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COVID-19: Geruchs- und Geschmackssinn kehrt millimeterweise zurück

Viele COVID-19-Patienten verlieren ihren Geruchs- und Geschmackssinn. In einem Fallbericht zeigen Forschende des Universitätsspitals Zürich (USZ), der Universität Rostock und der TU Dresden erstmals mögliche Ursachen der Riechstörung auf. Patienten können zudem hoffen, dass sich der Riechnerv auch bei lange andauernder Anosmie wieder erholt.

Der Verlust des Geschmacks- und Geruchsinns (Anosmie) ist ein häufiges Symptom bei COVID-19. In manchen Fällen ist es das erste Zeichen, in anderen Fällen bleibt die Anosmie sogar der einzige Hinweis auf eine Ansteckung. Schon früh beobachteten Ärztinnen und Ärzte weltweit dieses Phänomen. Warum gerade bei COVID-19 diese Störung gehäuft auftritt und was sie auslöst, ist bisher aber noch nicht untersucht und erklärt.

Der lange Weg des Riechnervs zurück

Der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns tritt auch bei anderen viralen Krankheiten auf oder mit zunehmendem Alter. Ist bei einer Anosmie die für den Geruchs- und Geschmacksinn empfindliche Schleimhaut (olfaktorisches Epithel) in der Nase entzündet, kann sich der Riechnerv wieder erholen und der Geruchs- und Geschmackssinn kehrt zurück. Dies kann jedoch lange dauern, weil der Riechnerv – wie Nerven im Allgemeinen – sich nur millimeterweise erholt; genesene COVID-19-Patientinnen und -Patienten berichten denn auch, dass der Geschmackssinn erst nach Wochen wiederkam – oder noch immer weg ist.

Schädigung im Hirn bedeutet dauernden Verlust

Erste Beobachtungen und Studien der letzten Monate bei Mäusen und Hamstern zeigten Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 nicht nur Organe, sondern auch Hirnstrukturen schädigen kann. Wäre der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns auch bei COVID-19 dadurch ausgelöst, müssten Patienten mit länger bestehenden Symptomen mit einer langen Rekonvaleszenzzeit rechnen oder schlimmstenfalls mit dem unwiederbringlichen Verlust ihres Geruchs- und Geschmackssinns. Aufgrund der rapiden Entwicklung der Pandemie gibt es allerdings noch keine verlässlichen Daten über die langfristige Entwicklung der COVID-19-assoziierten Anosmie.

Erstmals mögliche Ursache der Riechstörung aufgezeigt

Eine Gruppe von Neuropathologen, Neurologen und Intensivmedizinern des Universitätsspitals Zürich (USZ), der Universität Rostock und der TU Dresden hat nun in einem Case report in The Lancet zwei Fälle von COVID-19-Patienten präsentiert, die schwere und multiple Organschäden erlitten hatten und in der Folge gestorben waren. Bei einem der Patienten war zudem eine Anosmie bekannt. Die neuropathologische Untersuchung ergab bei beiden Patienten, dass ihre Riechschleimhaut inklusive des Riechnervs schwer entzündlich verändert, das Riechhirn jedoch nicht betroffen war. Ob die Entzündungen des olfaktorischen Epithels bei COVID-19 direkt durch SARS-CoV-2 verursacht werden oder vermittelt durch Schäden an anderen Zellen, ist noch unklar. Die Fallbeschreibungen der beiden am USZ behandelten Patienten zeigen aber erstmals eine mögliche Ursache der häufigen Riechstörung bei einer Sars-CoV-2 Infektion auf und sind wegweisend für weitere, systematische Untersuchungen an Tiermodellen und grösseren Patientengruppen.

Für COVID-19-Patientinnen und -Patienten, deren Geruchssinn nicht wieder eingesetzt hat, bedeutet die Untersuchung jedoch, dass die Schädigung nur die Riechschleimhaut, aber nicht das Gehirn betrifft und sie deshalb von der Rückkehr ihres Riechsinns ausgehen können – auch wenn dies lange dauern kann.

Originalpublikation:

doi: 10.1016/S0140-6736(20)31525-7

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