Medienmitteilung

150 Jahre Augenklinik am UniversitätsSpital Zürich: Innovationen in der Augenheilkunde

Das UniversitätsSpital Zürich feiert das 150-jährige Bestehen der Augenklinik mit einer Ausstellung, einer Jubiläumsfeier und einem wissenschaftlichen Symposium. Auf Einladung von Klinikdirektorin Prof. Dr. Klara Landau referierten am Freitag, 9. März 2012, international anerkannte Expertinnen und Experten der Augenheilkunde.

«Mit unserem wissenschaftlichen Symposium werfen wir einen Blick auf sieben grosse Gebiete der Augenheilkunde: Hornhauterkrankungen, Glaukom, Netzhauterkrankungen, pädiatrische Augenheilkunde, Okuloplastik und Neuroophthalmologie», sagte Prof. Dr. Klara Landau. Auf allen Feldern gebe es «wichtige Ansätze und Fortschritte in der Erforschung und Therapie von Augenerkrankungen».

Neue Studien zeigen, dass das Risiko von Hornhautinfektionen bei Kontaktlinsenträgern fünfmal höher ist, wenn die Linsen über Nacht getragen werden statt nur tagsüber, und zwar bei weichen wie bei harten Linsen. Besonders hoch ist das Risiko schwerer Infektionen bei Linsen, die mehrfach eingesetzt werden. Hier kommt es etwa zu Verunreinigungen durch verschmutztes Wasser, so Prof. Dr. John Dart vom Moorfields Eye Hospital in London. PD Dr. Martina Knecht-Bösch von der Augenklinik des UniversitätsSpitals Zürich berichtete über die Rekonstruktion zerstörter Hornhaut mit Stammzellen. Dabei wurden Kontaktlinsen als Trägermaterial für die Zellen eingesetzt. Bislang wurden 18 Patienten erfolgreich mit der Methode behandelt; unerwünschte Nebenwirkungen traten nicht auf.

Nach Operationen des Grünen Stars (Glaukom) kann es zu einem Unterdruck im Auge kommen. Prof. Dr. Dr. Franz Grehn von der Universitäts-Augenklinik in Würzburg demonstrierte eine neue Methode, mit der dies verhindert werden kann. Prof. Dr. Dr. Jens Funk von der Augenklinik des UniversitätsSpitals Zürich plädierte angesichts der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Operationstechniken bei Glaukom für Lösungen, die an den einzelnen Patienten angepasst sind.

Wird der Glaskörper aus dem Auge chirurgisch entfernt, um etwa Netzhautablösungen zu kurieren, hat dies Folgen, die erst allmählich verstanden werden, so Zdenek Gregor vom Moorfields Eye Hospital in London. So beeinflusst der geänderte Sauerstoffdruck die Funktion der Netzhaut, insbesondere in Augen mit Erkrankungen der Netzhautgefässe.

Dr. Dr. Christoph Amstutz von der Augenklinik des UniversitätsSpitals Zürich berichtete über ein computerassistiertes Verfahren, das entwickelt wird, um die Behandlung der Netzhaut mit Laser (retinale Photokoagulation) in Echtzeit zu überwachen.

Bei Frühgeborenen kann es aufgrund der Unreife der Netzhaut («Frühgeborenen-Retinopathie») zu schweren Sehbehinderungen kommen, falls die korrekte Behandlung ausbleibt. Untersucht man alle Frühgeborenen im Rahmen eines Screenings routinemässig, ist dies teuer und zudem belastend für das Baby, so Prof. Gerd Holmström von der Universitäts-Augenklinik in Uppsala. Prof. Holmström plädiert für die Schaffung und regelmässige überarbeitung nationaler Richtlinien, um die Frühchen zu identifizieren, die von einem Screening profitieren.

Blutschwämme (Hämangiome) im Bereich der Augenlider können bei Neugeborenen zu einem Verschluss des Auges und in der Folge zu einer Sehschwäche führen. Als rasch wirksam erwies sich die orale Verabreichung des Betablockers Propranolol, berichtete Dr. Rike Michels von der Augenklinik des UniversitätsSpitals Zürich. Bei sechs so behandelten Kindern bildeten sich bei dreien die Blutschwämme komplett zurück, bei den anderen wenigstens zur Hälfte; keines der Kinder entwickelte eine Sehschwäche.

Sind die oberen Tränengänge zerstört, besteht die Behandlung derzeit darin, einen Bypass zu legen, um den Tränenabfluss in die Nase zu ermöglichen. Statt wie bislang üblich Silikonröhren zu verwenden, kommen an der Augenklinik des UniversitätsSpitals Zürich neu nanotechnologisch hergestellte Kunststoffröhren zum Einsatz. Die Methode ermöglicht eine anatomisch nahezu identische Rekonstruktion, so Dr. Dr. Karla Chaloupka. Zudem werden postoperative Schäden und Entzündungen am umliegenden Gewebe vermieden.

Mit den Auswirkungen neurologischer Störungen auf das Sehsystem beschäftigt sich die Neuroophthalmologie. So kann etwa ein chronischer Unterdruck im Schädelinneren zum Einsinken der Augäpfel in die Augenhöhlen führen. Auftreten kann dies bei Patienten, bei denen Gehirnflüssigkeit über eine chirurgisch geschaffene Verbindung (Shunt) in die Bauchhöhle abgeleitet wurde, weil sonst der Hirndruck zu hoch ist, berichtete Prof. Dr. Jonathan Horton von der University of California in San Francisco. Die Komplikation kann vermieden und behoben werden, wenn der Druck im Schädel kontrolliert und korrigiert wird.

Für Erkrankungen der Netzhaut wie die Retinitis pigmentosa, aber auch die altersbedingte Makuladegeneration, gibt es derzeit keine wirksame Therapie, die den Verlust an Sehzellen stoppen oder gar korrigieren könnte. Die Frage, warum Sehzellen sterben und wie dieser Vorgang beeinflusst werden kann, ist ein Forschungsschwerpunkt im Labor für Zellbiologie der Netzhaut unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Grimm. Hier gebe es erste, viel versprechende Ansätze, so Prof. Dr. Klara Landau: «Unser Ziel ist, neue Entwicklungen möglichst schnell vom Labor in die Klinik zu bringen, zum Nutzen unserer Patientinnen und Patienten.»

Drei Ausstellungen rund ums Auge

Während drei Monaten präsentiert die Augenklinik Texte, Fotos und filmische Installationen rund ums Auge. Die Ausstellung «Big Eyes» veranschaulicht Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Augenklinik. Einen künstlerischen Zugang eröffnen filmische Arbeiten von Studentinnen der Zürcher Hochschule der Künste. Faszinierende Nahaufnahmen von Augen zeigt eine Fotoausstellung. Zu besichtigen sind die Ausstellungen vom 8. März bis zum 8. Juni 2012 im Foyer Nord 2 des UniversitätsSpitals Zürich in der Frauenklinikstrasse sowie im Wartebereich der Augenklinik.

Am 8. März 1862 entstand mit der Berufung des Augenarztes PD Dr. Friedrich Horner auf den neu errichteten Lehrstuhl für Ophthalmologie der Universität Zürich die erste Universitäts-Augenklinik der Schweiz. Prof. Dr. Klara Landau leitet die Augenklinik seit 2002, zunächst interimistisch, bis sie 2005 zur Ordinaria berufen wurde. Prof. Dr. Landaus Spezialgebiete sind die Neuroophthalmologie, der Strabismus (Schielen) und die Kinderophthalmologie.