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Mythen und Fakten rund um die gesunde Scheidenflora

Eine intakte Vaginalflora hält Keime und Krankheitserreger fern. Doch zahlreiche innere und äussere Einflussfaktoren können ihr Gleichgewicht stören. Was Sie für einen gesunden Intimbereich tun können und was zu den Mythen gehört.

Darüber, wie Frau die Scheidenflora im Gleichgewicht hält, kursieren einige Mythen. Damit Sie bei einer gestörten Vaginalflora oder einer Scheideninfektion richtig reagieren können, hilft es, zu wissen, was die Vaginalflora aus der Balance bringt. Erfahren Sie ausserdem, was man vorbeugend tatsächlich tun kann.

Die Fakten

Die Vagina ist vom Scheideneingang bis zum Muttermund in eine Schleimhaut gekleidet, die zahlreiche Funktionen hat. Eine der Wichtigsten ist der Schutz vor Eindringlingen wie Pilzen und schädlichen Bakterien. Dafür braucht die Vagina eine gesunde Scheidenflora. Diese Vaginalflora besteht zum grössten Teil aus nützlichen Milchsäurebakterien. Das Geschlechtshormon Östrogen sorgt dafür, dass sich diese Milchsäurebakterien vermehren und Milchsäure produzieren. Dadurch entsteht im Scheideninnern ein saures Milieu, das es Pilzen, Viren oder anderen Bakterien praktisch verunmöglicht, sich übermässig zu vermehren. Der pH-Wert in der Scheide sollte deshalb immer im leicht sauren Bereich von etwa 4,5 liegen.

Was die Scheidenflora aus der Balance bringt

Für eine gestörte Scheidenflora gibt es verschiedene Ursachen. «Zu den häufigsten zählen die Einnahme von Antibiotika, aber auch häufige Vaginalduschen und eine übertriebene Intimhygiene mit ungeeigneter Seife. Zusätzlich kann ein Östrogenmangel etwa nach der Menopause zu einer Dysbalance führen», sagt Deborah Admaty, Oberärztin an der Klinik für Gynäkologie des Universitätsspitals Zürich. Auch Kondome, welche Spermizide enthalten, können die Scheidenflora beeinträchtigen.

Zu den eher seltenen Ursachen gehören Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien oder Gonokokken, welche die Scheidenflora stören und eine Infektion auslösen können.

Diese Symptome deuten auf eine gestörte Vaginalflora

Gerät die Vaginalflora aus der Balance, entsteht ein basisches Milieu. Pilze und schädliche Bakterien, die von aussen eindringen, haben dann leichtes Spiel und es kann zu einer Scheideninfektion kommen.

«Eine der häufigsten Infektionen in solchen Fällen ist die bakterielle Vaginose», sagt Admaty. Diese verursacht einen fischigen Geruch und vermehrten Ausfluss, was für Betroffene sehr lästig ist. «Bakterielle Infektionen wie diese können mit lokalen Antibiotika behandelt werden, welche die Ärztin oder der Arzt verschreibt. Wichtig ist im Anschluss ein Aufbau mit Laktobazillen. Ansonsten ist die Gefahr eines Rückfalls hoch.»

Anzeichen für eine gestörte Scheidenflora sind zudem Jucken, Brennen oder Schmerzen und teils ein Geschwollenheitsgefühl, zählt die Oberärztin auf. «Diese Symptome sind häufig die Folge einer Pilzinfektion», erklärt Admaty. Teils kann es auch zu Mischinfektionen mit Bakterien und Pilzen kommen. «Selbsttherapien helfen deshalb nicht und können die Situation sogar verschlimmern», sagt Admaty.

4 Mythen über die gesunde Scheidenflora

Der Joghurt-Tampon: Bei den erwähnten Symptomen greifen Frauen nicht selten zu Tampons, die mit Joghurt oder Quark präpariert wurden. Fakt ist: Das kann eine Infektion sogar verschlimmern. Überdies unterscheiden sich die Milchsäurebakterien in Milchprodukten von jenen in der Scheide.

Besser gar keine Tampons verwenden: Oft werden Tampons während der Periode als Ursache für eine gestörte Scheidenflora genannt. Viele Frauen verzichten deshalb darauf. Fakt ist: Während der Periode sollte man den Tampon alle paar Stunden wechseln. Erst wenn ein Tampon vergessen geht, wird es gefährlich. Denn dann können sich schädliche Bakterien allmählich darin vermehren.

Auf Zucker verzichten: Zu viel Zucker beeinträchtigt die Scheidenflora und ist Nahrung für Pilze, ist häufig zu lesen. Fakt ist: Wer sehr viel zuckerhaltige Lebensmittel isst, erhöht das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Diabetes wiederum kann die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen. «Wie viel Zucker ok ist, hängt letztlich vom individuellen Körper ab und lässt sich nicht pauschal sagen. Sicher muss man aber nicht komplett auf Zucker verzichten», sagt Admaty.

Probiotische Ernährung hält die Scheidenflora in Balance: Oft wird empfohlen, Joghurt, Sauerkraut oder Kombucha-Tee zu sich zu nehmen, weil sie die Bildung von Milchsäurebakterien unterstützen. Fakt ist: Hat man eine Antibiotika-Behandlung hinter sich, macht eine vorübergehende probiotische Ernährung durchaus Sinn. «Aber für eine gesunde Scheidenflora reicht eine ausgewogene Ernährung, die sich an der Ernährungspyramide orientiert», erklärt Admaty.

Was dem Gleichgewicht wirklich hilft

Mit den folgenden Tipps können Sie eine gesunde Scheidenflora unterstützen und Infektionen vorbeugen.

  • Auf Vaginalduschen sollten Sie verzichten. Denn dadurch werden auch die guten Milchsäurebakterien ausgespült.
  • Nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten abwischen. Umgekehrt können Bakterien aus dem Darm in die Scheide gelangen und das Scheidenmilieu negativ beeinflussen.
  • Waschen Sie den Intimbereich höchstens einmal täglich und mit einer pH-neutralen Waschlotion oder lediglich mit warmem Wasser. Normale Seifen und Duschgels sind zu basisch und zerstören wiederum die guten Milchsäurebakterien.
  • Tragen Sie Baumwollunterwäsche, die sich bei 60 Grad waschen lässt. Bei synthetischen Slips oder plastifizierten Slipeinlagen schwitzt man im Intimbereich mehr. Der Schweiss wird aber schlechter abtransportiert. Das Zuviel an Feuchtigkeit beeinträchtigt die Vaginalflora.

Wann ist eine Untersuchung sinnvoll?

Sollten Sie eines oder mehrere der erwähnten Symptome haben, die mehrere Tage anhalten, empfiehlt sich eine Untersuchung bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt. Es sei wichtig, die Ursache zu finden, um eine zielgerichtete Behandlung vornehmen zu können, gerade wenn der Auslöser eine Geschlechtskrankheit sei, betont Admaty. In diesen Fällen ist auch eine Behandlung des Partners angezeigt.

Die allgemeine ambulante gynäkologische Sprechstunde bietet die Möglichkeit, nebst der jährlichen Vorsorgeuntersuchung in einem persönlichen Gespräch auch Fragen zur Scheidenflora zu stellen, aber auch Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer gestörten Vaginalflora abzuklären.

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