Wer kennt es nicht: Kaum verlässt man in den kalten Wintermonaten die Wärme und tritt nach draussen, beginnt die Nase zu laufen. Was oft als lästig empfunden wird, ist für den Körper sehr wichtig und vor allem gesund.
Wie so vieles am menschlichen Körper ist die Nase ein Wunderwerk. Sie gehört anatomisch zu den äusseren, oberen Atemwegen und ist im Durchschnitt 5.5 Zentimeter lang. Im Innern ist sie mit einem Schleimfilm überzogen, der sogenannten Nasenschleimhaut. Das ist eine dünne Schicht, besetzt mit Proteinen und Mucinen. Letztere sind spezielle Proteine, die unsere Nase vor verschiedenen Eindringlingen schützen.
Ein ausgeklügeltes Klimasystem
Der Grund für die laufende Nase heisst «Vasodilatation»: Ein Vorgang, bei dem die Blutgefässe erweitert werden, um eine optimale Durchblutung aller Körperteile sicherzustellen. Der Körper passt sich dadurch den ständig ändernden Umständen an. «Im Winter wird die Atemluft durch die Nase mittels Vasodilatation aufgewärmt und befeuchtet», erklärt Michael Soyka, Leitender Arzt der Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie am USZ. «Die Lunge ist sehr heikel. Die Atemluft muss eine gewisse Temperatur und Feuchtigkeit aufweisen. Dafür sorgt die Nase mittels dieser Gefässerweiterung. Gleichzeitig produzieren die Zellen mehr Nasenschleim, was zu einer laufenden Nase führt», so Michael Soyka.
Hinzu kommt das natürliche Phänomen der Kondensation: Der Übergang von Wasser von einem gasförmigen in flüssigen Zustand. Dieser Vorgang, gepaart mit der Vasodilatation, führt zur laufenden Nase im Winter, welche wir als störend und unangenehm empfinden.
«Ich glaube, ich bin krank» – ganz im Gegenteil!
Die Schleimschicht ist ein Schutzmechanismus des Körpers, denn in der Nase sammeln sich eingeatmete Viren und Bakterien. Damit diese Krankheitserreger möglichst nicht in den Körper eindringen, schafft die Nase diese gleich selbst wieder hinaus. Hier hilft die Schleimschicht, die mittels einer «laufenden Nase» die Schädlinge heraustransportiert. Die Nase läuft also manchmal auch wenn wir nicht krank sind – sondern damit wir nicht krank werden.
Übrigens: Auch in den warmen Sommermonaten führt unsere Nase diesen Prozess durch. Da der Körper die eingeatmete Luft aber nicht erwärmen und befeuchten muss, kommt es nicht zu einer laufenden Nase.
Der Nasenfilter
Die Nase funktioniert wie ein ausgeklügelter Filter: Die Nasenhaare filtern bereits grössere Partikel oder Insekten aus, damit diese nicht in den Nasenraum eindringen können. Weiter oben in diesem befinden sich feinste Flimmerhärchen, die die Feinfilterung übernehmen. Sie liegen wie ein Teppich auf der Schleimhaut und transportieren durch ständiges Fächeln unerwünschte Partikel in Richtung Nasenausgang oder Rachen, von wo sie entweder mittels Schleimhaut auslaufen oder aus dem Mund ausgespuckt werden.
Gegen grippeviren- oder auch coronabelastete Aerosole ist aber auch der Nasenfilter machtlos. Aerosole sind spätestens seit der Coronapandemie ein Begriff. Gegen sie hilft gemäss Michael Soyka nur eines: «Maske tragen».