Die Schwachstelle der Herzschrittmacher- und Defibrillator-Geräte sind die sogenannten Elektroden (Sonden), welche von der Batterie des Gerätes über die Venen ins Herz führen. Es kann zu Infektionen kommen oder die Elektroden erleiden eine Dysfunktion und sind nicht mehr funktionsfähig. In solchen Situationen kann es notwendig sein, die betroffenen Elektroden zu entfernen. Da diese jedoch über die Jahre hinweg mit dem Körpergewebe verwachsen, braucht es ausgebildetes ärztliches Fachpersonal und spezielles Material, um solche Elektrodenextraktionen durchzuführen. Das Ziel dieser Intervention ist es, die gesamten Elektroden über die Venen schonend und sicher aus dem Herzen zu entfernen. Dies gelingt in der Regel in 98 % der Fälle mit einer sehr geringen Komplikationsrate.
Vorbereitung
Einige Wochen vor dem Eingriff wird ein Sprechstundentermin organisiert, um mit dem ärztlichen Fachpersonal den Eingriff zu besprechen und offene Fragen zu klären. Zudem werden die notwendigen Voruntersuchungen durchgeführt, welche unter anderem ein Röntgenbild des Thorax und eine Herzultraschall-Untersuchung – Echokardiographie genannt – beinhalten. Mit der Echokardiographie wird der aktuelle Zustand des Herzens kontrolliert inklusive der Pumpleistung sowie dem möglichen Einfluss der Elektroden im Herzen auf die Funktion der Herzklappen. Im Detail wird dann besprochen, wie der Eingriff abläuft und welche Komplikationen potentiell zu erwarten sind. Zudem wird diskutiert, welches neue Gerät wieder implantiert werden soll.
Ablauf
Der Eingriff wird in einem speziellen Operationssaal mittels modernster Röntgendiagnostik durchgeführt. Dank der Unterstützung des Teams der Herzanästhesie und der Herzchirurgie sowie der Kardiotechnik können diese Operationen unter bester Herzkreislauf-Überwachung durchgeführt werden. Die Herzanästhesie kümmert sich um die Narkose während des Eingriffs und überwacht den Patienten während der gesamten Intervention. Dazu wird standardmässig ein Schluckultraschall (transösophageale Echokardiographie) verwendet um die Funktionalität des Herzens kontinuierlich zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Der Eingriff beginnt damit, dass die Elektroden für die Extraktion vorbereitet werden. Nach einem Hautschnitt und dem Eröffnen der Tasche wo das Gerät liegt, werden die Elektroden von der Batterie gelöst. Zur Stabilisierung der Elektroden wird dann ein dünner Draht durch die Sonden eingeführt. Nun kann ein spezielles Extraktionswerkzeug über die Sonden eingebracht und dieses schrittweise nach vorne bis ans Ende der Elektroden im Herzen geführt werden. Damit können die Elektroden aus dem Körper entfernt und wenn notwendig, ein neues Gerät implantiert werden.
Nach dem Eingriff
Nach dem Eingriff erwachen die Patienten in aller Regel bereits im Operationsraum und werden darauffolgend auf die kardiologische Überwachungsstation verlegt, wo sich das medizinische Fachpersonal um den postoperativen Verlauf bis zum nächsten Morgen kümmert, bevor die Patienten auf die Normalabteilung verlegt werden. Ein weiteres Röntgenbild des Thorax zur Kontrolle der Position des neuen Implantats wird gemacht und das Gerät kontrolliert. Je nach klinischer Situation sind weitere Untersuchungen notwendig. In stabilen Situationen kann der Patient dann am nächsten Tag wieder auf die Normalabteilung verlegt werden und das Spital am darauffolgenden Tag verlassen.
Nationale und internationale Kollaboration
Die hochspezialisierten Eingriffe werden in der Schweiz nur in wenigen Zentren durchgeführt und das USZ gehört zu einem der führenden Institutionen in diesem Bereich. Ein intensiver Austausch mit anderen Spezialisten ist essentiell. Um die Qualität zu gewährleisten und den Austausch zu fördern, wurde zusammen mit den anderen Leistungserbringern in der Schweiz in den letzten Jahren eine landesweite Kollaboration aufgebaut. Darüber hinaus besteht ein intensiver internationaler Ausstauch u.a. mit der Herzchirurgie an der renommierten Berliner Charité-Klinik, einem der weltweit grössten Elektrodenextraktions-Zentren, und unsere Experten sind regelmässig bei nationalen sowie internationalen Kongressen für Präsentationen und Diskussionsrunden eingeladen.