Medienmitteilung

Audit der Herzchirurgie am USZ: Mängel identifiziert, Massnahmen definiert

Die Klinik für Herzchirurgie am USZ wurde im Frühjahr 2020 umfassend auditiert, um interne Hinweise auf Fehler in der medizinischen Behandlung und im Umgang mit Interessenskonflikten abzuklären. Konkret ging es um den Vorwurf, der Klinikdirektor verwende Implantate von Firmen, an denen er selbst beteiligt ist, unabhängig von der individuellen Diagnose der Patienten und Patientinnen. Die Spitaldirektion hat die Anwaltskanzlei Walder Wyss mit der Abklärung beauftragt; sie wurde in medizinischen Fragestellungen durch unabhängige Herzchirurgen unterstützt. Der Schlussbericht des Audits liegt nun vor. Das USZ publiziert den Bericht vollumfänglich. Das Fazit: Die Klinik arbeitet mit hoher medizinischer Innovationskraft, weist aber im Bereich der Patientendokumentation, der Transparenz und der wissenschaftlichen Publizistik deutliche Mängel auf.

​Keine Gefährdung des Patientenwohls

Im Audit wird vorab der schwerwiegende Verdacht ausgeräumt, in der Herzklinik würden persönliche Interessen an der Verwendung bestimmter Medizinprodukte über die Bedürfnisse und Interessen der Patienten und Patientinnen gestellt. Dazu konnten keine konkreten Anhaltspunkte gefunden werden. Es wurden auch keine Hinweise auf eine erfolgte Gefährdung von Patienten identifiziert. Teilweise entsprechen jedoch die Information und die Dokumentationen nicht den geltenden Standards, z.B. in Bezug auf die Aufklärungsgespräche mit Patienten, die Formalien der Studiendokumentation und im Umgang mit involvierten Behörden sowie der sorgfältigen Abbildung der Forschungsergebnisse.

Interessenbindungen offenlegen

Als universitäre Klinik sind die Herzchirurgie am USZ und der Klinikdirektor an der Entwicklung neuer Medizinprodukte beteiligt und setzen diese oft auch erstmalig ein. Bei einigen Patienten und Patientinnen ist ein solcher «compassionate use» die letzte Möglichkeit, einen Behandlungsweg zu finden. Diese Rolle wird in der Klinik für Herzchirurgie verantwortungsvoll wahrgenommen. Die notwendigen Bewilligungen der Swissmedic lagen in jedem Fall vor. Es wurden auch hier keine Hinweise gefunden, dass unsachgemäss gehandelt worden wäre oder persönliche Interessen denjenigen der Patient*innen vorangestellt wurden. Ungenügend gehandhabt wurden allerdings die Offenlegung und Information über Interessenbindungen. Anzumerken ist allerdings, dass sämtliche Interessenbindungen auf der Webseite der Universität Zürich publiziert sind.

Handlungsbedarf erkannt

Die Spitaldirektion sieht umfassenden Handlungsbedarf. Sie hat einen weitreichenden Massnahmenplan entwickelt, dessen Umsetzung bereits angelaufen ist: Die Klinik ist verpflichtet, die festgestellten Mängel umgehend zu beheben. Sie wird mit einer Fachkraft verstärkt, damit die hohen Qualitätsanforderungen des USZ, nicht nur was die medizinische Leistung anbelangt, sondern auch in Bezug auf die umfassende Information gegenüber den Patienten und Patientinnen, sowie die korrekte Dokumentation bei der Aufklärung und in der wissenschaftlichen Publizistik vollumfänglich erfüllt werden.

Die Spitaldirektion verlangt grundsätzlich von sämtlichen Kliniken am USZ umfassende Transparenz. Neu wird die Klinik deshalb quartalsweise Bericht erstatten, welche und wie viele neue Implantate verwendet werden. Dasselbe gilt im Wesentlichen für den sensiblen Bereich der Patientenaufklärung und ihre Dokumentierung. Die Offenlegung von Interessenbindungen ist ein Grundsatz der Compliance am USZ. Nach den Vorwürfen an die Herzchirurgie bzw. den Erkenntnissen aus der Untersuchung werden in diesem Bereich die Kontrollmechanismen am USZ zusätzlich verstärkt.

Audits als Element der Qualitätssicherung

Das USZ führt regelmässig interne und externe Audits in seinen Kliniken und Instituten durch. Ziel ist immer, die Qualität der Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen, das hohe Niveau der Forschung zu halten und Optimierungspotential auszuloten.

Auslöser für Audits können auch Beschwerden oder Hinweise von intern oder extern sein (Mitarbeitende, die Patientinnen selbst, Zuweisende oder Patientenorganisationen). Im Sinne einer umfassenden Fehler- und «Speak Up»-Kultur, ist der Anspruch des USZ, sämtliche Hinweise ernst zu nehmen, objektiv zu prüfen oder prüfen zu lassen und im Alltag des Spitals und der Behandlung der Patienten und Patientinnen Verbesserungen umzusetzen.

Den vollständigen Auditbericht finden Sie hier.
(Einzelne Stellen sind zur Wahrung des Persönlichkeitsschutzes und des Patientengeheimnisses geschwärzt).

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