist als bei anderen.